«Gute Künstler kopieren, grosse Künstler stehlen»: Dieses Picasso-Zitat erlebt seit Montag ein Revival. Dafür verantwortlich ist Apple. Das US-Unternehmen präsentierte am Montag die neue Version des mobilen Betriebssystems iOS. Dabei wurden einige «neue» Funktionen vorgestellt, die es bei der Android-Konkurrenz bereits gibt. Bei anderen Features hat Apple hingegen wieder mal die Nase vorn ...
Mit iOS 8 ist die Nachrichten-App stark verbessert worden und verfügt neu über Funktionen, die man so oder ähnlich von anderen Messaging-Apps kennt. Der WhatsApp-Gründer Jan Koum zeigte sich via Twitter «geschmeichelt», soll heissen, er ärgerte sich grün und blau:
very flattering to see Apple "borrow" numerous WhatsApp features into iMessage in iOS 8 #innovation
— jan koum (@jankoum) 2. Juni 2014
• Neu lassen sich Audio- und Video-Botschaften schnell und unkompliziert aufnehmen und verschicken.
• Es gibt zu jeder Konversation eine «Details»-Seite. Dort sind alle wichtigen Informationen zum Kontakt zusammengefasst. Und es werden auch alle Fotos (und andere Medien) aufgelistet, die gesendet wurden.
Unter iOS 8 geht das Verwenden/Verarbeiten von Fotos, Videos und anderen Dokumenten effizienter vonstatten. Beispielsweise lassen sich Bilder viel einfacher teilen, weil Apple die Kommunikation und den Datei-Austausch zwischen Dritt-Apps endlich gestattet. So muss man weniger oft zwischen den einzelnen Programmen hin und her wechseln.
Neu lassen sich alle Fotos und Videos automatisch in die iCloud-Sammlung hochladen. Das heisst, die wertvollen Aufnahmen werden sicher auf den Apple-Servern gespeichert. Diese Funktion schützt vor Datenverlust und erspart eine eigene Backup-Lösung. Ausserdem stehen die Aufnahmen dann auf allen iOS-Geräten zur Verfügung. Der Haken sind die Kosten: Es gibt lediglich 5 Gigabyte iCloud-Speicherplatz gratis. Immerhin sind die Preise für mehr Speicher relativ tief.
Die Kamera-App verfügt neu über einen Zeitraffer-Modus, und die Foto-App bringt eine verbesserte Suchfunktion (Aufnahmeort, Datum etc.).
Apple nennt seine Streaming-Technik, mit der sich Musik, Videos und Fotos drahtlos auf andere Geräte (Fernseher, Lautsprecher etc.) übertragen lassen, AirPlay. Unter iOS 8 funktioniert dies auch ohne bestehendes WLAN-Netzwerk. iOS-Geräte (iPhone, iPad, Macs) und die Fernseh-Set-Top-Box Apple TV kommunizieren direkt.
Mit AirDrop lassen sich Dateien neu zwischen iOS-Geräten und Mac-Computern drahtlos übertragen. Ein bestehendes WLAN-Netzwerk ist nicht erforderlich. Sender und Empfänger bauen eine Ad-Hoc-Verbindung über Bluetooth oder das WLAN-Modul auf.
Mit der neuen Funktion Family Sharing können bis zu sechs Personen ihre digitalen Einkäufe, die sie im iTunes Store (Musik, Filme etc.), dem App Store oder dem iBook Store tätigen, kostenlos untereinander teilen. So können Familien Geld und Zeit sparen. Allerdings muss für alle Mitglieder die gleiche Kreditkarte bei iTunes hinterlegt werden. Eltern haben ausserdem die Möglichkeit, die vom Nachwuchs getätigten Einkäufe zu kontrollieren – und auch aus der Ferne abzulehnen.
Schliesslich lassen sich dank Family Sharing auch Fotostreams, Aufenthaltsorte, Kalendereinträge und Erinnerungen teilen.
Das Schreiben auf der virtuellen Tastatur ist gewöhnungsbedürftig. Da kommt jede Hilfe recht. So führt Apple mit iOS 8 einen angeblich lernfähigen Schnellschreib-Service namens QuickType ein. Ob in der Mail-App oder anderen Apps: Sobald man einen Text eingibt, schlägt das System automatisch sinnvolle Wörter vor. Diese Vorschläge werden in einem grauen Balken oberhalb des Eingabefeldes eingeblendet. Wenn man darauf tippt, lassen sich wertvolle Sekunden sparen.
Die mit künstlicher Intelligenz ausgestattete Sprachassistentin Siri musste bislang per Homebutton oder Handbewegung gestartet werden. Neu ist sie (bei angeschlossenem Stromkabel) immer auf Stand-by. Es genügt, in Zimmerlautstärke «Hey Siri» zu sagen, um sie aufzuwecken.
Apple stellt die mit dem iPhone 5S im Herbst 2013 eingeführte Sicherheitsfunktion Touch ID neu für Dritt-Apps zur Verfügung. Das ist insbesondere für Bezahl-Dienste und Banking-Apps ein revolutionärer Schritt. Neu muss nicht mehr mühsam das Passwort eingetippt werden. Der Fingerabdruck genügt, um sich zu identifizieren. Damit lanciert Apple das sichere mobile Bezahlen mit dem iPhone.
Heimautomation ist ein schlimmes Wort, aber an sich eine geniale Sache. Das iOS-Gerät dient als Fernbedienung, um Türschlösser zu öffnen, das Licht einzuschalten oder die Heizung hochzudrehen. Voraussetzung ist natürlich das entsprechende Zubehör (von Drittherstellern) und die dazugehörige App. Und hier kommt Apple ins Spiel: Das Unternehmen schafft mit HomeKit eine zentrale Software-Plattform, über die sich verschiedene Smart-Home-Systeme zentral steuern lassen. In das HomeKit-System ist auch die Sprachsteuerung Siri integriert. In Zukunft genügt ein «Gute Nacht, Siri!», um den Rollladen herunterzufahren.
Mit iOS 8 lanciert Apple die Health-App. Es handelt sich um die zentrale Anlaufstelle für alle Nutzerdaten rund um die Fitness und den Gesundheitszustand. Dort werden die sensiblen Informationen, die von Fitness-Armbändern und anderen biometrischen Sensoren erfasst worden sind, sicher gespeichert und ausgewertet. Wie bei HomeKit (siehe oben) schafft Apple auch in diesem Bereich eine zentrale Software-Schnittstelle für die Entwickler. So können Produkte und Dienste verschiedener Hersteller miteinander kommunizieren.
Via Giga.de / Ars Technica