Wer eine Anhörung vor dem US-Kongress verpasst, hat hoffentlich sehr gute Gründe: Die hochrangigen Politiker nehmen es persönlich, wenn man nicht Red und Antwort steht.
Genau dies hat Larry Page kürzlich getan. Der Google-Mitgründer war wegen eines brisanten Themas vorgeladen. Er sollte öffentlich erklären, was Google gegen (russische) Manipulationsversuche rund um die US-Wahlen unternimmt.
Bekanntlich stehen auch andere US-Techgiganten am Pranger. Und so wohnten Twitter-CEO Jack Dorsey und Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg der Anhörung bei.
Von Google hingegen keine Spur: Sowohl Page als auch der Google-CEO Sundar Pichai blieben fern. Stattdessen übermittelte der mächtigste Internet-Konzern der Welt ein schriftliches Statement und veröffentlichte einen Blogpost.
«Wo in aller Welt ist Larry Page?», titelte Bloomberg am Freitag und illustrierte den Artikel mit dem Foto des leeren Stuhls, auf dem der Google-Gründer hätte sitzen sollen.
Page habe sich auch in anderen Geschäftsbereichen zurückgezogen, berichtet die US-Nachrichtenagentur. Der Google-Konzernchef sei nahezu «unsichtbar» fürs Unternehmen und habe alle Entscheidungen anderen Managern überlassen.
Der Rückzug erfolge in einem denkbar ungünstigen Moment, meinen Kritiker. Es stellten sich zunehmend drängende gesellschaftliche Fragen: Die Google-Führung müsse erklären, was der Tech-Konzern gegen politische Einflussnahme tue.
Der Google-Mutterkonzern Alphabet verteidigte Page und erklärte, dass Kent Walker ein hochrangiger Manager für den US-Kongress bereitgestanden sei. Zudem wurde betont, dass sich Page anderen längerfristigen technischen Problemen widme.
Laut Bekannten hat sich Page verstärkt auf seine private Insel in der Karibik zurückgezogen. Er verfolge aber die Geschäfte von Alphabet nach wie vor sehr genau. Und er nehme gelegentlich auch an wöchentlichen Sitzungen in der Google-Zentrale in Mountain View mit Sergey Brin teil.
US-Medien erinnern daran, dass der Verzicht auf öffentliche Auftritten gesundheitliche Gründe haben könnte. 2013 erklärte der Google-Gründer in einem Beitrag auf Google+, «dass er unter einer chronischen Erkrankung leidet, die seine Stimmbänder teilweise lähmt und ihn permanent heiser macht».
Zudem liegen die Interessen von Page mehr bei zukünftigen technischen Herausforderungen, als in der Politik. Er soll dieses Jahr in ein Lufttaxi-Projekt investiert haben und arbeitete an einem anderen Projekt mit dem Titel Heliox. Dabei handelte es sich laut Insidern um eine Art «Hyperloop für Velos».
«Die Vision war es, Google-Mitarbeitern zu ermöglichen, die Strecke von San Francisco nach Mountain View schnell per Fahrrad zurücklegen zu können», schreibt futurezone.at. Das Projekt sei jedoch nach einiger Zeit eingestellt worden.
(dsc)