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Donald Trump meint es ernst mit den Zöllen: Das hat er vor

Trump beharrt auf seinen Zöllen. Donald Trump steht vor US/China Flaggen, die von einem Grenzzaun überblendet, ist.
Bild: watson/keystone/imago

Donald Trump meint es ernst mit seinen Zöllen

Die Wirtschaftspolitik des gewählten Präsidenten strotzt vor Widersprüchen.
17.12.2024, 05:5617.12.2024, 13:37
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«Er meint es ja gar nicht so», ist der Standard-Reflex der Trump-Anhänger, die nicht zur Hardcore-MAGA-Meute gehören und ihn trotzdem unterstützen. Es gehört auch zu den vielen Rätseln der aktuellen amerikanischen Politik, dass viele, die Trump gewählt haben, hoffen, dass er seine Versprechen gar nicht einlöst.

Auch die Finanzmärkte haben diese These internalisiert. Deshalb hat es keine Reaktion gegeben auf Trumps Ankündigung, er wolle Kanada und Mexiko mit Strafzöllen in der Höhe von 25 Prozent belegen und diejenigen für China gar auf 60 Prozent heraufschrauben. «Warum sich gross darüber echauffieren?», so das Schulterzucken an der Wall Street. So schlimm werde es doch nicht werden. Schliesslich hat doch Trumps nominierter Finanzminister Scott Bessent erklärt, die Zölle würden in homöopathischen Dosen über längere Zeit verabreicht werden.

FILE - President-elect Donald Trump speaks during a Time magazine Person of the Year event at the New York Stock Exchange, Thursday, Dec. 12, 2024, in New York. (AP Photo/Alex Brandon, File)
Donald Tr ...
Donald Trump wurde vom «Time»-Magazin zur Person des Jahres gekürt.Bild: keystone

Homöopathie ist bekanntlich mehrheitlich Glaubenssache. Auch die Finanzgemeinde scheint sich geirrt zu haben. In seinem Interview zur Person des Jahres mit dem «Time»-Magazin hat Trump klargemacht, dass er, und nur er, letztlich die wichtigen Entscheide treffen werde.

Was die Strafzölle betrifft, stellt das «Wall Street Journal» jetzt klar: «Die angedrohten Strafzölle von Donald Trump haben eine Lobbying-Kampagne hinter den Kulissen ausgelöst, mit dem Ziel, die Pläne des gewählten Präsidenten zu verwässern. Doch diese Bemühungen stehen vor einem nicht zu überwindenden Hindernis: Trump will nicht nachgeben.»

FILE - Republican presidential nominee former President Donald Trump, left, listens as investor Scott Bessent speaks on the economy in Asheville, N.C., Aug. 14, 2024. (AP Photo/Matt Kelley, File)
Muss Trumps Zollpolitik umsetzen: Der nominierte Finanzminister Scott Bessent.Bild: keystone

Die «Washington Post» wiederum will wissen, dass sich das Wirtschaftsteam von Trump bereits intensiv damit befasst, wie man diese Strafzölle so rasch wie möglich in die Tat umsetzen und wie man diesmal ein Fiasko – wie seinerzeit mit dem Einreiseverbot für Muslime – vermeiden kann. In Zoll-Fragen hat der Präsident weitreichende, vom Kongress unabhängige Kompetenzen. Angeblich soll Trump gar bereit sein, das Notrecht auszurufen, um seine Ziele zu erreichen.

Der gewählte Präsident ist nicht nur gewillt, die bereits angekündigten Strafzölle – er hat sich übrigens diesbezüglich nicht mit seinen Beratern abgesprochen – so rasch wie möglich umzusetzen, er hat schon weitere in Aussicht gestellt. Sollten die BRICS-Staaten versuchen, eine Alternative zum Dollar zu schaffen, dann werde er sie mit einem Strafzoll von 100 Prozent bestrafen, drohte Trump jüngst.

Es kümmert Trump offenbar auch nicht, dass diese Strafzölle seine Kernwähler auf dem Lande besonders hart treffen. Denn die davon betroffenen Nationen werden höchstwahrscheinlich mit Gegenmassnahmen darauf reagieren und amerikanische Importe ebenfalls mit Strafzöllen belegen. Die USA exportieren sehr viel landwirtschaftliche Produkte, vor allem Getreide.

