Der Stachel sass tief nach der 0:4-Niederlage gegen Chelsea am Sonntag. Nicht nur bei den Fans von Manchester United, sondern auch beim Trainer José Mourinho. Kein Wunder, schliesslich verlor er gegen seine Ex-Mannschaft nicht nur das Spiel, sondern auch den Anschluss an die Tabellenspitze. Sechs Punkte Rückstand hat die United nach neun Runden auf das Spitzentrio mit ManCity, Arsenal und Liverpool.
Und für Mourinho fast noch schlimmer: Die «Red Devils» haben trotz den Mega-Transfers von Ibrahimovic, Pogba und Mkhitaryan fünf Punkte weniger auf dem Konto als vor einem Jahr unter dem vielkritisierten Louis van Gaal.
Vor dem Derby gegen Manchester City im League-Cup-Achtelfinal war der einstige Erfolgstrainer deshalb bereits ein erstes Mal ernsthaft unter Druck. Eine Niederlage gegen den Stadtrivalen musste Mourinho unter allen Umständen verhindern. Und der gewiefte Taktiker hatte sich dafür einen Zwei-Punkte-Plan zurecht gelegt.
Schon unmittelbar nach dem 0:4 gegen Chelsea begann Mourinho mit dem Krisenmanagement und machte, was er in solchen Momenten immer macht: Er stellte sich schützend vor seine Mannschaft und zog das Interesse auf sich, um so den Druck von den Spielern zu nehmen.
Die aufgebrachten Fans besänftigte Mourinho dann gleich doppelt. Erst mit einem langen Vorwort in der Stadionzeitschrift. «Als Anführer dieser Mannschaft möchte ich mich bei allen Fans von Manchester United auf der ganzen Welt entschuldigen. Die 0:4-Niederlage bei Chelsea war kein United-Ergebnis. Es war ein Ergebnis, dass uns für alle Fans sehr leid tut. Wir alle entschuldigen uns dafür», schrieb der Portugiese.
Jose Mourinho says sorry for Chelsea result. "It has made us all extremely sorry for all our supporters and we all apologise for it." pic.twitter.com/dQT4ImNZlP
— Tom Williams (@tomwfootball) 26. Oktober 2016
Gestenreich dann Mourinhos Einmarsch ins Stadion. Mit seinen Fingern formt er erst ein 0:4 und senkt dann mit zusammen gefalteten Händen entschuldigend den Kopf. Aus dem «Special One» ist der «Sorry One» geworden.
Dass Mourinho den League-Cup-Achtelfinal gegen ManCity und seinen alten Erzrivalen Pep Guardiola nicht auf die leichte Schulter nahm, sah man bereits an der Aufstellung. Anders als die anderen Topklubs schonte er keinen einzigen seiner Topstars und schickte die beste Elf auf den Platz. Darunter leiden mussten mal wieder Ex-Captain Wayne Rooney und Henrikh Mkhitaryan, die beide nicht einmal auf der Bank sassen.
Guardiola dagegen rotierte fast seine komplette Mannschaft durch, schonte nach fünf nicht gewonnenen Pflichtspielen Toptorjäger Sergio Agüero, die Regisseure Fernandinho, Ilkay Gündogan sowie Powerflügel Raheem Sterling.
Die United gab dann auch von Anfang an den Tarif bekannt, ohne dass sie ihre Vorteile in Tore ummünzen konnte. Der einzige Treffer der Partie fiel neun Minuten nach der Pause: Mata kam in zentraler Position zum Schuss und drückte den Ball zur verdienten 1:0-Führung ins Tor.
Mehr kam von den «Red Devils» nicht. Mehr brauchte es aber auch nicht: City blieb harmlos. ManUtd-Keeper David de Gea verlebte einen ruhigen Abend, ohne auch nur ein Mal ernsthaft eingreifen zu müssen. Mourinho holte sich nach der Partie mit sichtlicher Genugtuung Glückwünsche von Guardiola ab und sprach wenig später von einem «wichtigen Sieg».
Über die Partie mochte der Portugiese aber nicht gross sprechen. «Wir haben nicht phänomenal gespielt, aber es war gut. Phänomenal war aber der Spirit, der Zusammenhalt in der Mannschaft.» Und natürlich schmierte Mourinho auch den Fans nochmals etwas Honig ums Maul: «Ich freue mich riesig über diesen Sieg. Nicht weil dieser Sieg wichtig ist für mich, sondern für die Fans, weil sie immer alles für den Klub geben.»
Dank dem erkrampften Sieg und den milde gestimmten Fans stehen für Manchester United und Trainer José Mourinho jetzt wieder ruhigere Tage an. In der Liga warten mit Burnley und Swansea zwei machbare Aufgaben, bevor es dann nach der Nationalmannschaftspause am 19. November zum Duell mit Arsenal kommt.