«Er ist ein Model und er sieht gut aus», müssten Kraftwerk reimen, würden sie in ihrem Kult-Hit «Das Model» einen Mann und keine Frau besingen. Es wäre eine Zeile wie gemalt für Gigi Buffon, diesen italienischen Sunnyboy, der stets an einen coolen, braun gebrannten Bademeister erinnert.
In Moskau wäre am Abend des 29. Oktobers 1997 eine Badehose aber so ziemlich die verkehrteste Kleiderwahl. Es schneit so stark, dass die Wiese des Dynamo-Stadions für ein Radquer die ideale Unterlage bilden würde. Doch an diesem Abend wird Fussball gespielt. Zwischen Russland und Italien geht es in einer Barrage um die Teilnahme an der WM 1998.
Das Hinspiel ist eine halbe Stunde alt, als Italien zu einem Wechsel gezwungen ist. Goalie Gianluca Pagliuca kann nach einem Zusammenstoss mit dem russischen Stürmerstar Andrei Kantschelskis, der damals in Italien bei der Fiorentina spielt, nicht mehr weitermachen. Pagliucas Ersatz ist blutjung: Gianluigi «Gigi» Buffon, 19 Jahre, neun Monate und einen Tag alt.
Buffon betritt in der 31. Minute den Rasen trotz garstiger Bedingungen in kurzen Hosen. Und er hält Italien trotz Kaltstart im Spiel, pariert vor der Pause glänzend einen Schuss von Dimitri Aleinitschew.
Nach dem Seitenwechsel bringt Christian «Bobo» Vieri die Italiener zunächst in Front. Doch nur zwei Minuten nach seinem Tor legt Fabio Cannavaro seinem eigenen Goalie ein Ei ins Nest.
Mit dem 1:1 in Moskau schaffen sich die Italiener dennoch eine gute Ausgangslage für das Rückspiel. In diesem setzt Cesare Maldini aber nicht auf Buffon, sondern auf Routinier Angelo Peruzzi. Der hält den Kasten rein, Italien gewinnt mit 1:0 und fährt an die WM nach Frankreich.
Für Gigi Buffon ist es das erste grosse Turnier – zu einem Einsatz gelangt er aber nicht. Auch an der EM 2000 muss er, der immer noch das Tor der AC Parma hütet, hinten anstehen. Doch nach seinem Wechsel zu Juventus Turin ist er ab der WM 2002 in Japan und Südkorea die unangefochtene Nummer 1 der Squadra Azzurra.
Der Höhepunkt von Buffons Länderspielkarriere ist leicht zu bestimmen. Am 9. Juli 2006 hext er Italien im Penaltyschiessen gegen Frankreich in Berlin zum vierten Weltmeistertitel.
175 weitere Male ist Gigi Buffon seit seinem Debüt im Kasten der italienischen Nationalmannschaft gestanden. Nachdem die Italiener in der WM-Qualifikation 2018 aber gescheitert sind, hat er seinen Rücktritt bekannt gegeben.