Um die Landwirte bei der Stange zu halten, musste Trump sie in seiner ersten Amtszeit mit 60 Milliarden Dollar Subventionen entschädigen. Die Farmer hatten massive Verluste erlitten, weil China kein Soja mehr aus den USA importierte. Mit den nun angekündigten Strafzöllen dürften diese Subventionen noch weit höher ausfallen.

Überhaupt ist Trumps Wirtschaftspolitik übersät mit Widersprüchen. In der «Financial Times» zählt Gillian Tett einige davon auf:

  • Trump hat versprochen, die Inflation wieder auszumerzen. Doch gerade seine Strafzölle dürften die Teuerung weiter anheizen. Sie ist mittlerweile bereits wieder auf 2,7 Prozent geklettert.
  • Jüngst hat Trump versprochen, Fed-Präsident Jay Powell nicht zu entlassen. Das wäre auch juristisch gesehen nicht ganz einfach. Gleichzeitig jedoch will der den «Idioten Powell» dazu nötigen, die Leitzinsen zu senken. Der eigenwillige Fed-Präsident lässt sich jedoch nicht so einfach herumkommandieren.
  • Trump will einen schwachen Dollar. Seine Strafzoll-Politik bewirkt jedoch genau das Gegenteil und stärkt den Greenback.
  • Die klassische Handelstheorie von David Ricardo, wonach Handel allen Beteiligten nützt, lehnt Trump ab. Doch gleichzeitig stärkt er mit seiner Politik den Dollar und fördert so indirekt die Importe. Deshalb geht seine Rechnung, die Handelsbilanz auszugleichen, auch nicht auf.
  • Die amerikanische Wirtschaft boomt vor allem deshalb, weil sie durch Ausgaben des Staates im Infrastrukturbereich angeheizt wird. Das Defizit beträgt derzeit mehr als sechs Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). Trump will dieses Defizit auf drei BIP-Prozente drücken. Gleichzeitig will er aber auch die Steuern vor allem für die Reichen und die Unternehmen massiv senken und diese Lücke mit den Einnahmen aus den Strafzöllen auffüllen. All diese Ziele gleichzeitig zu erreichen, ist gemäss Einschätzung der meisten Ökonomen äusserst schwierig, ja unmöglich.

Der grösste Widerspruch der Trump-Regierung besteht jedoch darin, dass sich die Republikaner neuerdings als die neue Partei der Arbeiter definieren. Gleichzeitig hat der gewählte Präsident sein Kabinett mit Milliardären vollgestopft. Zudem mehren sich die Anzeichen, dass diese Regierung auch die Ausgaben für Medicaid kürzen will, ein Programm, von dem vor allem die ärmere Bevölkerung auf dem Lande profitiert.

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216 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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N. Y. P.
17.12.2024 06:47registriert August 2018
Der Donald soll nur.

Dann wird ihm der Laden um die Ohren fliegen.

Auf etwas freue ich mich jetzt schon wie ein Honigkuchenpferd. Die kanadische Provinz Ontario hat dem designierten Präsident Trump angekündigt, dass es seine Enegieexporte nach Michigan und New York hinunter abstellen wird, wenn er seine abstrusen Zollpläne in die Tat umsetzt.

Betroffen wären 1.5 Millionen Haushalte. Schalter umdrehen und der Strom ist weg.

Der Donald weiss nach drei Monaten nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Die Freak Show beginnt ab Mitte Januar..

🇺🇸
20014
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Celtic Swiss
17.12.2024 06:29registriert Juni 2024
Yeah! Das sieht doch gut aus für die Amis. Wenn man den BESTEN für ALLES wählt, dann kriegt man nur das BESTE!
(…merica…)
15010
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[CH-Bürger]
17.12.2024 06:18registriert August 2018
das wird ein böses Erwachen geben!
hoffentlich bleibt der Kollateralschaden überschau- und für die Weltwirtschaft verdaubar!

Länder lassen sich nicht gleich führen wie Unternehmen! wer das nicht kapiert hat, der gehört nicht in die Politik - und schon gar nicht an die Spitze der mächtigsten Streitkräfte!
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    Google hat sich vom Versprechen verabschiedet, keine Künstliche Intelligenz für Waffen zu entwickeln. Der Internet-Riese aktualisierte die Grundsätze für seine KI-Aktivitäten.

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