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Das taugt Apples Musikstreaming mit Dolby Atmos und «Lossless Audio»

Relaxed woman listening to music on headphones at home
Mit High-End-Klang und 3D-Audio will Apple mit seinem Musikstreamingdienst Hifi-Geniesser anziehen und sich von der Konkurrenz abheben.Bild: Shutterstock
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Das taugt Apples Musikstreaming mit Dolby Atmos und «Lossless Audio»

Apple Music bietet ab sofort mit Dolby Atmos räumlich abgemischte Musik sowie ein verlustfreies Audioformat. Was es bringt und wie man es nutzen kann.
10.06.2021, 17:07
Jan Mölleken / t-online
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Ein Artikel von
t-online

Apple hat seinen Musikstreaming-Dienst gerade um zwei neue Funktionen erweitert: Raumklang und ein sogenanntes Lossless-Format, bei dem Musik verlustfrei gespeichert und wiedergegeben werden kann. Wir haben ausprobiert, was genau es bringt, was man für die Nutzung braucht und wie man es einstellt. 

Wer kann die Funktionen nutzen und was braucht man dafür?

Im Prinzip stehen die neuen Funktionen allen Abonnenten von Apple Music offen: Aktuell benötigt man allerdings ein Apple-Gerät zum Abspielen, für die Apple-Music-App auf Android werden sie nachgereicht.

Um die Musik verlustfrei abzuspielen, braucht man einen kabelgebundenen Kopfhörer oder eine per Kabel angebundene Hifi-Anlage. Im Prinzip klappt die Wiedergabe auch über die im iPhone oder iPad verbauten Lautsprecher – hier wird man allerdings keinen Unterschied hören.

Seit dem Update ist Apples kompletter Musikkatalog im Lossless-Format verfügbar. Um Songs so abzuspielen, muss man dies allerdings in der Einstellungen-App unter Musik>Audioqualität>Lossless Audio aktivieren.

Anschliessend kann man wählen, ob das Lossless-Format jeweils bei «Mobiles Streaming», « WLAN Streaming» und «Downloads» aktiviert werden soll.

Aber Achtung: Verschlingt ein dreiminütiger Titel normalerweise mit «High Quality» etwa 6 MB Datenvolumen, wächst dies bei Lossless auf 36 MB bis 145 MB an.

Ob ein Titel gerade Lossless abgespielt wird, erkennt man übrigens auch direkt im Player an folgendem Symbol:

Bild
screenshot: t-online

3D-Audio kann auf beliebigen Kopfhörern abgespielt werden – Lautsprecher-Systeme müssen dafür allerdings zertifiziert sein. Während Lossless über den ganzen Musikkatalog hinweg verfügbar ist, gibt es derzeit nur eine verschwindend geringe Zahl an passenden 3D-Audio-Songs. Das hat damit zu tun, dass Musik dafür noch einmal neu abgemischt und gemastert werden muss – damit wird die übergrosse Mehrheit der bestehenden Songs wohl auch künftig ohne 3D-Audio auskommen, möglicherweise etabliert sich das Format aber bei zukünftigen Produktionen.

Damit Nutzer auf Anhieb passendes Material finden, hat Apple Music mehrere 3D-Audio-Playlists zusammengestellt und sogar zwei besondere Demo-Beispiele erstellt, in denen der Unterschied zwischen Stereo und Dolby Atmos vorgeführt wird.

Damit man all das auch hören kann, muss man Dolby Atmos in der Einstellungen-App (unter Musik > Dolby Atmos) aktivieren. Wer ein Apple-AirPods-Modell oder einen neueren Beats-Kopfhörer mit Apple-Chip besitzt, kann hier «Automatisch» einstellen, wer andere Kopfhörer nutzt, muss «Immer eingeschaltet» wählen, oder eben bei «Aus» bleiben.

Ob gerade 3D-Audio abgespielt wird oder nicht, erkennt man ebenfalls an einem dann eingeblendeten Symbol:

Bild

Was bringt das neue Lossless-Format und wie klingt es?

Heutzutage ist Musik, die digital über einen Streaming- oder Downloaddienst angeboten wird, meist stark komprimiert. Um die Dateien so klein zu bekommen, können nicht alle Details der Originalaufnahme behalten werden.

Allerdings sind moderne Algorithmen dabei sehr geschickt und verwerfen nur die Informationen, die der Nutzer entweder gar nicht oder nur ganz schwach wahrnimmt. Konnte man früher bei stark komprimierten MP3s durchaus noch einen deutlichen Qualitätsunterschied zur CD-Aufnahme hören, sind moderne verlustbehaftete Formate meist nicht mehr wirklich vom Original zu unterscheiden.

Dementsprechend können die allermeisten Nutzer das neue Lossless-Format einfach ignorieren, im Alltag hört man auf einfachen Kopfhörern keinen Unterschied.

