Hol dir jetzt die beste News-App der Schweiz!
- watson: 4,5 von 5 Sternchen im App-Store ☺
- Tages-Anzeiger: 3,5 von 5 Sternchen
- Blick: 3 von 5 Sternchen
- 20 Minuten: 3 von 5 Sternchen
Du willst nur das Beste? Voilà:
Herr Guéniat, die Statistik sticht ins Auge. Ihre Stadt Neuchâtel ist die Crystal-Meth-Hochburg der Schweiz. Warum?
Olivier Guéniat: Das lässt sich historisch begründen. In den 90er Jahren, zwischen 1995 und 1998 wanderten viele thailändische Prostituierte in die Region ein, eröffneten Massage-Salons und verkauften ihren Kunden und Freiern die sogenannten «Thai-Pillen». Davon war aber nicht nur Neuenburg, sondern auch Biel und Basel betroffen.
Trotzdem, Neuenburg sticht heraus. 33,4 Milligramm werden pro Tag und 1000 Einwohner konsumiert, in Zürich, das sonst alle Drogen-Ranglisten anführt, nur 21,8.
Es ist schon sehr beunruhigend, dass eine kleine Stadt wie Neuenburg die Statistik, dieser so schnell abhängig machenden Droge anführt. Wir gehen davon aus, dass in Neuenburg zwischen 200 und 300 Thai-Pillen pro Tag konsumiert werden. Trotzdem bleibt die Droge ein vergleichbar marginales Problem in der Schweiz.
Wer sind die Konsumenten?
Historisch bedingt sind darunter ältere Konsumenten, die Ende der 90er Jahre damit begonnen haben und jetzt um die 40 Jahre alt sind. Das zeigt die Statistik und unterstreicht zugleich, wie stark abhängig Crystal Meth macht. Im Umfeld von Partys sind die meisten Konsumenten unter 30 Jahre alt und männlich. Das Problem der Droge ist, dass man schnell psychisch abhängig wird und sie schwer zu therapieren ist.
Warum ist Meth-Sucht schwer zu therapieren?
Es gibt kein Substitutionsprodukt, kein Ersatzstoff. Crystal-Meth-Süchtige haben kein Interesse an Methadon, wie beispielsweise Heroin-Abhängige. Es lindert ihre Symptome nicht. Deshalb bleiben Konsumenten oft jahrelang süchtig.
Wie teuer ist Crystal Meth auf dem Markt?
0,1 Gramm Crystal Meth kostet zwischen 40 und 50 Franken, Das entspricht etwa einer Pille. Ein Gramm kostet zwischen 250 und 350 Franken. Da ist man schnell bei einer Viertelmillion. Stellen Sie sich den Gewinn für Dealer vor!
So teuer? Crystal Meth galt doch als das «Kokain der Armen»?
Das gilt nicht für die Schweiz, sondern für die USA. Dort stellen Süchtige ihr Meth selber her, mit Ephedrin, das in normalen Arzneimitteln, die man im Supermarkt kaufen kann, enthalten ist. In der Schweiz sind die Medikamente teurer. Hier kann man Meth für einen Franken pro Milligramm verkaufen, das macht eine Million Franken pro Kilo.
Woher kommt denn das Schweizer Meth?
In den letzten vier Jahren registrierten wir ein Wiederanstieg von Aktivitäten von vietnamesischen Untergrund-Organisationen, die ihr Metamphetamin auf dem tschechischen Markt beziehen. Zudem nimmt die Produktion von Crystal Meth in der Schweiz zu, es ist einfacher zugänglich. Andere Quellen sind der traditionelle Thai Schwarzmarkt und seit neustem auch das Darknet.
Crystal Meth wird über das Darknet importiert?
Ja. In diesem Jahr konnten wir einen Dealer verhaften, der sich nachweislich sechs Kilogramm Crystal Meth im Internet bestellt und liefern lassen hat. Er hat mindestens 2723 Gramm Meth à 120 Franken pro Gramm verkauft.