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Lindt & Sprüngli kauft die Pralinés von «Forrest Gump»

«Life is like a box of chocolate»

Forrest Gump in der Szene, die Filmgeschichte machte: Pralinés von Russell Stover auf seinen Knien.
Forrest Gump in der Szene, die Filmgeschichte machte: Pralinés von Russell Stover auf seinen Knien.Screenshot YouTube
«Life is like a box of chocolate»

Lindt & Sprüngli kauft die Pralinés von «Forrest Gump»

14.07.2014, 07:4714.07.2014, 11:49
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Lindt&Sprüngli kauft in der grössten Firmenübernahme seiner Geschichte den traditionsreichen US-amerikanischen Süssigkeitenhersteller Russell Stover. Der Schokoladenkonzern wird damit zur Nummer Drei in Nordamerika.

Russell Stover mit Sitz in Kansas City besteht seit 1923 und umfasst auch die Marke Whitman's. Lindt&Sprüngli wird mit der eigenen Marke, dem Namen Ghirardelli und den beiden neu dazugekauften Marken in Nordamerika künftig flächendeckend präsent sein, wie in einem Communiqué am Montag mitgeteilt wurde.

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Bild: KEYSTONE

Russell Stover wurde weltweit durch den oscar-prämierten Film «Forrest Gump» mit Tom Hanks in der Titelrolle bekannt. Forrest Gump sitzt auf einer Parkbank, sinniert über das Leben und futtert Pralinés. «Meine Mutter hat immer gesagt: Das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen, man weiss nie, was man bekommt.» Der Spruch gilt als eines der berühmtesten Filmzitate der jüngeren Geschichte.

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Forrest Gump.Aigars Silkalns/YouTube

Enorme Steigerung

Über den Übernahmepreis macht Lindt&Sprüngli keine Angaben. Von einem positiven Beitrag zum Ergebnis wird schon für 2015 ausgegangen. Der Lindt&Sprüngli-Umsatz in Nordamerika hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten enorm gesteigert: Nach Angaben des Unternehmens beliefen sich die Verkäufe 1992 auf 30 Mio. Dollar. Mit Russell Stover erwartet Lindt im nächsten Jahr die Marke von 1,5 Mrd. Dollar zu knacken. Lindt&Sprüngli ist im ersten Halbjahr indessen um 9,2 Prozent gewachsen, wie am Montag ebenfalls mitgeteilt wurde: Der Umsatz belief sich auf 1,20 Mrd. Franken. In der heimischen Währung gerechnet kommt Lindt auf ein Verkaufsplus von 6 Prozent.

Kurs der Lindt-Aktie steigt nach Russell-Stover-Deal

Der Kurs der Lindt&Sprüngli-Aktie ist am Montagmorgen mit einem Plus in den Handel gestartet. Neben der Übernahme des US-Familienunternehmen Russell Stover hatte der Schokoladenkonzern auch einen Umsatzsprung von 9,2 Prozent auf 1,20 Mrd. Fr. im ersten Halbjahr bekannt gegeben. Die Aktie war gut eine halbe Stunde nach dem Beginn des Handels 1,39 Prozent mehr Wert als am Freitagabend.

Der Handel wertet den Zukauf von Russell Stover, mit dem Lindt&Sprüngli zum grössten US-Premiumschokoladenhersteller und zur Nummer drei im nordamerikanischen Schokoladenmarkt wird, allgemein positiv. Über den Übernahmepreis sagte Lindt&Sprüngli nichts, Analysten gehen indessen davon aus, dass der Kilchberger Konzern 1,2 bis 1,4 Mrd. Dollar hinblättert. Dies wäre ein eher hoher Preis, wie ein Analyst der Bank J. Safra Sarasin schreibt. Positiv stimmt die Analysten und Anleger aber definitiv der Halbjahresumsatz. Die Steigerung von Marktanteilen in wichtigen Ländern bezeichneten die Experten als «stark». Seit Anfang Jahr hat die Lindt-Aktie, die einen sehr hohen Stückpreis hat, ihren Wert von 48'100 Fr. auf 55'500 Fr. gesteigert. Am Montag war sie kurzzeitig 55'555 Fr. wert. (kub/sda/dpa)

Lindt-Chef Tanner: «USA ist grösster und dynamischer Markt»

Nach den Worten des Lindt&Sprüngli-Konzernchefs Ernst Tanner hat der Schokoladenkonzern in den USA mit dem Kauf von Russell Stover eine Gelegenheit beim Schopf packen können. Das Unternehmen könne derzeit nicht überall auf der Welt dazukaufen.

«Die USA sind der grösste und einer der dynamischsten Märkte», sagte der Verwaltungsratspräsident und Konzernchef der Gruppe im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda. Der Kauf von Russell Stover sei ein strategischer Schachzug. In Asien oder Lateinamerikas gebe aktuell keine vergleichbaren Zukaufmöglichkeiten.

Nordamerika ist jetzt schon mit 30 Prozent des Gesamtumsatzes der wichtigste Markt für das Unternehmen. Das US-Familienunternehmen ergänze die Geschäfte von Lindt&Sprüngli in den USA, etwa im Geschenkbereich und im saisonalen Geschäft.

Keine Angaben machte Tanner dazu, ob der Zukauf, den Lindt&Sprüngli teils aus der eigenen Kasse und teils über Bankkredite schultert, das laufende Aktienrückkaufprogramm beeinflusst. Noch habe das Unternehmen sehr wenig zurückgekauft, sagte Tanner. Über das weitere Vorgehen werde später entschieden.

Das laufende Aktienrückkaufprogramm bei Lindt&Sprüngli wurde Anfang November 2013 lanciert. Es soll bis Ende dieses Jahres laufen und ist auf maximal 5 Prozent des Grundkapitals limitiert. Der Konzern begründete Rückführung von Geld an die Aktionäre im vergangenen Jahr mit den hohen Beständen an liquiden Mitteln. (sda) 
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