
Der Trump-Baby-Ballon in voller Grösse.Bild: AP/AP
Donald Trump und Boris Johnson benehmen sich wie verzogene Kleinkinder. Ein Politiker-Trend mit fatalen Folgen.
12.07.2018, 14:0712.07.2018, 22:45

Folge mir
Der Riesen-Baby-Ballon, der als Protest gegen Trumps Besuch in Grossbritannien in diesen Tagen über London schwebt, ist als Provokation gedacht. Der US-Präsident hasst es, mit einem Kleinkind verglichen zu werden. Er ist jedoch auch ein treffendes Symbol für die herrschenden Zustände: Trumps Grössenwahn, seine Tobsuchtsanfälle und seine Sucht nach Anerkennung sind typisch für das Verhalten eines verzogenen Kleinkindes.

Boris Johnson am Steuer eines Militärfahrzeuges.Bild: AP/AP
Boris Johnson teilt den Narzissmus von Trump und benimmt sich ebenfalls wie ein Baby. Der Ex-Aussenminister des Vereinigten Königreichs begründete seinen Rücktritt damit, dass sein Land eine «Kolonie der EU» werde, und dass «der Brexit-Traum erdrosselt» würde. Selbst Parteifreunden ist diese übertriebene Jammerei peinlich.
Typisch für Trump und Johnson ist ihr Umgang mit der Wahrheit. In den USA haben die Faktenchecker längst vor den täglichen Lügen des Präsidenten kapituliert. Johnson hat nicht nur im Brexit-Abstimmungskampf schamlos Unsinn verbreitet. Er hat auch als Brüssel-Korrespondent des «Daily Telegraph» die EU mit absurden, frei erfundenen Behauptungen lächerlich gemacht.
Nie klein beigeben
Typisch für die Baby-Politiker ist auch, dass sie nie zugeben, dass sie sich geirrt oder gar einen Fehler begangen hätten. Stattdessen ziehen sie sich in die Schmollecke zurück und stellen sich als Opfer einer Verschwörung dar. Sie wollen auch, dass ihre Forderungen sofort erfüllt werden, seien sie auch noch so absurd. Das hat Trump am NATO-Gipfel in Brüssel soeben wieder unter Beweis gestellt.
Gegenüber ihren Wählern treten die Baby-Politiker wie Rockstars auf. Gelegentlich wirkt dies geradezu grotesk. So hat sich Trump kürzlich an einer Wahlveranstaltung in Montana mit Elton John verglichen, nur sei er natürlich viel besser, «obwohl ich keine Orgel habe» (kein Witz). Ihre infantilisierten Fans stört dies kaum. Sie reagieren wie Pawlow’sche Hunde auf die immer gleichen Stichworte und grölen dann ihre Parolen wie «lock her up!».

Der Hafen von Qingdao. Chinesische Exporte in die USA sind wegen den Strafzöllen in Gefahr. Bild: EPA/EPA
Typisch schliesslich ist die Verachtung der Baby-Politiker für Experten. Gerade weil sie selbst über kein Fachwissen verfügen, wähnen sie sich allwissend. Selbst die komplexesten Dinge werden so einfach zu lösen. Handelskriege seien «leicht zu gewinnen», glaubt Trump. Ein Brexit sei kein Problem, behauptet Johnson, die USA würden die Handelslücke füllen, welche die EU hinterlässt.
Die mit Allmachtsphantasien gekoppelte Ignoranz der Baby-Politiker ist brandgefährlich. Trumps vermeintlich leicht zu gewinnender Handelskrieg droht nun, aus dem Ruder zu laufen. Soeben hat die US-Regierung weitere Strafzölle gegen China für Importe in der Höhe von 200 Milliarden Dollar beschlossen. Peking hat postwendend Vergeltung angekündigt. An den Rohstoffmärkten fallen die Preise, die Finanzmärkte werden nervös.
Ernüchterung im Vereinigten Königreich
Auch in London macht sich Ernüchterung breit. Bedeutende Unternehmen wie BMW oder Airbus drohen mit Auszug aus dem Vereinigten Königreich. Die britischen Banken realisieren, dass ihnen die EU keine Sonderzüge erlauben wird. Um einen Absturz zu vermeiden, wird Grossbritannien wahrscheinlich einen miesen Deal akzeptieren müssen.
«Kinder an die Macht», sang einst Herbert Grönemeyer. Der deutsche Barde sah dies als positive Utopie. Er wollte kindliche Phantasie gegen die kalte und alternativlose Realität der Erwachsenen stellen. Nun haben wir Babys an der Macht. Die Aussichten sind erschreckend. Wir sind auf bestem Weg in eine Dystopie.
Das könnte dich auch interessieren:
Neue Eskalation im Handelsstreit zwischen den USA und China
Video: srf
Das könnte dich auch interessieren:
Das könnte dich auch noch interessieren:
Anschuldigungen aus den USA gegen die Schweiz, ein ehemaliger russischer Spion in der Schweiz und Forderungen zur Weitergabe von Waffen aus der Schweiz: Das und mehr findet sich in den Sonntagszeitungen. Die Schlagzeilen in nicht verifizierten Meldungen:
Wähler und Wählerinnen der sechs grössten Schweizer Parteien haben sich mehrheitlich für die Weitergabe von Waffen an die Ukraine ausgesprochen. Das zeigte eine Umfrage, die das Forschungsinstitut Sotomo im Auftrag der «NZZ am Sonntag» durchgeführt hatte. Mit 58 Prozent Ja-Stimmen war die Zustimmung der GLP-Wählerschaft am deutlichsten auf die Frage: «Soll die Schweiz anderen Ländern die Weitergabe von Waffen aus Schweizer Produktion an die Ukraine erlauben?». Anhängerinnen und Anhänger der SVP sagten mit 67 Prozent am deutlichsten «Nein», wie eine Grafik in der «NZZ am Sonntag» zeigte. Insgesamt antwortete laut der Zeitung rund ein Drittel mit «Ja» und ein Fünftel mit «eher Ja».