Doch es gibt Unterschiede: Um die wirklich hörbar zu machen, haben wir haben die KSE 1200 In-Ear-Kopfhörer von Shure (Preis: 1800 Euro) ans iPhone angeschlossen und genau hingehört: Lossless bietet bei manchen Aufnahmen tatsächlich mehr «Luft» im Klang, die Obertöne schwingen gerade beim leisen Ausklingen des Instrumentenhalls harmonischer und reichhaltiger. Feinste Details klingen noch etwas klarer.

Shure KSE 1200
Shure KSE 1200.Bild: Shure

Doch die Shure KSE 1200 sind in der Tat Ausnahmegeräte mit elektrostatischem Wandler – sie lassen übrigens auch die High-Quality-Versionen der Lieder um Längen besser klingen. Die Wahl der Kopfhörer dürfte auch künftig für guten Klang in den meisten Fällen deutlich wichtiger sein als die Frage Lossless oder nicht.

Erwähnt sei an dieser Stelle noch, dass es zwei Versionen von Lossless gibt:

  • Wer Apples Lightning-auf-3.5mm-Adapter nutzt, um daran seine Kopfhörer anzuschliessen, bekommt nur die Standard-Lossless-Variante ausgespielt: 24 Bit/48 kHz Soundauflösung – übrigens schon deutlich bessere Qualität als bei einer CD, die auf 16 Bit/44.4 kHz kommt.
  • Wer hingegen noch einen separaten externen Wandler, einen sogenannten DAC, anschliesst, bekommt «Hi Res Lossless». Hier wird die Musik im Format 24 Bit/196 kHz ausgespielt.

3D-Audio: Musik wird räumlicher – wie eigentlich?

Angekündigt hatte Apple es bereits im Mai – ab jetzt können es Kunden auch ausprobieren: 3D-Audio bei Apple Music. Dahinter steckt Dolby Atmos, eine Technologie von den Dolby Laboratories. In den guten alten Kassettenzeiten sorgte deren System für eine brauchbare Unterdrückung des Bandrauschens, später wurde der Firmenname zum Synonym für Mehrkanalsound im Heimkino-Bereich, etwa den klassischen 5.1- oder 7.1-Systemen.

Dolby Atmos ist ebenfalls eine Technologie, mit der Raumklang umgesetzt wird. Anders als früher, als die Räumlichkeit dadurch erzeugt wurde, dass Geräusche und Stimmen auf verschiedene Kanäle gemischt wurden, die sich etwa links, rechts, neben, über oder hinter dem Hörer befanden, ist das neue Format objektbasiert.

Das heisst, einzelne Stimmen, Geräusche oder Instrumente werden frei im virtuellen Raum um den Hörer platziert. Das Ergebnis lässt sich mit bestimmten Lautsprecher-Setups wiedergeben – oder mit ganz normalen Kopfhörern. Zwar gibt es dort nur zwei echte Audiokanäle – links und rechts – doch die einzelnen Audioobjekte werden digital so bearbeitet, dass es klingt, als kämen sie aus einer bestimmten Richtung.

Letztlich funktioniert auch die Ortung von Geräuschen beim Menschen so: Ein Geräusch, das genau von vorn oder hinten kommt, wird vom linken und rechten Ohr gleich laut gehört – der Lautstärkeunterschied hilft hier nicht bei der Ortung. Allerdings wird ein Geräusch, das von vorn kommt, anders von unserer Ohrmuschel reflektiert, als wenn es von hinten kommt. Diese winzigen Klangunterschiede erlauben dem Gehirn eine räumliche Zuordnung. Und diese Klangunterschiede lassen sich eben auch virtuell nachbauen – und das leistet Dolby Atmos.

Perfekt ist das Ergebnis nicht – dazu müssten die Ohrmuscheln und -kanäle einer Person individuell ausgemessen und das Ergebnis entsprechend angepasst werden – doch es ist auch so für viele Nutzer schon ziemlich überzeugend.

Klingt die Musik mit 3D-Audio bei Apple Music besser?

Im Test war der Unterschied zum normalen Stereo-Signal auf jeden Fall klar hörbar – auch ohne High-End-Kopfhörer. Wie deutlich der Effekt ausfällt, hängt auch vom jeweiligen Song ab. In vielen Fällen macht der neue Raumklang durchaus Spass, teilweise ist die neue Darstellungsform auch Geschmackssache. Vor allem bei komplexen Produktionen kann die Technologie die Klangbühne angenehm «aufräumen» – mit mittelmässigen oder schlechten Kopfhörern gerät das Ergebnis aber gern auch etwas matschig.

Quellen

So berichtet der Schweizer iPhoneBlog über die Musik-Neuerung:

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