Der Name lässt die Fans der Grasshoppers erst einmal träumen, an eine grosse und vor allem bessere Vergangenheit zurückdenken: Alain Sutter. Zwischen 1985 und 1993 trug er 262 Mal das GC-Trikot, gewann je zweimal die Meisterschaft und den Cup. Nun ist er der neue Sportchef, der dem kriselnden Klub neues Leben einhauchen soll.
Sutter scheint eine gute Wahl zu sein. Zumindest hat er Erfahrung darin, einen Klub zu stabilisieren. Dies tat er schon bei St.Gallen, wo er ab Januar 2018 ziemlich genau sechs Jahre lang tätig war. Titel gewann der FCSG in dieser Zeit zwar nicht, doch sprangen unter dem von Sutter nach seinem ersten Halbjahr installierten Trainer Peter Zeidler zwei Cupfinals und ein zweiter Platz 2019/20 heraus. Abstiegssorgen hatten die Ostschweizer kaum einmal. Einen weiteren Coach musste Sutter bis zu seinem unfreiwilligen Abgang im Januar 2024 nicht mehr suchen.
Dazu kommt die beeindruckende Transferbilanz: Unter Sutter stiessen Spieler wie Lukas Görtler, Jordi Quintilla oder Lawrence Ati Zigi zum Klub, welche die Fans in St.Gallen noch heute begeistern. Ausserdem holte der Ex-Nationalspieler unter anderem Isaac Schmidt, Cedric Itten und Dereck Kutesa, die alle gewinnbringend verkauft werden konnten.
Bei GC ist er ein klares Upgrade zu Stephan Schwarz, der das Kader in seinem guten Jahr als Sportchef nicht verstärken konnte. Die Ex-Bundesliga-Profis Benno Schmitz und Sonny Kittel halfen ebenso wenig wie der gut 800'000 Franken teure Mathieu Choinière oder die zahlreichen weiteren Neuzugänge. Die beste Verpflichtung war mit Noah Persson ein Leihspieler von YB.
Deshalb wurde nun Sutter geholt. Der 57-Jährige kennt den Schweizer Fussball und dürfte auch dank seiner Arbeit beim FC St.Gallen viele Kontakte haben, die er bei GC nutzen kann. Ausserdem ist er nach Stephan Schwarz und Trainer Tomas Oral wieder ein Name, der in der Schweiz bekannt ist. Eine Identifikationsfigur für die Fans des Klubs. Die Verpflichtung Sutters lässt zudem hoffen, dass die Besitzer in Los Angeles Investitionen in die erste Mannschaft versprochen haben.
«Alain Sutter wird mit seinem überaus grossen Erfahrungsschatz im Schweizer Fussball ein wichtiger Grundbaustein für die Zukunft des Clubs sein», zeigt sich GC-Präsidentin Stacy Johns sicher. Auch Harald Gärtner, der für Europa zuständige Managing Director von Partnerklub Los Angeles FC, ist begeistert: «Alain ist die richtige Person, um GC in die Zukunft zu führen.»
Aber ist es gerade der richtige Zeitpunkt, um über die Zukunft nachzudenken? Nach dem katastrophalen Auftritt bei Schlusslicht Winterthur ist GC zwar weiterhin auf Platz 10, jedoch punktgleich mit den beiden Konkurrenten im Abstiegskampf. Yverdon hat am heutigen Dienstagabend gegen den FC St.Gallen die Möglichkeit, vorbeizuziehen. Bei GC brennt es also in der Gegenwart. Und in dieser kann Sutter nicht helfen.
Vielmehr müssen sich die Zürcher die Frage stellen, ob Tomas Oral noch der richtige Trainer ist. Nach der 0:2-Niederlage vom letzten Wochenende machte er sich sofort aus dem Staub, liess die obligatorischen Medientermine sausen und reiste zur Hochzeit seiner Schwester in Frankfurt. Ein schwaches Zeichen in der aktuellen Situation.
Sportlich ist der Trainereffekt mit Oral längst verflogen. Zunächst blieb GC unter dem Deutschen, der Mitte November übernommen hatte, zwar neun Ligaspiele lang ungeschlagen. In den letzten acht Partien holte GC aber nur noch sieben Zähler und brachte sich vor allem mit den beiden Niederlagen gegen Winterthur in den letzten beiden Runden wieder in den Kampf gegen den direkten Abstieg. Da hilft auch der Sieg gegen Yverdon davor nichts.
Wie der Tages-Anzeiger berichtet, soll im Team ausserdem der Widerstand gegen den 52-jährigen Trainer wachsen. Im Derby vom nächsten Wochenende fehlt Oral zudem gesperrt. Es liegt auch in der Macht des neuen Sportchefs Alain Sutter, ob er dann überhaupt noch Trainer ist.
So könnte Sutter den Grasshoppers womöglich doch schon in der Gegenwart helfen.