Sport
Eishockey

Eishockey-WM: Darum sind Hischier, Hofmann, Moser und Co. so treffsicher

Switzerland`s coach Patrick Fischer during the game between Latvia and Switzerland, at the IIHF 2019 World Ice Hockey Championships, at the Ondrej Nepela Arena in Bratislava, Slovakia, on Sunday, May  ...
Patrick Fischer beim Spiel gegen Lettland. Bild: KEYSTONE

Patrick Fischer erklärt, weshalb die Schweizer Stürmer plötzlich so treffsicher sind

14.05.2019, 13:50
Mehr «Sport»

Andres Ambühl, der Routinier, sagt es beiläufig: «Die Silbermedaillen haben alles verändert.» Die Erfolge sind kein Zufall: Das Nationalteam verfügt über Stürmer, die stürmen und skoren.

Das Stürmerproblem, das uns bis 2013 verfolgte, ist gelöst. Es existiert nicht mehr. Die Schweiz verfügt mit Timo Meier über einen Flügel, der in der NHL diese Saison für die San Jose Sharks schon 35 Tore und 43 Assists gepunktet hat.

Auch Nino Niederreiter kämpft mit Carolina in einer Schlüsselrolle noch um den Einzug in den Stanley-Cup-Final. Und auch ohne die zwei wuchtigsten Angreifer gelingen der Schweiz gegen Italien (9:0) und Lettland (3:1) zwölf Goals. Und auch die besten Skorer der Schweizer Liga können sich mittlerweile auf der internationalen Bühne durchsetzen.

Die Highlights gegen Lettland.Video: YouTube/IIHF Worlds 2019

Diese Feststellung entspricht nicht nur einer Momentaufnahme nach zwei Partien gegen schlechter klassierte Gegner. An der WM 2013 in Stockholm skorten Reto Suri, Denis Hollenstein und Julian Walker gleich viele Punkte wie Niederreiter. Im letzten Jahr in Kopenhagen gelangen Enzo Corvi gleich viele Punkte wie Niederreiter und Andrighetto. In Bratislava glänzten bislang primär die «Nordamerikaner» Nico Hischier, Kevin Fiala und Vincent Praplan – aber auch Gregory Hofmann und Simon Moser erzielten schon zwei Tore.

Die Highlights gegen Italien.Video: YouTube/IIHF Worlds 2019
«Sie haben schon mit 16, 17 Jahren viel mehr drauf und schiessen um einiges besser als meine Generation.»
Patrick Fischer

Patrick Fischer, der Nationalcoach, bildete vor zwei Jahrzehnten mit Marcel Jenni und Sandy Jeannin eine Schweizer Sturmlinie, die am Anfang der Ära Ralph Krueger auch an Weltmeisterschaften Tore kreieren konnte. «Aber», sagt Fischer heute, «damals waren wir offensiv noch nirgends. Ich spielte einst als Stürmer, aber gegen die besten Nationen kamen wir gar nie in Scheibenbesitz. Wir waren Stürmer, die meist verteidigen mussten. Einen ersten, auslösenden Pass gab es gar nicht, wir spielten einfach den Puck aus dem eigenen Drittel.»

Die Schweizer Patrick Fischer, Olivier Keller, Paul di Pietro und Thierry Paterlini, von links nach rechts, sowie Cheftrainer Ralph Krueger, hinten, feiern den 2-0 Sieg ueber Weissrussland und damit d ...
Patrick Fischer, Olivier Keller, Paul di Pietro und Trainer Ralph Krüger an der WM 2005.Bild: KEYSTONE

Und jetzt? «Heute sind unsere jungen Spieler ganz eindeutig viel besser ausgebildet. Sie haben schon mit 16, 17 Jahren viel mehr drauf und schiessen um einiges besser als meine Generation. Und ihnen kommt auch entgegen, dass wir im Nationalteam in den letzten Jahren versuchten, auch gegen starke Gegner offensiver aufzutreten.»

Die Angreifer mit dem grössten Momentum sind in Bratislava vor dem Spiel gegen Österreich Nico Hischier und Gregory Hofmann. Hischier markierte in seinen ersten sechs Länderspielen sechs Tore und fünf Assists. Hischier bleibt aber bescheiden. «Ich denke, jeder hätte das 2:1 gegen Lettland machen können. Jeder hätte dort stehen können.» Aber Hischier stand am richtigen Fleck, «und als der Puck im Tor lag, waren das Emotionen pur für mich».

Switzerland's Nico Hischier scores the 2:1 against Lativa`s Elvis Merzlikins during the game between Latvia and Switzerland, at the IIHF 2019 World Ice Hockey Championships, at the Ondrej Nepela  ...
Nico Hischier trifft gegen Lettland.Bild: KEYSTONE

Hofmann trifft auch im der Nati

Von Hischier, dem Nummer-1-Draft, hatte Grosses erwarten werden dürfen. Überraschender kommt, dass auch Gregory Hofmann in der Nationalmannschaft mit der gleichen Kadenz Tore schiesst wie in den letzten zwei Saisons für den HC Lugano. Hofmann erzielte in den letzten sechs Länderspielen fünf Goals, nur in einem Spiel traf er bloss den Pfosten. In den letzten zwei Saisons gelangen Hofmann für Lugano 115 Skorerpunkte.

