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Säbelzahntigerbaby im sibirischen Permafrost entdeckt

Die gefrorene Mumie von Homotherium latidens (Owen, 1846), Exemplar DMF AS RS, Nr. Met-20-1, Russland, Republik Sacha (Jakutien), Indigirka-Flussbecken, Badyarikha-Fluss; Oberpleistozän: (A) Äußeres E ...
Das mumifizierte Säbelzahntigerbaby wurde bereits 2020 in Jakutien gefunden. Rechts die Skizze des Skeletts. Bild: Scientific Reports

Sensationsfund – Säbelzahntigerbaby im ewigen Eis entdeckt

18.11.2024, 18:18
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Kugelige Pfoten, runder Kopf und plüschiges dunkles Fell: Im sibirischen Permafrostboden hat ein russisches Forschungsteam aussergewöhnlich gut erhaltene Überreste eines teilweise mumifizierten Säbelzahntigers gefunden. Das Tier hatte noch Schnurrhaare und Krallen.

Furchteinflössend wirkt dieser urzeitliche Räuber allerdings nicht – bei seinem Tod war das Kätzchen gerade einmal drei Wochen alt.

Wie die Forschungsgruppe im Fachblatt «Scientifc Reports» berichtet, wurde das Tier bereits 2020 in der Nähe des Flusses Badjaricha in der Region Jakutien oberhalb des Polarkreises entdeckt, wo es Jahrtausende in einem Eisbrocken konserviert war.

Mittels Radiokarbonmethode ermittelten die Wissenschaftler, dass die Säbelzahnkatze vor etwa 35'500 bis 37'000 Jahren lebte, also im späten Pleistozän, einem Zeitalter, das vor rund zwei Millionen Jahren begann und bis etwa 10'000 vor Christus dauerte. Zu der Zeit, als das Säbelzahntigerjunge starb, waren grosse Teile der Welt mit dicken Eisschilden bedeckt; die letzte Eiszeit dauerte noch an und der Homo sapiens lebte als Jäger und Sammler bereits in Europa.

Den Forschern zufolge gehörte das Kätzchen zur inzwischen ausgestorbenen Art Homotherium latidens. Das sind zwar korrekterweise Säbelzahnkatzen, sie werden aber oft auch als Säbelzahntiger bezeichnet.

Säbelzahnkatze, Säbelzahntiger, Homotherium latidens
https://sciifii.fandom.com/wiki/Homotherium_latidens?file=Homotherium_latidens_%28SciiFii%29.jpg
Darstellung eines ausgewachsenen Homotherium latidens.Bild: sciifii.fandom.com
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quelle: sakha today / sakha today
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Kleine Ohren und ein dicker Hals

Im Detail erhalten sind bei dem Kätzchen der Kopf und sogar einzelne Schnurrhaare, die Vorderbeine mit den krallenbewehrten Pfoten sowie der Vorderkörper des Tieres. Auch Knochen der Hüfte und der Hinterbeine wurden gefunden.

Das Forschungsteam verglich die Überreste mit der Anatomie heutiger Löwenjungen gleichen Alters und stellte dabei einige Unterschiede fest. In der Studie heben die Autoren vor allem die dickere, muskulöse Halsregion, die kleineren Ohren und längeren Vorderbeine der Säbelzahnkatze sowie die stark verkürzte und verbreiterte Nase hervor.

Äußeres Erscheinungsbild der drei Wochen alten Köpfe von Großkatzenjungen, rechte Seitenansicht: (A) Homotherium latidens (Owen, 1846), Exemplar DMF AS RS, Nr. Met-20-1, gefrorene Mumie, Russland, Rep ...
Kopf des drei Wochen alten Säbelzahntigerbabys (A) im Vergleich zum Kopf eines gleichaltrigen Löwenbabys (B).Bild: Scientific Reports

Ausserdem hatte das prähistorische Jungtier ein dichteres, dunkleres Fell und breitere, abgerundete Pfoten – vermutlich eine Anpassung an die kalte Umgebung und das Laufen im Schnee.

Vorderpfoten von drei Wochen alten Großkatzenjungen: A, B, С, Homotherium latidens (Owen, 1846), Exemplar DMF AS RS, Nr. Met-20-1, gefrorene Mumie, rechte Vorderpfote; Russland, Republik Sacha (Jakuti ...
Krallen des jungen Homotheriums (A, B) und seine Vorderpfote (C) im Vergleich zu jener eines gleichaltrigen Löwen (D).Bild: Scientific Reports

Insgesamt erweitere die Entdeckung der Mumie von Homotherium latidens in Jakutien das Verständnis über die Verbreitung der Gattung und bestätige ihre Präsenz im späten Pleistozän Asiens, heisst es in der Studie.

Und weiter: «Zum ersten Mal in der Geschichte der paläontologischen Forschung wurde das äussere Erscheinungsbild eines ausgestorbenen Säugetiers, das keine Entsprechung in der modernen Fauna hat, direkt untersucht.» (dhr/sda/dpa)

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12 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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SandraGarth
18.11.2024 19:30registriert August 2022
RIP Büsi....
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Maya Eldorado
18.11.2024 19:53registriert Januar 2014
Mit dem immer mehr weltweit schmelzenden Eis, dank Klimaerwärmung, wird da sicher noch mehr zum Vorschein kommen.
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