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China ist längst nicht mehr das Steinzeit-Kommunismus-Land im Mao-Einheitslook. 30 Jahre Wirtschaftswunder haben einen Mittelstand hervorgebracht, der inzwischen 225 Millionen Menschen umfasst. Das hat Konsequenzen: «Eine selbstgenügsame Nation ist kosmopolitisch geworden», stellte der «Economist» kürzlich fest. «Im letzten Jahr haben die Chinesen 120 Millionen Reisen ins Ausland durchgeführt, eine Vervierfachung innerhalb eines Jahrzehntes.»
Als Touristen haben die Chinesen einen durchzogenen Ruf. Es gibt mittlerweile nicht nur den «hässlichen Deutschen» oder den «hässlichen Amerikaner», es gibt nun auch den «hässlichen Chinesen». «Touristen, die lärmig und ungezogen sind, mit Geld um sich werfen und kaum Respekt für die lokale Kultur haben», wie es in der «Financial Times» zu lesen war.
Wegen ihrer ungehobelten Bürger im Ausland fürchtet die Regierung um ihren Ruf. China ist ja nicht irgendwer, sondern eine der ältesten Zivilisationen der Welt. Die Führer der Kommunistischen Partei machen sich deshalb öffentlich Sorgen und beklagen den Verlust von chinesischer «Softpower». Darunter versteht man die kulturelle Attraktivität eines Landes.
Deshalb hat die Regierung nun einen Benimm-Führer für Touristen aufgelegt.
Darin werden die Chinesen aufgefordert, im Ausland nicht öffentlich zu spucken, nicht gegen das Nichtraucherverbot zu verstossen, nicht vorzudrängeln, nicht überlaut zu sprechen, die öffentlichen Toiletten nicht zu verschmutzen und auch keine Tiere zu «jagen, schlagen oder füttern».
Sehr beliebt bei chinesischen Touristen ist Japan. Fünf Millionen reisten letztes Jahr nach Nippon, nicht immer zur Freude der Einheimischen. Die Hokkaido Tourism Organisation hat deshalb für sie ebenfalls eine Broschüre in Form eines Comics verfasst. Darin steht unter anderem, die chinesischen Gäste sollten doch bitte kein Besteck aus den Restaurants mitlaufen lassen und öffentlich keinen Wind lassen.
Die chinesischen Touristen mögen noch zivilisatorische Rückstände aufweisen, als wirtschaftlicher Faktor sind sie inzwischen eine Grösse. In Grossbritannien geben sie durchschnittlich doppelt so viel Geld aus wie ein amerikanischer Tourist. Vor allem sind sie passionierte Shopper. Letztes Jahr haben sie insgesamt 215 Milliarden Dollar im Ausland ausgegeben. Kein Wunder, werden sie auch von der Schweizer Tourismus- und der Uhrenindustrie heiss umworben.
Wenn sie nicht am Shoppen sind, trifft man die chinesischen Touristen in Europa an den klassischen Orten an, im Louvre, im Kolosseum oder auf dem Schwanenplatz in Luzern. Eher selten sieht man sie in einheimischen Lokalen. Nach Möglichkeit essen sie auch im Ausland chinesisch.