Trotz dem unnötigen Punktverlust gegen Aussenseiter Vaduz liest sich die Tabelle derzeit schön für alle GC-Fans. Nach einem turbulenten Jahr haben die Hoppers – zumindest sportlich – den Tritt wiedergefunden. Doch wie in der Führungsetage geht es bei den Zürchern auch auf dem Feld drunter und drüber.
Dass die Grasshoppers nach fünf Spieltagen den Sprung auf Rang 2 der Super League schaffen, hätte vor der Saison wohl nicht einmal der kräftigste Grashüpfer der Welt zu träumen gewagt. Nach den Unruhen im Vorstand und den gewichtigen Abgängen wie Lang, Pavlovic oder Abrashi (total 16 Abgänge im Sommer) stand das Team vor dem kompletten Umbruch.
GC um Trainer Pierluigi Tami schaffte es jedoch, sich punktuell zu verstärken und die Abgänge zu kompensieren. Die Neuen um den 120-fachen schwedischen Nationalspieler Kim Källström haben sich sofort hervorragend in die Mannschaft integriert und übernehmen Verantwortung.
In fünf Spielen haben die Grasshoppers bisher 19 Tore erzielt, was einen Schnitt von 3,8 Toren pro Partie bedeutet. Dass dies eine überragende Quote ist, muss wohl nicht weiter erläutert werden. Zum Vergleich: Vor einem Jahr hatten die Hoppers nach fünf Runden drei Tore auf dem Konto. Sie haben sich innert Jahresfrist also um über 600% gesteigert.
Dass sich die GC-Offensive entfalten kann, hat auch entscheidend mit zwei Abgängen zu tun: Da ist einerseits Nassim Ben Khalifa, der seit dem U17-WM-Titel 2009 eigentlich gar nichts mehr geleistet hat. Jetzt wurde er von Tami ausgemustert. Der 23-Jährige stürmt ab sofort für Eskisehirspor in der türkischen Süper Lig. Das ist vor allem Süper für GC.
Dazu stürchelt auch Anatole Ngamukol nicht mehr durch die GC-Offensive. Das fussballerische Potpourri aus Dave Dollé und Karl Dall musste im Sommer gehen und ist jetzt vereinslos. Damit ist der GC-Angriff frei, die starken Techniker können sich ausleben und voneinander profitieren. Die langen Bälle auf den schnellen Ngamukol sind keine Option mehr, GC ist in der Offensive zu mehr Kombinationsspiel gezwungen, das macht sie stärker.
Wirft man einen Blick auf die Torschützen von GC, fällt auf: Die Stürmer waren allesamt in der letzten Saison schon da, jetzt beginnen sie jedoch zu skoren. Im Zentrum steht dabei ein schlagkrätiges Offensiv-Quartett, welches total 27 direkte Torbeteiligungen aufweist.
Shani Tarashaj: 5 Tore, 0 Assists
Der 20-jährige Shani Tarashaj steht sowas wie sinnbildlich für die GC-Offensive. Im letzten Jahr traf der Schweizer U21-Nationalspieler in 19 Spielen ein einziges Mal. In dieser Saison hat er seine Ausbeute nach 5 Partien beireits verfünffacht.
Munas Dabbur: 4 Tore, 6 Assists
Was wurde nicht alles geschrieben über den Stürmer aus Nazareth. Der 23-Jährige war schon so gut wie bei Palermo, Trainer Tami dementierte umgehend. Dann bot GC dem Israeli angeblich 150'000 Franknen mehr pro Saison, was Dabbur offenbar genug sein soll. Und wie wirken sich die Gerüchte auf den Stürmer aus? Vier Tore und sechs Assists in fünf Spielen: Fantastisch!
Caio: 3 Tore, 3 Assists
Zwar gut bei Standards, doch lauffaul soll er sein, dieser Caio. Der 29-jährige Brasilianer spult zwar auch in dieser Saison weniger Kilometer ab als Viktor Röthlin vor dem Frühstück, zeigt sich aber äusserst effizient und spielfreudig. 6 Skorerpunkte bisher, in der ganzen letzen Saison waren es 13.
Yoric Ravet: 3 Tore, 3 Assists
In der letzten Saison bei 35 Spielen im Einsatz und dabei 15 Skorerpunkte erzielt. Eine mittelmässige Quote für einen Stürmer. Er ist in dieser Saison bei mehr als eine Torbeteiligung pro Spiel, was für eine Steigerung! Der Franzose scheint endlich sein Potential abrufen zu können.
Mit der hervorragenden Torausbeute müsste GC auf Platz 1 der Tabelle stehen. Dass dies nicht der Fall ist, hat zwei Hauptgründe: Die Abwehr ist (noch) das reinste Chaos und Torwart Vaso Vasic leistet sich zu viele Patzer.
Zwei Tore gegen Leader Basel reichten nicht zum Punktgewinn, gegen Vaduz musste sich GC gestern trotz drei Treffern mit einem Unentschieden begnügen. Mit einer stabilen Defensive hätte GC beide Spiele gewonnen.
In der Verteidigung hat GC mit Dingsdag, Hossmann, Lang, Garcia, Pavlovic, Grichting, Jahic und Wüthrich im Sommer gleich acht Spieler verloren. Die Abstimmung mit den Zuzügen Barthe, Pnishi und Antonov funktioniert verständlicherweise noch nicht wie sie sollte.
Schafft es Taktikfuchs Pierluigi Tami, Stabilität in die Abwehr des Rekordmeisters zu bringen und hat er den Mut, Vaso Vasic durch Joël Mall zu ersetzen, hätte der FC Basel vielleicht wieder mal so etwas wie einen Konkurrenten im Kampf um den Meistertitel ...
Mit einem Platz der für die EL-Quali bin ich mehr als zufrieden.