Size matters, jedenfalls im Tierreich. Allerdings sieht es eher so aus, dass Grösse nicht immer im Vorteil einer Art ist: Eine ganze Reihe von riesigen Land-Säugetieren – die sogenannte Megafauna – ist bereits ausgestorben, nicht zuletzt durch das Zutun des Menschen.
Immerhin: Das grösste Tier aller Zeiten, der Blauwal, lebt heute noch, auch wenn seine Bestände durch den Walfang bis fast zur Ausrottung dezimiert wurden.
In der Erdgeschichte gab es zahlreiche Giganten – nur schon die Sauropoden, die grössten aller Dinosaurier, zählten über 150 Arten. Im Vergleich zu ihnen war Meganeura monyi, ein libellenähnliches Rieseninsekt, ein Winzling. Doch im Reich der Insekten war es ein Gigant – und figuriert deshalb auf dieser Liste von neun Urzeitriesen, die es heute nicht mehr gibt.
Nur Meeresbewohner wurden noch grösser: Patagotitan mayorum, der vor rund 100 Millionen Jahren im heutigen Argentinien lebte, war der wohl grösste Sauropode. Der Riesen-Dino erreichte ein Gewicht von vermutlich knapp 70 Tonnen – so viel wie 14 durchschnittliche Afrikanische Elefantenbullen zusammen auf die Waage bringen.
Seine Länge von 37 bis 40 Metern und die Höhe von 20 Metern bei nach oben gestrecktem Hals bringt es mit sich, dass nur wenige Museen das Skelett dieses Titanosauriers vollständig zeigen könnten. Allein der Oberschenkel des Pflanzenfressers ist länger als ein erwachsener Mensch.
Carcharocles megalodon fehlt in keiner Zusammenstellung von Urzeit-Riesen. Der ausgestorbene Hai beeindruckt vor allem mit seinem enormen Maul – aufgerissen war es drei Meter hoch und hätte einen Smart schlucken können. Die Zähne darin waren mit 18 Zentimeter Länge auch nicht von schlechten Eltern.
Megalodon, der vor etwa 2,6 Millionen Jahren am Ende des Pliozäns ausstarb, erreichte eine Länge von bis zu 18 Metern und ein Gewicht von 50 Tonnen. Im Vergleich zu diesem Hai wirkt der Weisse Hai, der aktuell grösste Raubfisch, schon fast niedlich. Megalodon jagte Wale, die erst nach seinem Aussterben zu ihrer heutigen Grösse heranwuchsen.
Keine bekannte Schlange war länger als dieses Ungetüm aus dem heutigen Kolumbien. Mit 13 bis 14 Metern Länge und einem Gewicht von über einer Tonne war Titanoboa cerrejonensis gross genug, um Jagd auf Krokodile zu machen.
Die Riesenschlange, die vor rund 60 Millionen Jahren in den Regenwäldern Südamerikas lebte, gehört zur Familie der Boas, wie die Grosse Anakonda – eine der grössten heutigen Schlangen, die allerdings im Vergleich zu ihrer ausgestorbenen Verwandten beinahe harmlos erscheint.
Dieses Gürteltier war ungefähr so gross wie ein VW Käfer. Mit seiner Grösse von mehr als drei Metern und einem Gewicht von bis zu 1400 Kilogramm brachte der grösste Vertreter der Glyptodontidae soviel auf die Waage wie ein Spitzmaulnashorn-Bulle.
Sein aus Hautverknöcherungen bestehender Rückenpanzer und sein keulenartiger Schwanz, mit denen Glyptodon verheerende Schläge austeilen konnte, schützten das Gürteltier nicht vor einem tödlich effizienten Jäger, der am Ende der letzten Kaltzeit in Südamerika auftauchte: Kurz nach dem Erscheinen des Menschen starb Glyptodon wie alle anderen Riesengürteltiere vor 12'000 Jahren sang- und klanglos aus.