«So gut wie im Moment lief es mir in der Nationalmannschaft noch nie.»
Gregory Hofmann

Letzte Saison erzielte er in der National League erstmals über 30 Tore. Im Vergleich zu 2017 verdoppelte Hofmann in den letzten zwei Saisons seine Punkteausbeute (von 30 auf 60 und 55). In der Plus-/Minusbilanz verbesserte er sich von Minus-10 (2017) auf zweimal Plus-17 (2018 und 2019).

Hofmann mag sich gar keine Gedanken darüber machen, wieso es plötzlich auch an Weltmeisterschaften für ihn gut läuft. «Es stimmt: So gut wie im Moment lief es mir in der Nationalmannschaft noch nie. Aber darüber mache ich mir keine Gedanken. Wichtiger ist, dass ich weiter mein Spiel durchziehe. Das beinhaltet kämpfen, Tempo, jede Abschlussmöglichkeit sofort wahrnehmen und stets den Weg vors Tor suchen.»

epa07565545 Gregory Hofmann of Switzerland (L) in action against Miks Indrasis of Latvia (R) during the IIHF World Championship group B ice hockey match between Latvia and Switzerland at the Ondrej Ne ...
Gregory Hofmann ist auch auf den Knien kaum von der Scheibe zu trennen.Bild: EPA/EPA

Genau diese Spielweise ist international gefragt. Und immer mehr Schweizer beherrschen sie. Noch vor acht Jahren, an der letzten WM in der Slowakei, erzielten die Schweizer nur 2,5 Tore im Schnitt, gegen die Top-6-Nationen sogar nur anderthalb Tore pro Spiel. Die Schweizer benötigten damals mehr als 13 Torschüsse pro Goal – der schlechteste Wert aller Nationen. Heuer erzielten die Schweizer schon zwölf Tore, nur drei weniger als vor acht Jahren an der ganzen WM. Und für einen Treffer benötigen sie im Schnitt bloss noch 8,1 Torschüsse. Wenn die Schweizer mit dieser Kadenz weitermachen, dann winkt heute Abend gegen Österreich der dritte Sieg an dieser WM. (zap/sda)

DANKE FÜR DIE ♥
Würdest du gerne watson und unseren Journalismus unterstützen? Mehr erfahren
(Du wirst umgeleitet, um die Zahlung abzuschliessen.)
5 CHF
15 CHF
25 CHF
Anderer
twint icon
Oder unterstütze uns per Banküberweisung.
Die besten Bilder der Eishockey-WM in der Slowakei
Das könnte dich auch noch interessieren:
6 Kommentare
Weil wir die Kommentar-Debatten weiterhin persönlich moderieren möchten, sehen wir uns gezwungen, die Kommentarfunktion 24 Stunden nach Publikation einer Story zu schliessen. Vielen Dank für dein Verständnis!
Die beliebtesten Kommentare
avatar
Couleur
14.05.2019 14:03registriert Januar 2018
"Das Stürmerproblem, das uns bis 2013 verfolgte, ist gelöst."

Diese Aussage geht mir etwas zu weit. Der Trend ist sicherlich sehr positiv, aber ich sehe immer noch viel Luft nach oben, gerade was die Breite an abschlussstarken Stürmern betrifft. Wir sind immer noch zu stark abhängig und einzelnen Ausnahmekönnern. Das zeigte sich für mich an der Olympiade und auch an den diesjährigen Playoffs. Da wird aus Topchancen noch zu wenig gemacht. Aber auch die Klubs reagieren indem sie Schusscoaches anstellen. Es ist noch ein langer Weg, aber die Richtung stimmt definitiv.
701
Melden
Zum Kommentar
avatar
supremewash
14.05.2019 14:47registriert November 2015
Ich stelle mal die Frage in den Raum: Hat Krüger die Stürmer überhaupt stürmen lassen?
Habe im Rückblick das Gefühl, dass die Defensive damals nicht nur an erster, sonern auch an zweiter und dritter Stelle stand. Mit der bekannten Folge, dass man gegen die "Kleinen" das Spiel nicht machen konnte. Würde mich interessieren was Fischer dazu meint.
4710
Melden
Zum Kommentar
6
Dank Sieg in hitzigem Derby: Yann Sommer ist mit Inter italienischer Meister
Inter Mailand ist zum 20. Mal italienischer Meister. Die Mannschaft mit dem Schweizer Nationalgoalie Yann Sommer steht schon fünf Runden vor Schluss als Sieger der Serie A fest.

Den letzten Schritt zum Titel, der ihnen schon seit Wochen so gut wie sicher war, machten die Mailänder in der 33. Runde ausgerechnet gegen die AC Milan mit einem 2:1-Sieg. Wie gross der Ärger über die Krönung des Stadtrivalen war, zeigte sich in der Nachspielzeit mit drei Roten Karten, zwei auf der Seite von Milan.

Zur Story