Schweiz
Wikipedia

Dubiose Schweizer Verlage verkaufen Wikipedia-Artikel als Bücher – zu Tausenden!

Bild
Bild: dpa

Dubiose Schweizer Verlage verkaufen Wikipedia-Artikel als Bücher – zu Tausenden!

Wikipedia-Artikel ausdrucken, zusammenbinden, fertig ist das Buch: Verlage machen sich die freien Lizenzbedingungen von Wikipedia zu Nutze und verkaufen Bücher – zu Tausenden.
12.07.2015, 04:3012.07.2015, 07:29
Mehr «Schweiz»

Über die Webshops von Läden wie Ex Libris und Orell Füssli Thalia verkaufen dubiose Verlage Ausdrucke von Wikipedia-Artikeln. Dies berichtet die «Schweiz am Sonntag» in ihrer aktuellen Ausgabe. Ex Libris hat schon Tausende Wikipeda-Artikel als «on demand»-Produkte verkauft, bestätigt Pressesprecherin Marie-Christine Schindler auf Anfrage. Die Produkte seien korrekt deklariert.

«Offensichtlich können hier auf bequeme Art und weise schöne Margen generiert werden.»
Cécile Thomi, Stiftung für Konsumentenschutz

«Life Journey» nennt sich ein Verlag, der hinter den Wikipedia-Büchern steht. Er ritzt auch die Lizenzbestimmungen des Web-Lexikons. Dank freier Lizenz (Creative Commons) braucht es für die Weiternutzung oder Verbreitung von Wikipedia-Inhalten zwar keine ausdrückliche Erlaubnis der Urheber. Das gilt auch für kommerzielle Zwecke. «Wichtig ist aber, dass die freie Lizenz und die Urheber korrekt angegeben sind», erklärt Patrick Kenel, Präsident und Sprecher von Wikimedia Schweiz. «Source Wikipedia» reicht nicht.

Orell Füssli ist das Problem bekannt

Die Stiftung für Konsumentenschutz kritisiert in der «Schweiz am Sonntag» auch den Preis der Bücher. «Dass für ein print-on-demand-Produkt, bei welchem die Herstellungskosten minimal sind, Preise verlangt werden, die annähernd so hoch sind wie die Preise für klassische Bücher, ist nicht nachvollziehbar», sagt dazu Cécile Thomi, von der Stiftung für Konsumentenschutz.

«Offensichtlich können hier auf bequeme Art und Weise schöne Margen generiert werden.» Auch Orell Füssli Thalia verkauft über den Webshop Wikipedia-Artikel «on demand», hat aber seit einiger Zeit ein Auge auf die entsprechenden Verlage. «Das Problem ist uns bekannt», sagt Sprecher Alfredo Schilirò. (dwi)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Das könnte dich auch noch interessieren:
0 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die Mär von der gescheiterten Böögg-Verbrennung von 1923 und wie sie entstanden ist
Der Böögg 2024 lebt! Wegen zu starker Windböen konnte er am Zürcher Sechseläuten gestern nicht verbrannt werden. Eine Premiere, denn die Story, dass die Böögg-Verbrennung 1923 buchstäblich ins Wasser fiel, stimmt nicht.

Was für eine Enttäuschung für die zu Tausenden aufmarschierten Zünfter, Schaulustigen und Hobby-Brätlerinnen und -Brätler: Da der Wind am Montagabend auf dem Zürcher Sechseläutenplatz zu heftig bläst, kann der Böögg nicht verbrannt werden. Hauptsorge der Organisatoren sind die Funken, welche durch die Windböen ins Publikum hätten fliegen und eine Massenpanik auslösen können.

Zur Story