Im Mai fällten die 20 Klubs der Swiss Football League einen mutigen Entscheid: Verbunden mit der Aufstockung von zehn auf zwölf Teams führten sie in der Super League Playoffs ein. Auch der um viele Punkte distanzierte Zweite hätte noch die Chance erhalten, in einem finalen Showdown gegen den Ersten den Titel zu holen.
Das war ein visionärer Entscheid, aber womöglich war er zu wenig durchdacht. Ganz sicher erfolgte er ohne Rücksicht auf die Fans. Die sind nicht bloss Zuschauer, die zuschauen. Die sind, wie es der Ursprung des Wortes verrät, fanatisch. Mit ihren Eintrittsgeldern und mit ihrer Leidenschaft bilden sie das Herz eines Klubs. Wer die Fans verliert, hat als Klub verloren.
Und diese Fans waren in grosser Zahl gegen Playoffs. Das zeigte sich in den vergangenen Wochen: In den Farben getrennt, aber in der Sache vereint, legten sich die Anhänger ins Zeug. Sie protestierten mit Spruchbändern in den Fankurven und sie sammelten Unterschriften. Fast 60'000 kamen zusammen, die am Tag vor der Abstimmung in Bern in Anwesenheit von Ex-Nationalspieler Andy Egli der Liga übergeben wurden. Auch neun aktuelle Nationalspieler, unter anderem Stürmer Breel Embolo, bekannten sich mit ihrer Unterschrift gegen Playoffs.
Die Fans überzeugten die Klubpräsidenten auch in Gesprächen. Und die haben nun, nach einem Rückkommensantrag des FC Zürich, etwas Bemerkenswertes gemacht: Sie haben etwas Falsches getan, um das Richtige zu tun. Sie haben ihren eigenen, vor bloss einem halben Jahr gefällten Entscheid gekippt.
Wieso sollte ein kürzlich getroffener Beschluss schon nicht mehr gelten, noch bevor er überhaupt ein einziges Mal angewendet wurde? Das lässt die Präsidenten in einem schlechten Licht dastehen. Weitsicht scheint nicht ihre Stärke zu sein und gründlich überlegt hatten sie es sich im Frühling offenbar auch nicht. Wobei man das natürlich auch anders sehen kann: als die Stärke, einen Fehler einzugestehen und zu korrigieren.
Letztlich ist es richtig, dass es keine Playoffs gibt. Es waren ganz einfach zu viele Beteiligte dagegen. Ein Entscheid kann noch so mutig und visionär sein – wenn er von fast niemandem mitgetragen wird, ist er zum Scheitern verurteilt.
Ob es tatsächlich der Aufstand der Fans war, der zum Meinungsumschwung geführt hat, ist indes unklar. Mindestens ebenso grossen Einfluss dürfte es gehabt haben, dass verschiedene Behörden ihre Bedenken angemeldet hatten. Ein Meister-Playoff zwischen dem FC Basel und dem FC Zürich mit drei kurzfristig angesetzten Finals, in denen es um alles geht? Es wäre der Super-GAU gewesen, hätte eine Stadt einem solchen Spiel keine Bewilligung erteilt.
Dann lieber die kleine Blamage in Kauf nehmen und einen eben erst gefällten Entscheid rückgängig machen – die Episode wird schnell in Vergessenheit geraten. Denn eines ist so sicher wie das Amen in der Kirche: Die Frage nach dem besten Modus wird den Schweizer Fussball weiter beschäftigen. Wer es nicht glaubt, der sollte zweieinhalb Jahre zurückblicken. Damals stimmten die Klubs über das nun angenommene schottische Modell ab – und fanden es nicht gut.