Trump als Frosch Pepe, das Maskottchen der Alt-right-Bewegung.
Mit der Ernennung von Stephen K. Bannon zum Wahlkampf-Manager haben die weissen Suprematisten die politische Bühne Amerikas betreten. Ein Blick hinter die Kulissen der faschistischen Bewegung.
In ihrer Rede in Reno vor ein paar Tagen hat Hillary Clinton ihrem Gegenspieler Donald Trump vorgeworfen, er hätte einen «pivot» vollzogen, will heissen, er sei auf einen neuen Kurs eingeschwenkt. Er würde nun mit seiner «dog whistle» (Hundepfeife) Signale an die weissen Suprematisten aussenden, dass auch er einer der ihren sei. Trump sei deshalb ein «bigot», ein frömmlerischer Heuchler, der die Faschisten des 21. Jahrhunderts – die Alt-right-Bewegung – salonfähig gemacht habe.
Jared Taylor
Die ersten beiden Begriffe – pivot und bigot – sind schnell erklärt. Der Vorwurf, Trump würde sich mit der Alt-right-Bewegung ins Bett legen, ist hingegen schwer wiegend. The Donald hat denn auch umgehend reagiert und Hillary Clinton seinerseits als «bigot» bezeichnet, die mit ihrer Rassismus-Attacke nur von ihrem E-mail-Skandal ablenken wolle.
Was seine Beziehung zur Alt-right-Bewegung betreffe, so habe er keine Ahnung. Er kenne diesen Ausdruck nicht – wie übrigens die meisten Amerikaner auch.
Hillary Clinton bei ihrer Brandrede in Reno. Bild: Carolyn Kaster/AP/KEYSTONE
In diesem Punkt mag Trump Recht haben. «Alt-right» ist ein für die Öffentlichkeit neuer Ausdruck. Dass Trump hingegen nicht weiss, was dahinter steckt, ist sehr unwahrscheinlich. Mit Stephen K. Bannon hat er nämlich einen der führenden Köpfe der Alt-right-Bewegung in sein Wahlkampf-Team geholt. Bannon ist Chef des Online-Portals «Breitbart», dem wichtigsten Medium der weissen Suprematisten.
Was unterscheidet die Alt-right-Bewegung von den Neofaschisten und den traditionellen Rassisten? Eigentlich nichts. Es handelt sich dabei um junge weisse Männer, die Schwarze, Muslime, Juden und Frauen hassen und über einen vermeintlichen Genozid an den Weissen jammern. Sie pöbeln jedoch nicht mit Nazi-Uniformen und klobigen Schuhen auf Strassen und Fussballstadien herum, sie verbreiten ihre Hassbotschaften im Internet und in den Sozialen Medien.
Faschistisch, schwul und frauenfeindlich: Milo Yiannopoulos. Bild: google+/Milo Yiannopoulos
Die Alt-righter haben keine Berührungsängste zu Schwulen. Einer der bekanntesten Vertreter ist Milo Yiannopoulos, ein homosexueller Redaktor bei Breitbart. Er hätte gerne mit Trump Sex und schreibt Artikel wie «Feminismus ist Krebs».
Eine Video, das die Alt-Right-Bewegung erklärt. YouTube/American Renaissance
Jared Taylor ist einer der wenigen Vertreter der Alt-right-Bewegung, die ihr Gesicht auch in der Öffentlichkeit zeigen. In einem Interview wendet er sich entschieden gegen jegliche Form von politischer Korrektheit. «Ausgerechnet im Land der Freien und Mutigen gibt es Schlussfolgerungen über Rasse, Immigration und Nationalität, die nicht gezogen werden dürfen. Wir sind die Ketzer gegen die Staatsreligion, und die Staatsreligion ist eine ewige Gleichmacherei.»
Alt-righter sind jedoch mehr als tumbe Neonazis. Wie das linke Online-Portal «Alternet» schreibt, gibt es auch die intellektuelle Variante, die sich beim National Policy Institute trifft und geschliffene Videos wie «Who are We» produziert.
Die Welt aus der Sicht der Alt-righter. YouTube/NPI / Radix
Als George W. Bush ins Weisse Haus einzog, geriet er unter den Einfluss der Neocons, einer Gruppe von einst linken Intellektuellen, welche die Seiten gewechselt hatten. Die Neocons waren eifrige Anhänger des «regime change», dem gewaltsamen Absetzen US-feindlicher Regierungen und haben George W. die ideologische Begleitmusik zu seinem Irak-Feldzug geliefert.
Der Frosch Pepe in Nazi-Montur.
Könnten die Alt-righter eine ähnliche Funktion bei Trump spielen? Die Gefahr besteht durchaus. Die Bewegung ist längst über das Stadium von durchgeknallten Möchtegerns hinausgewachsen. Breitbart wird inzwischen täglich von rund elf Millionen Usern angeklickt.
Als glühende Nationalisten setzen die Alt-righter auf Protektionismus und sind entschiedene Gegner von Freihandel und Globalisierung. Deshalb stehen sie auf Kriegsfuss mit dem Establishment der republikanischen Partei. In Anlehnung an «cuckold» (gehörnter Ehemann) bezeichnen sie traditionelle Konservative als «cuckservative». Die «cucks» werden mit der gleichen Vehemenz bekämpft wie Linke und Liberale.
Der Albtraum der weissen Suprematisten: Allein Im Pool mit Schwarzen.
Die Alt-righter legen schonungslos offen, wie zersplittert die Grand Old Party heute ist. «Cucks» wie Jeb Bush werden als lahme Enten verspottet. Die Neocons sind nach dem Irak-Debakel wieder in der Versenkung verschwunden. Selbst die Tea Party ist heute zerstritten. Einer ihrer wichtigsten Anführer, der TV-Moderator Glenn Beck, ist ein erklärter Gegner von Trump.
Extrem rechte Seelenverwandtschaften. YouTube/NPI / Radix
Die Alt-right-Bewegung ist nicht auf die USA beschränkt. Wie das schon erwähnte Video «Who are We» zeigt, bezieht sie sich explizit auf ihre europäischen Wurzeln. Auf dem alten Kontinent gibt es ähnliche Gruppierungen, die «Anonymous»-Bewegung – nicht die Hacker, sondern die Online-Hetzer –, beispielsweise, oder die russische Spielart des Faschismus, der Eurasianismus. So gesehen ist es vielleicht kein Zufall, dass sich Putin und Trump so mögen.
Über 400 Ex-Parlamentarier haben ungehinderten Zugang zum Bundeshaus. Wie viele Lobbying betreiben, weiss niemand. Müssen ehemalige Ratsmitglieder bald ihre Interessen offenlegen?
Zum Beispiel Regina Ammann. Die Juristin zählt zu den erfahrensten Lobbyisten im Bundeshaus. Sie verantwortete die politische Kommunikation der Grossbank Credit Suisse, war Leiterin «Bundeshausgeschäfte» bei Economiesuisse und ist nun Public-Affairs-Chefin des Agrochemiekonzerns Syngenta.
Für ihre Arbeitgeber versucht sie jeweils Parlamentarier davon zu überzeugen, sich für oder gegen eine Sache einzusetzen. Dasselbe macht Kathrin Amacker. Sie sitzt in der Konzernleitung bei den SBB und pflegt …