Zürich
Street Parade

75 Verletzte, 224 «Alk-Leichen» und 284 zerschnittene Füsse – die Bilanz der Streetparade aus Sanitäter-Sicht

Viele Menschen, viel zu tun für die Kantonspolizei.
Viele Menschen, viel zu tun für die Kantonspolizei.Bild: KEYSTONE
Retter im Einsatz

75 Verletzte, 224 «Alk-Leichen» und 284 zerschnittene Füsse – die Bilanz der Streetparade aus Sanitäter-Sicht

03.08.2014, 10:2004.08.2014, 06:09
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Rund 950'000 Personen haben am Samstag in Zürich an der 23. Street Parade teilgenommen. Sicherheits- und Rettungskräfte hatten alle Hände voll zu tun, ziehen aber eine positive Bilanz. Auch die Veranstalter sind zufrieden. Die letzten Tanzwütigen schleppten sich am Sonntag verkatert nach Hause. 

Über die Kornhausbrücke vom Limmatplatz in den Kreis 6 schleppt sich einer nur in Shorts und Turnschuhen heimwärts. Schwer sind Rucksäcklein, Füsse und Augenlider. An der Tramhaltestelle Limmatplatz hängt einer mit dem Oberkörper über den Perronrand, lallt und macht Grimassen. Passanten sammeln ihn auf, bevor das Tram einfährt. 

Im Hauptbahnhof schlafen die letzten noch. Stundenlang haben sie getanzt, gefeiert und getrunken. Für sie ist jetzt Ruhe angesagt. Hochbetrieb haben jetzt die Putzequipen. Tonnenweise liegt der Abfall in den Strassen. 

Um 13 Uhr am Samstag wurden die Lautsprecher aufgedreht. Ab 14 Uhr bewegten sich die rund 30 Lovemobiles unter dröhnender Musik im Schritttempo vom Seefeld am rechten Zürichseeufer via Bellevue und Bürkliplatz zum Hafen Enge auf der gegenüberliegenden Seeseite. Phon-kräftig unterstützt wurden sie von sechs fest installierten Bühnen entlang der Umzugsroute. 

SBB: Überraschend frühe Rückreise

Um 22 Uhr fuhr das letzte Lovemobile im Ziel ein. Um 24 Uhr war auch auf den Bühnen Schluss. Die Unermüdlichen konnten an Partys in vielen Clubs weiter tanzen. Weil kurz vor Ende des Umzugs Regen aufgekommen war, waren die Lokale zum Bersten voll. 

Die diesjährige Street Parade stand unter dem Motto «Enjoy the Dancefloor - and save it». Die Teilnehmenden sollen die Veranstaltung friedlich und fröhlich geniessen - und sie schützen mit anständigem, rücksichtsvollem, tolerantem und überlegtem Verhalten. Dem entsprechend «zelebrierten sie Lebensfreude», so die zufriedenen Veranstalter. 

Dass die Raver ein Herz für Tiere hatten, bewiesen sie bei der Vogelvolière am Mythenquai, wo der Schlupftermin von seltenen Kronentokos anstand. Laut Volièren-Präsidentin Elisabeth Kehl schalteten die Lovemobiles tatsächlich vor der Volière die Lautsprecher ab. Die Raver hätten sogar «Happy Birthday» gesungen. Ob die Kleinen da sind, konnte Kehl nicht sicher sagen. Das Nest ist eingemauert und nicht einsehbar. 

Stockbetrunken bei Sanitätern

Nicht alle Raver überstanden den Tag unbeschadet
Nicht alle Raver überstanden den Tag unbeschadetBild: KEYSTONE

Schutz & Rettung Zürich setzte ein Grossaufgebot von 430 Personen ein, ein Vielfaches der üblichen 110 Personen für die tägliche Grundversorgung. An den sieben Sanitätsposten entlang der Umzugsroute und in der Patientensammelstelle wurden insgesamt 677 Personen behandelt, deutlich weniger als bei der letztjährigen Street Parade (921). Und verschwindend wenig angesichts der 950'000 Besucher. 

Mit 284 Fällen am häufigsten gab es Schnittverletzungen an den Füssen zu behandeln. 224 Patienten wurden stockbetrunken zu den Sanitätern gebracht, 74 waren vermutlich mit Drogen vollgedröhnt. 75 Personen mussten mit schwereren Verletzungen in Spitäler gebracht werden. Weil es so wenig Patienten hatte, konnten laut S&R-Mitteilung einige Sanitätsposten schon deutlich vor Mitternacht schliessen. 

Viel zu tun hatten Stadt- und Kantonspolizei. Die Stadtpolizei wurde zu diversen Schlägereien und heftigen Auseinandersetzungen gerufen, wie sie am Sonntag mitteilte. Sie stellte rund 300 Ecstasytabletten und verschiedene andere Drogen sicher. Insgesamt 32 Personen wurden wegen verschiedener Delikte festgenommen, 15 Personen in die zentrale Ausnüchterungsstelle eingewiesen. 

Die Kantonspolizei, die für die Ordnung und Sicherheit im Hauptbahnhof zuständig ist, nahm dort 25 Personen fest. Sie beschlagnahmte ebenfalls eine Vielzahl verschiedenster Drogen sowie einige Waffen. 

Bei Kontrollen im Üetlibergtunnel der A3 erwischte die Kantonspolizei vier Blaufahrer und sieben Automobilisten, die unter Drogeneinfluss am Steuer sassen. Sie alle waren ihren Fahrausweis auf der Stelle los. 

Der Hauptbahnhof war wie bei jedem Grossanlass ein Hotspot. Hunderttausende kamen dort an und/oder reisten von dort ab. Laut SBB-Sprecher Christian Ginsig klappte weitgehend alles. 

Überrascht wurde die SBB von einer ersten Rückreisewelle bereits gegen 21 Uhr. Zu dieser Zeit standen die eingeplanten Extrazüge noch nicht zur Verfügung. Die Raver fuhren deshalb mit den normalen Fernverkehrszügen, die entsprechend rappelvoll waren. (aeg/sda) 

Alles zur Street Parade gibts hier

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