Französische Medien konnten aufgrund Augenzeugen-Berichten rekonstruieren, was sich am Donnerstagmorgen in Nizza ereignet hatte. In und nahe der Kirche Notre-Dame kam es zwischen 8:50 und 9 Uhr zu einem Messerangriff. Ersten Erkenntnissen zufolge drang ein Täter ins Glaubenshaus ein und verletzte mehrere Menschen. Zwei Opfer starben noch vor Ort, ein drittes erlag im Spital seinen Verletzungen.
Anwohner alarmierten die Polizei. Diese konnte den Angreifer überwältigen und ihn verletzten. Seine Verhaftung erfolgte gegen 9.10 Uhr. Der Mann äusserte dabei mehrmals den arabischen Spruch «Allahu akbar».
Augenzeugen erinnerten sich an chaotische, beängstigende Szenen. «Eine Frau rannte aus der Kirche und sagte: ‹Rennt, rennt! Da ist jemand eingedrungen, es wird geschossen, es gibt Tote›», wird der 32-jährige Kellner Daniel Conilh von «La Libre» zitiert.
Der Messerangriff wird von den französischen Strafverfolgungsbehörden als Mord in Verbindung mit terroristischen Motiven beurteilt. Die für solche Fälle zuständige Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen.
Der Terrorverdacht wird mit den «Allahu akbar»-Äusserungen des Täters begründet. Nizzas Bürgermeister Christian Estrosi sagte dazu, dass die Geste des Angreifers «keine Zweifel» gelassen habe. Auch Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron wertete den Angriff als «islamistischer Terroranschlag». Die Motive des Täters wurden zum aktuellen Stand noch nicht geklärt.
Der «Figaro» verbreitete früh erste Spekulationen über den Angreifer. Ungeprüften Angaben zufolge habe der 20- bis 30-jährige Täter bei der Verhaftung seinen Vornamen genannt. Die Polizei nahm zwecks Identifizierung seine Fingerabdrücke.
Präsident Macron hat die höchste Terrorwarnstufe für Frankreich ausgerufen und einen verstärkten Schutz von Kirchen und Schulen angekündigt. Der schon länger laufende inländische Anti-Terroreinsatz «Sentinelle» des Militärs solle von bisher 3000 auf nun 7000 Soldaten aufgestockt werden.
Das französische Parlament unterbrach eine Debatte über neue Beschränkungen in der Corona-Pandemie für eine Schweigeminute.
In Lyon kam es zu einer weiteren Festnahme eines bewaffneten Mannes. Der polizeibekannte Mann verletzte niemanden. «Le Parisien» berichtete, dass in Sartrouville bei Paris ein weiterer Mann verhaftet wurde, nachdem er seinem Vater anvertraut haben soll, ebenfalls einen Anschlag verüben zu wollen.
Das ist so – welchen Zusammenhang das mit dem Messerangriff in Nizza zu tun hat, ist aber zurzeit noch unklar. Einige Medien sahen in ihren ersten Einschätzungen zum Vorfall eine mögliche Verknüpfung zu den Spannungen beider Länder.
Sie wurden durch die Tötung eines Lehrers in einem Pariser Vorort ausgelöst. Er wurde von einem Angreifer enthauptet, nachdem er im Unterricht zur Meinungsfreiheit Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verteidigte das Zeigen solcher Karikaturen, was von strenggläubigen Musliminnen und Muslimen regelmässig als Provokation betrachtet wird.
Muslimische Länder – darunter die Türkei unter Präsident Recep Tayyip Erdoğan – reagierten mit Boykottaufrufe für französische Produkte. Der Streit spitzte sich zu. Frankreich stellte sich auf den Standpunkt, seine «Prinzipien und Werte» nie aufgeben zu wollen. Die Türkei wiederum sprach von einem «kulturellen Rassismus» und warf Macron vor, eine «anti-muslimische Agenda» zu verfolgen.
Die Türkei hat den «grausamen Messerangriff» in Nizza «scharf» verurteilt und will die Spannungen zu Frankreich zunächst zur Seit schieben, um ihre «Solidarität» auszudrücken.
إنَّ #الأزهر_الشريف إذ يدين ويستنكر هذا الحادث الإرهابي البغيض، فإنه يحذِّر من تصاعد خطاب العنف والكراهية، داعيًا إلى تغليب صوت الحكمة والعقل والالتزام بالمسئولية المجتمعية خاصة عندما يتعلق الأمر بعقائد وأرواح الآخرين.
— الأزهر الشريف (@AlAzhar) October 29, 2020
3/4
Je suis proche de la communauté catholique de #Nice, en deuil après l'attaque qui a semé la mort dans un lieu de prière et de consolation. Je prie pour les victimes, pour leurs familles et pour le bien-aimé peuple français, afin qu'il puisse réagir au mal par le bien.
— Pape François (@Pontifex_fr) October 29, 2020
Erinnert an das, was Jacques Hamel zugestossen war.