Sein Name ist Programm: Gigantopithecus, zu deutsch Riesenaffe, war vermutlich der grösste Menschenaffe, den die Erde je gesehen hat. Seine Grösse ist zwar nicht genau festzustellen, da bisher lediglich Teile des Kiefers und Zähne gefunden wurden. Schätzungen gehen jedoch von 1,8 bis über 3 Meter.
Bei der letztgenannten Grösse müsste der Primat, der bis vor ungefähr 100'000 Jahren in China und Südostasien lebte, etwa 500 Kilogramm gewogen haben. Das ist etwa soviel wie ein ausgewachsener Eisbär. Damit trägt er den Spitznamen «King Kong» nicht ganz zu Unrecht.
Dieser flugunfähige Verwandte unserer Gänse lebte vor sechs bis acht Millionen Jahren im offenen subtropischen Waldland Nordaustraliens. Mit fast drei Meter Höhe und einem geschätzten Gewicht von 570 Kilogramm war der Stirton-Donnervogel der grösste bekannte Vogel der Erdgeschichte. Der ebenfalls ausgestorbene Elefantenvogel (Aepyornis maximus) auf Madagaskar erreichte zwar eine vergleichbare Höhe, war aber leichter.
Dromornis stirtoni gehörte trotz seines Äusseren nicht zu den Laufvögeln. Der Stirton-Donnervogel mit seinem grossen Schädel und dem riesigen Schnabel ernährte sich möglicherweise omnivor, das heisst, er nahm auch tierische Nahrung zu sich.
Fast zwei Meter gross war dieser Meeresbewohner – was ihn im Erdzeitalter des Unterordoviziums (ca. 480 Millionen Jahre vor unserer Zeit) zu einem veritablen Riesen machte. Aegirocassis benmoulae aus der Gruppe der Anomalocarididae («ungewöhnliche Garnelen») gehörte zu den grössten Tieren seiner Zeit.
Der Arthropode (Gliederfüsser) – zu diesem Stamm gehören auch Insekten, Krebstiere, Spinnentiere und Tausendfüsser – besass einen langen, flachen, in Segmente gegliederten Rumpf und vor der Mundöffnung eine Reihe von Anhängseln. Damit filtrierte Aegirocassis benmoulae ähnlich wie heutige Bartenwale Plankton aus dem Meerwasser.
Eine Begegnung mit diesem landbewohnenden Gliederfüsser wäre wohl nicht jedermanns Sache – doch die Gattung Arthropleura ist bereits vor rund 300 Millionen Jahren ausgestorben. Mit einer Länge von bis 2,5 Metern waren diese Tiere, die mit den heute lebenden Tausendfüssern verwandt sind, die grössten Gliederfüsser und zugleich die grössten Wirbellosen, die jemals existierten.
Arthopleura, der in Nordamerika lebte, besass ein Aussenskelett mit etwa 32 bis zu knapp 50 Zentimeter breiten Segmenten, von denen jeweils ein Beinpaar ausging. Heutige Gliederfüsser mit ihrer passiven Tracheenatmung könnten diese Grösse wohl nicht mehr erreichen, doch im späten Paläozoikum war der Sauerstoffgehalt der Luft höher als heute.
Das grösste fliegende Insekt, das jemals durch die Luft schwirrte, sah aus wie eine Libelle – war aber deutlich grösser. Die Flügelspannweite von Meganeura monyi betrug sagenhafte 70 Zentimeter, der Rumpf wies einen Durchmesser von fast drei Zentimetern auf.
Meganeura monyi jagte andere Insekten, aber vermutlich auch Kleingetier wie Eidechsen. Das Insekt lebte vor 300 Millionen Jahren und konnte – wie sein Zeitgenosse Arthopleura – vermutlich nur deshalb so gross werden, weil der Sauerstoffgehalt in der Atmosphäre damals höher war.