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watson-User über Hasskommentatoren: «Kappt ihr TV-Signal und schenkt ihnen Haustier, Bücher und Fahrrad»

watson-User über Hasskommentatoren: «Kappt ihr TV-Signal und schenkt ihnen Haustier, Bücher und Fahrrad»

28.08.2015, 19:5829.08.2015, 09:40
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Der User schickt’s, wir bringen’s.

Wer sind die Menschen, die in den Sozialen Medien gegen Flüchtlinge hetzen? Die etwa auf Facebook Sätze raushauen wie: «In Buchenwald, Auschwitz und Sachsenhausen ist noch genug Platz».

Reporter von «Spiegel TV» haben den Verfasser dieses Kommentars ausfindig gemacht und nachgefragt, warum er so etwas schreibt:

Ab der 3. Minute:

Der Mann hinter dem Kommentar hat keine Ausbildung, keinen «richtigen» Job – und die Flüchtlinge sind schuld an diesem Leben, weil – ja, weil er ja nicht schuld daran ist. Es entsteht ein Bild eines Menschen, der es in unserer Gesellschaft zu nichts gebracht hat – ein «Verlierer».

Unter den zahlreichen watson-User-Kommentaren zum Video sticht vor allem einer heraus:

watson-User «zombie woof»:

«Eigentlich sind solche Menschen tragische Gestalten. Sie wollen am Leben teilhaben wie jeder andere auch. Da es in der ‹Durchschnittsgesellschaft› kaum Platz für solche Menschen hat, bietet sich eine Plattform wie Facebook an. Dort ist man dann plötzlich Wer, hat vermeintliche Freunde und fühlt sich wahrscheinlich auch geborgen. Man kann noch so dummen Bullshit posten, da ist immer einer, der lobt. Und das ist doch das, was der Mensch immer wieder braucht; ein Lob und auch Bestätigung. Nur geht es hier in die falsche Richtung und kann fatale Folgen haben.»

«Müssen wir den Menschen hinter den Hasskommentaren mehr Liebe schenken?», fragten wir in einem nächsten Beitrag die Community. Hier eine Zusammenstellung der interessantesten Beiträge:

Viele Kommentatoren wollen gar nicht helfen. Wieso auch? User UnFayemous will in erster Linie nicht, dass Meinungen wie die obige weiterverbreitet werden. Wenn es nach ihm ginge, müssten wir solchen Facebook-Hetzern «einfach mehr ‹nicht Beachten› schenken», statt Liebe entgegenzubringen. Und weiter:

«Je mehr solche Kommentare geteilt werden, desto mehr erreichen diese Leute, was sie wollen: Die Verbreitung ihrer Nachricht.»

Für User mirandam ist die Frage nach mehr Liebe im Leben eines solchen Hasskommentators egal, die Sachlage ist für ihn klar:

«Möglicherweise haben sie mehr Liebe in ihrem Leben gebraucht. Ob dies eine Entschuldigung für hasserfüllte Aussagen gegenüber traumatisierten Kriegsflüchtlingen ist? NEIN.»

dracului kann ein solches Verhalten nicht entschuldigen. Er kommentiert:

«Wir leben in einer sehr lieblosen Zeit. Ja, wir brauchen ALLE mehr Liebe!»

Einen konkreten Vorschlag, wie solche Hasstiraden ausgelöscht werden können, hat User Anno1893 – auch wenn es nur Wunschdenken ist:

«Eine ziemlich unrealistische Idee wäre, diese Leute zu zwingen einen Nachmittag mit Kriegsflüchtlingen zu verbringen.»

Sonst sehe er keine Lösung. Schliesslich könne man nicht jeden Mainstream-Hater aufspüren und ihm erklären, «wie stumpf und dumm» seine Einstellung sei.

Aber wer bestimmt denn, wer stumpf und dumm ist? Laut User skorpi müssten wir uns als Erstes selbst reflektieren:

«Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich mich für ach so schlau und gebildet fühle, weil ich gerade wieder einen dummen Kommentar gelesen habe. Mit einer solchen Haltung ist es schwer, glaubwürdig zu kommunizieren.»

Seiner Meinung nach wolle fast niemand einfach nur ‹böse› sein.

Geht es nach Rhabarber, lautet die Zauberformel:

«Vorurteilsfreie Akzeptanz. Wir müssen wieder lernen, andere Menschen in Menschlichkeit anzunehmen, anstatt sie ständig nach Pro und Contra zu klassifizieren und zu bewerten.»

Der Mensch als solches würde heutzutage nur noch über Aussehen, Job, Geld und Status definiert, anstatt über Charakter und Verhalten. 

Ganz vorurteilsfrei können allerdings nicht alle an solche Facebook-Posts herantreten. fischbrot fordert:

«Kappt ihr TV-Signal und schenkt ihnen ein Haustier, ein Bücher-Abonnement und ein Fahrrad.»

TanookiStormtrooper fügt dem Kommentar bei: «Das Internet zu kappen wäre vermutlich nützlicher als das Fernsehen.» Wie viele andere schlägt auch er vor, mal einen Nachmittag lang mit Flüchtlingen zu verbringen und sich ihre Situationen anzuhören, um aufgeklärt zu werden, warum sie hier sind.

blueberry muffi plädiert dafür, mit Fakten an solche Kommentare heranzugehen:

«Es sind nicht die Flüchtlinge, die ihre Sozialhilfe und AHV bedrohen. Es sind nicht die Ausländer schuld, dass sie keine Stelle mehr haben. Man kann nicht billigst Waren kaufen und sich wundern, warum alle Fabriken nach China abwandern.»

Auch SeKu ist für schlagende Argumente ...

«Ein erster Schritt wäre Hasskommentare nicht mehr mit Hasskommentaren zu beantworten. Sondern mit Argumenten.»

... kasivogra für Diskussion auf Augenhöhe:

«Erkenne, dass es sich beim Gegenüber immer um eine Person mit Gefühlen, Ängsten und Sorgen handelt, mit der man auf Augenhöhe kommunizieren soll.»

Seiner Meinung nach wäre schon alleine die Floskel «nach unten treten» nicht angebracht. «Wie singen die Ärzte so schön: ‹Deine Gewalt ist nur ein stummer Schrei nach Liebe. Deine Springerstiefel sehnen sich nach Zärtlichkeit.›» 

Die Ärzte – «Schrei nach Liebe»

Er schliesst ab mit:

«Bei aller angebrachter Kritik an den Hasstiraden und der bedenklichen Art vieler Menschen, sich auszudrücken, verurteile die Tat und das Wort, aber nicht den Menschen.»

Was ist deine Meinung? Wie gehst du mit solchen Hasskommentaren auf Social Media um?

(lis)

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