Kennen Sie «Berlin – Tag & Nacht» (BTN), die Reality-Doku von RTL2? Wenn nicht, haben Sie nichts Grossartiges verpasst. Die Laiendarsteller machen ihren Job zwar so gut, dass der Sender Rekord-Quoten verbuchen kann, besonders geistreich ist die Vorabend-Show aber nicht.
Interessanter als die Tatsache, dass so viele junge Menschen das TV-Format einschalten (siehe Infobox), ist vielmehr, dass «Berlin – Tag & Nacht» inzwischen auch die Charts erobern will. Oder besser: schon erobert hat.
Die Serienfigur JJ, das «liebenswerte Partygirl aus der WG» (Nachrichten-Agentur sda), hat unter ihrem Künstlernamen «très jolie» am 31. Januar ihren ersten Song veröffentlicht. Und das mit grossem Erfolg: «BOW! (you gotta kick it)» ist auf Platz 20 der Media Control Single Charts eingestiegen. Auch bei YouTube wurde der «Hit» über 1,5 Millionen Mal abgerufen.
Die Verfasserin dieser Zeilen hat in den letzten beiden Wochen «zufälligerweise» JJs «Popkarriere» im Fernsehen verfolgt und weiss deshalb, wovon sie schreibt: Das Mädchen mit den grossen Brüsten kann weder singen (Es lebe Auto-Tune!), noch schauspielern. Aber das scheint auch gar nicht so wichtig zu sein. Im Videoclip zu «BOW» zeigt die Dame, die im richten Leben Julia Jasmin Desai heisst, ihre wahres Talent. Und das ist nicht Boxen.
Bereits im Jahr 2012 ergatterte mit Schlager-Sänger «Ole ohne Kohle» eine Serienfigur von BTN ein Plätzchen in den Charts. Allerdings nur den 38. ... Oles Buch «Wir. Geil...und du so?», das im November 2013 veröffentlicht wurde, war ein grösserer Erfolg: Es landete gar auf Platz vier der Spiegel Bestsellerliste.
Als wäre das nicht schon (ohren-)betäubend genug, versucht nun auch TV-Millionärin Carmen Geiss ihr Glück im Musikbusiness. Und das schon zum zweiten Mal. In den vergangenen Folgen von «Die Geissens – eine schrecklich glamouröse Familie» hat die Gemahlin von «Rooooobert» einen neuen Song im Tonstudio aufgenommen. Dank eines Computerprogramms für nachträgliche Tonkorrektur klingt es tatsächlich so, als hätte die Blondine eine annehmbare Stimme. Hören Sie selbst:
Ein Busenmodel, ein Schlager-Tölpel und eine Millionärin – Sie alle haben etwas gemeinsam: Alle drei können nicht singen und werden trotzdem von RTL2 in die Charts gehievt. Wofür brauchen wir denn jetzt eigentlich noch Castingshows?