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Lian Bichsel überzeugt in der NHL – so gehört er auch in die Nati

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Lian Bichsel ist das NHL-Debüt geglückt.Bild: IMAGO/Imagn Images
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Nati-Trainer Patrick Fischer kann es sich nicht leisten, auf Lian Bichsel zu verzichten

Lian Bichsel überzeugt in der NHL, doch in der Schweizer Nati bleibt er verbannt. Das droht für Fischer und Weibel zum Pulverfass zu werden.
17.12.2024, 16:4417.12.2024, 17:04
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Lian Bichsel begeistert derzeit die Fans der Dallas Stars. Der junge Schweizer Verteidiger hat vor wenigen Tagen sein NHL-Debüt gegeben und dabei überzeugt. Beim ersten Auftritt in der besten Liga der Welt erzielte Bichsel gleich sein erstes Tor.

Daneben glänzte der 106-Kilo-Brocken mit seiner Physis, aber auch mit seiner Mobilität. In seinem zweiten Spiel beförderte er St.Louis-Stürmer Brayden Schenn mit einem kernigen Check auf die eigene Spielerbank. Und in seinem dritten Spiel – vergangene Nacht gegen Washington – traf Bichsel bereits zum zweiten Mal.

In der Schweizer Nati verbannt

Natürlich sind drei Spiele eine extrem kleine Stichprobengrösse, trotzdem ist das Talent Bichsels unbestritten. Umso erstaunlicher scheint die Tatsache, dass der junge Verteidiger bei Nationaltrainer Patrick Fischer zumindest bis 2026 keine Rolle spielt.

Der Grund: Bichsel hat 2023 das Aufgebot für die U20-Weltmeisterschaft in Kanada abgelehnt. Er war erst kurz zuvor von Nordamerika nach Schweden zurückgekehrt, allerdings nicht zu seinem Stammverein Leksands, sondern zu Rögle. Der Verteidiger war besorgt, dass er nach einer sofortigen wochenlangen Absenz beim neuen Klub rasch keine Rolle mehr spielen würde. Eigentlich eine nachvollziehbare Begründung – nicht aber für Patrick Fischer und Verbandssportdirektor Lars Weibel.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Duo solche Verbannungen ausspricht. Grundsätzlich ist das auch gut, schliesslich soll man nicht nur in die Nati kommen, wenn man gerade Lust hat. Allerdings lassen Fischer und Weibel Fingerspitzengefühl und Konsequenz vermissen. Andere Spieler wie Roman Josi oder Pius Suter haben jüngst wegen der familiären oder sportlichen Situation der Nati auch schon abgesagt und wurden dafür nicht bestraft.

Die Schweiz braucht NHL-Spieler

Anders als Kanada, die USA oder Schweden hat die Schweiz nicht Dutzende NHL-Spieler zur Verfügung. Sie kann es sich schlicht nicht leisten, freiwillig auf derart gute Spieler zu verzichten. Zumal Bichsels Physis gepaart mit seinem spielerischen Können etwas ist, das in der Schweizer Nati ziemlich selten ist.

Die vergangene WM hat gezeigt, wie fest die Schweiz von ihren NHL-Spielern abhängig ist. Die Nati wurde auf ihrem Weg zur Silbermedaille getragen von Kevin Fiala, Roman Josi, Nico Hischier und Nino Niederreiter. Von den Leistungsträgern aus der hiesigen National League kam wenig. Auch die jüngsten Spiele an der Euro Hockey Tour in Finnland und der Schweiz haben gezeigt, dass sich die Nati ohne NHL-Verstärkung gegen die besten anderen Nationen immer noch schwertut. Von sechs Spielen gegen Schweden, Finnland und Tschechien haben sie in dieser Saison nur zwei gewonnen.

Ein unnötiges Pulverfass

Gerade, wenn bei den Olympischen Spielen 2026 dann die Gegner plötzlich Connor McDavid, Nathan MacKinnon oder William Nylander heissen, braucht die Nati jeden einzelnen NHL-Spieler.

epa06717648 Connor McDavid of Canada in action during the IIHF World Championship Group B Ice Hockey match between Canada and Denmark in Herning, Denmark, 07 May 2018. EPA/Lars Moeller DENMARK OUT
Wenn es bei Olympia gegen Connor McDavid und Co. geht, braucht die Nati jeden einzelnen NHL-Spieler.Bild: EPA/SCANPIX DENMARK

Und so droht der Fall Bichsel für das Duo Fischer und Weibel zum Pulverfass zu werden. Sollte Bichsel weiterhin überzeugen und in der NHL tatsächlich regelmässig zum Zug kommen und von Fischer weiterhin nicht aufgeboten werden, macht er sich angreifbar. Insbesondere dann, wenn die nächste WM in Dänemark oder die Olympischen Spiele in Turin ohne Bichsel zum Debakel werden sollten.

Natürlich würde ein solches Debakel nicht nur an der Nichtberücksichtigung Bichsels liegen, doch Fischer und Weibel müssten sich unangenehmen Fragen stellen, warum sie aus Sturheit auf die bestmögliche Mannschaft verzichtet haben.

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quelle: imago/usa today network / imago images
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106 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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mad_aleister
17.12.2024 16:59registriert Januar 2016
Sehr subjektiver Kommentar, achtung.

Ich mochte Fischer nie, auch nach zwei Silbermedaillen finde ich ihn nicht gut. In fast allen Belangen.
Auch Weibel. Mochte ich, seit er vom aktiven Profisport zurückgetreten ist, einfach nicht.

Diese Posse um Bichsel finde ich auch unnötig. Vor allem wenn man seine Gründe zur Absage gehört hat. Ich finde vor allem die Argumentation und das Aufbauschen mit einer Sperre bis und mit Heim-WM 2026 absolut übertrieben. Bringt niemand was... am wenigesten Fischer/Weibel. So long, blitzt was das Zeug hält.
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Pedro Rodriguez
17.12.2024 17:03registriert November 2018
Der Junge hat alles richtig gemacht und sich auf seine Karriere fokussiert. Jetzt zeigt sich, dass es die richtige Entscheidung war damals auf die Natiaufgebote zu verzichten.
Die Herren Weibel und Fischer sollen doch einfach mal über ihren Schatten springen und den Jungen aufbieten. Sonst wird langsam einfach peinlich
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el_bengalo
17.12.2024 16:50registriert April 2016
Fischer nervt einfach nur noch.
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    Frieden freut sich schon über den silbernen «Plämpu», da schenkt ihr Jacobellis Gold
    17. Februar 2006: Weil die Amerikanerin Lindsey Jacobellis beim zweitletzten Sprung eine Showeinlage zeigt und stürzt, wird sie von Tanja Frieden noch überholt. Die Schweiz jubelt über unverhofftes Gold.

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