Sie dachten, dass sich vor allem die hoffnungslosen Underdogs mit Tritten, Leibchenzupfern und Blutgrätschen gegen ihr Schicksal stemmen? Falsch gedacht! Das Team, welches in Brasilien härter zugelangt hat, gewann auch öfter. In 47 Prozent der Fälle ging das Team mit mehr Fouls als Sieger vom Platz, umgekehrt behielt der bravere Kontrahent nur in knapp 38 Prozent der Spiele die Oberhand.
Mit der Führung im Rücken spielt es sich leichter – eine alte Fussballerweisheit. Wie krass der Effekt des ersten Tores aber wirklich ist, hat diese WM eindrücklich bewiesen. 57 Mal ging eine Mannschaft mit 1:0 in Front und das war in vier von fünf Fällen auch schon die Garantie für den Sieg.
Nur acht Mal wurde eine Partie nach dem 1:0 noch gedreht – und das fast nur in der Gruppenphase. Während der 16 K.o.-Spiele gelang das Kunststück nur noch Holland im Achtelfinal gegen Mexiko.
Obwohl Sie der grösste Fussballexperte unter der Sonne sind, haben Sie beim Tippspiel wieder einmal kolossal versagt? Beim nächsten Mal könnte ein Blick auf das ungeliebte FIFA-Ranking helfen. Neben den neun Spielen, welche unentschieden endeten, ging 55 Mal eine Mannschaft als Sieger vom Platz – 44 Mal war es die besser klassierte in der Weltrangliste. Keine schlechte Trefferquote!
13 Mannschaften, darunter auch die Schweiz, setzten bei der WM auf eine ausländische Fachkraft an der Seitenlinie. Das war statistisch gesehen eine richtig schlechte Idee. Teams mit einem einheimischen Trainer gewannen die Hälfte ihrer Matches, spielten 12,5 Prozent unentschieden und verloren nur zu 37,5 Prozent.
Mannschaften mit einem ausländischen Coach hingegen konnten nur in 31 Prozent der Matches einen Sieg verbuchen, spielten zu 17 Prozent unentschieden und kassierten mit einer Wahrscheinlichkeit von 52 Prozent eine Pleite. Eine haarsträubende Bilanz! Umso höher ist Ottmar Hitzfelds Leistung einzustufen. Seine Quote: 50 Prozent Siege, 50 Prozent Niederlagen.
Die drei grossen Sport-Ausrüster verpulvern bei jeder WM Millionen, um ihre Konkurrenten auszustechen. Nike sponserte in Brasilien zehn Mannschaften, Adidas neun, Puma acht. Die Exoten Burdda (Belgien), Joma (Honduras), Lotto (Costa Rica), Marathon (Ecuador) und Uhlsport (Iran) waren mit je einem Pferd im Rennen.
Von den Giganten hat nach 64 Spielen nur Adidas eine positive Bilanz (19 Siege, 6 Unentschieden, 14 Niederlagen). Als Dessert konnte sich der deutsche Sportartikelhersteller zudem über ein Finale zweier Adidas-Mannschaften freuen.
Nike verbuchte ein knapp negatives Turnier (17 Siege, 7 Unentschieden, 18 Niederlagen) und Puma erlebte einen regelrechten Albtraum. Nur acht Siege, zwei Unentschieden und 18 Niederlagen. Ob das die Erklärung für das frühe WM-Aus der Italiener ist?
Haben Sie auch die Schnauze voll von endlosem Ballgeschiebe? Nicht nur der vorzeitige Abflug der Spanier sollte Ihnen Hoffnung machen. In Brasilien gewann zwar immer noch öfters das Team mit mehr gespielten Pässen (47%), aber es gab auch einige saftige Pleiten für die Ballstafetten-Langweiler: Spanien tauchte gegen Chile trotz 705 zu 464 gespielten Pässen, Honduras hatte gegen die Schweiz mit 599 zu 382 Pässen keinen Stich und Holland schied im Halbfinale mit sagenhaften 818 zu 639 Pässen gegen Argentinien aus.
Ja, es gab sie – die sympathischen Fussballzwerge wie Costa Rica, die unser Herz einige Sommernächte lang erobert haben. Aber am Ende ist die Romantik verflogen und mit Deutschland, Argentinien, Brasilien und Holland machten eben doch vier Grosse die Sache unter sich aus.
Insgesamt gewann das Team mit dem höheren Marktwert 63 Prozent der Partien und spielte 14 Prozent unentschieden. Nur in 23 Prozent der Fälle gelang dem Underdog eine Überraschung – die grösste davon Chile (Marktwert 139 Millionen Euro) gegen Spanien (617 Millionen Euro).