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SRG-Sprecher reagiert auf Bigler-Logo: «Das ist einfach nicht ehrlich»

Roger de Weck, Generaldirektor der SRG, spricht an einem Medienfruehstueck ueber den Service Public von SRG SSR, am Dienstag, 4. Oktober 2016, in Bern. (KEYSTONE/Peter Schneider)
SRG-Sprecher Estermann findet die Ansage, eine SRG könne auch ohne Billag-Gebühr erhalten bleiben, unehrlich.Bild: KEYSTONE

«Das ist einfach nicht ehrlich» – SRG-Sprecher erbost über Biglers «Ja SRG: No-Billag Ja»

Der Schweizerische Gewerbeverband lanciert ab dem 9. Januar den Abstimmungskampf für die No-Billag-Initiative mit dem neuen Slogan: «Ja SRG: No-Billag Ja». SRG-Sprecher Edi Estermann zeigt sich wenig erfreut über diese Taktik.
09.01.2018, 08:5011.01.2018, 16:40
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Der neue Slogan der No-Billag-Befürworter, «Ja SRG: No-Billag Ja», sorgt für rote Köpfe. Die Aussage, eine SRG könne auch ohne Gebühren betrieben werden, ist höchst umstritten. Die Befürworter der Initiative aber meinen, eine Finanzierung durch Werbung oder Pay-TV sei möglich.

SRG-Sprecher Edi Estermann ist anderer Meinung: «Diese Aussage ist einfach nicht ehrlich. Es ist unmöglich, ohne öffentliche Mittel das SRG-Angebot in allen Sprachregionen am Markt zu finanzieren.»

Einzelne private Initiativen in den Regionen seien zwar denkbar, die SRG sei aber «ein vollständiger Dienst für die gesamte Öffentlichkeit, die mit der Annahme von ‹No Billag› nicht fortbestehen könnte.»

No-Billag Ja SRG: No-Billag Ja
Dieser Slogan und die dazugehörige Anzeige haben für Diskussion gesorgt.Bild: watson

Beschwerde wäre möglich

Im Falle der undeklarierten Werbung in einem Beiheft im «Tages-Anzeiger» wäre sogar eine Lauterkeits-Beschwerde möglich: «Die Grundsätze der Lauterkeitskommission sind auch auf politische Propaganda im Vorfeld von Abstimmungen anwendbar, wenn diese wirtschaftliche Fragen betreffen», sagt Dominique Strebel, MAZ-Dozent für Medienethik.

Denn: Ob die Schweizer Medienlandschaft einen wichtigen Player mit Gebührengeldern finanziert, sei auch eine wirtschaftliche Frage.

Trotzdem will die SRG nicht auf eine Beschwerde bei der Lauterkeitskommission setzen. «Irreführende Aussagen sind in einem Abstimmungskampf wohl leider üblich. Wir zählen auf die Intelligenz der Schweizerinnen und Schweizer», so Estermann. 

Lancierung am 9. Januar

Auch auf watson selbst wird über die Lauterkeitsfrage diskutiert. Einige User meinen, der Slogan würde Unwahrheiten transportieren:

Majoras Maske
Leser-Kommentar von Majoras Maske
08.01.2018 10:44
Gehört wohl zum guten Ton den Wählern das Gegenteil von dem zu versprechen, dass sie bekommen würden. Die Art und Weise wie diese NoBillager kommunizieren spricht ja sowieso wieder für sich. Die schweizer Politik ist gar nichts mehr besser als Trump...
Zu: «Ja SRG: No-Billag Ja»: Wer unter diesem Slogan Werbung im «Tagi» einsteckt

Andere fanden den Slogan in Ordnung:

Watson - die Weltwoche der SP
Leser-Kommentar von Watson - die Weltwoche der SP
08.01.2018 12:09
Es ist auch eine kühne Behauptung, dass die SRG nach einem Ja nicht mehr bestehen würde und sofort liquidiert werden müsste.
Zu: «Ja SRG: No-Billag Ja»: Wer unter diesem Slogan Werbung im «Tagi» einsteckt

Und wieder andere haben den Faden verloren:

Mäf
Leser-Kommentar von Mäf
08.01.2018 10:24
Starke SRG? Mit No-Billag? JA zur SRG aber No-Billag JA? Chume nüm drus...
Zu: «Ja SRG: No-Billag Ja»: Wer unter diesem Slogan Werbung im «Tagi» einsteckt

Der Schweizer Gewerbeverband hat die schweizweite Lancierung der Kampagne und damit auch des Slogans auf den 9. Januar angekündigt. SRG-Sprecher Estermann bleibt aber positiv: «Es haben sich die letzten Monate namhafte Komitees gebildet, welche sich vehement für eine unabhängige und solidarische Medienlandschaft Schweiz stark machen.»

So wird «Wilder» aussehen, wenn dem SRF das Geld ausgeht:

Video: watson/Emily Engkent, Lya Saxer, Angelina Graf
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200 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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ricardo
09.01.2018 09:13registriert Februar 2014
Nicht wirklich überraschend. Bigler hatte schon früher ein sonderbares Verhältnis mit der Wahrheit und ist ein Meister darin, Tatsachen zu verdrehen. Man fragt sich, wie lange die Mitglieder des Gewerbeverbands dieses Spiel noch mitmachen wollen. Immerhin haben sich grosse Mitglieder wie Gastrosuisse und der Hotellerie-Verband bereits gegen die No-Billag-Initiative ausgesprochen. Auch für die FDP wird der Mann allmählich zur Hypothek. Eigentlich untragbar.
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Walter Sahli
09.01.2018 09:12registriert März 2014
Frei nach Gewerbeverband:
Ja zur Armee! Ja zur Abschaffung der Armeefinanzierung!

Logisch, oder?
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Lowend
09.01.2018 09:34registriert Februar 2014
Wenn man Biglers Rezept auf die Landwirtschaft umlegt, müssten wir einfach nur die 2‘000.-, die jeder Bürger pro Jahr an diese Industrie zahlt, radikal streichen und damit hätten die Schweizer Bauern den nötigen Druck, um sich dem Markt anzupassen.

Ich glaube da würde der grösste Vollidiot sehen dass dies totaler Humbug ist, denn eine solche Vorgehensweise würde bestenfalls zu einem grossen Bauernsterben führen und die Regale der Grosshändler wären hinterher voll mit Waren aus dem EU Raum!

An diesem Beispiel sieht man deutlich, wie hinterhältig und verlogen die Initianden argumentieren!
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