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Die Schweiz ist so sicher wie nie. Das zeigt die Studie Schweizerische Sicherheitsbefragung 2015 (siehe Box), die soeben veröffentlicht worden ist. Verfasser Martin Killias sagt zu watson: «40 Jahre lang stieg die Kriminalität bei uns. Jetzt gibt es eine Wende.» Fast alle Deliktarten seien rückläufig.
Der Grund für die aktuell tiefen Zahlen sei ein banaler: «Die Menschen haben ihr Freizeitverhalten verändert. Sie sitzen viel mehr hinter dem Computer, surfen im Internet, statt sich draussen auf der Strasse aufzuhalten», sagt Killias.
Wie die Tätlichkeiten haben auch die Sexualdelikte abgenommen. Allerdings sind die unter diesen Punkt fallenden Vergewaltigungen gestiegen. Wurden im Jahr 2011 noch 2,5 Prozent der 2000 Befragten vergewaltigt, waren es 2015 4,9 Prozent. Woher dieser Anstieg kommt, kann Killias nicht erklären. Aber: Bei so tiefen Zahlen gebe es rasch Ausreisser.
Die Einbrüche blieben relativ hoch – auch im Vergleich zum übrigen Europa. Gemäss Killias könnte ein Grund dafür die relativ moderaten Straftarife für diese Art von Delikten sein. «Bei uns kommt ein Einbrecher in der Regel nicht ins Gefängnis», sagt Killias. Das mache in einschlägigen Kreisen rasch die Runde und ziehe viele Kriminelle aus dem Ausland an. Die Schweiz bleibe eine attraktive Einbrecherdestination.
Der einzige Bereich, indem die Delikte nicht zurückgegangen sind in den letzten vier Jahren, sind die Raubüberfälle. Hier steigen die Zahlen seit langer Zeit. Weshalb sich hier die Zahlen atypisch verhalten, weiss Killias nicht.
Diebstähle sind gemäss den Autoren der Studie weniger verbreitet weil die Schweizer heute nicht mehr so viel Bargeld auf sich tragen wie früher und die Handys immer günstiger werden. «Heute lohnt sich stehlen weniger», ist Killias überzeugt.
Wenn auch nicht ganz parallel zur sinkenden Kriminalität – die Schweizerinnen und Schweizer fühlen sich sicherer im öffentlichen Raum. Dies erstaunt, wenn man in Betracht zieht, dass in den Medien öfter über Verbrechen berichtet wird als früher.
Passend zu den restlichen Resultaten hat die Bevölkerung heute ein positiveres Bild der Polizei als in der Vergangenheit. Killias dazu: «An neuralgischen Punkten, wie zum Beispiel dem Bahnhof Bern, wo früher jeder Passant über Drogensüchtige steigen musste, hat die Polizei grosse Verbesserungen herbeigeführt.» Dass es an solchen Stellen heute «sauber» ist, verbinden die Menschen mit guter Polizeiarbeit.
Die Studie widerlegt ein zum Teil herbeigeredetes Sicherheitsproblem, dass die Schweiz haben soll. Doch bleibt die Situation so? Oder sehen die Zahlen angesichts der aktuellen Flüchtlingsströme, die meistens mit einem Anstieg der Kriminalität einhergehen, schon bald wieder anders aus? «Das ist schwierig zu sagen und hängt davon ab, wie wir die Flüchtlinge integrieren, wie sie in den Arbeitsmarkt eingebettet werden können», sagt Killias.