Den Kandidaten der Eidgenössischen Wahlen schauen jetzt auch die Bündner Touristiker auf die Finger: Am Samstag hat der Tourismusdirektor von Arosa in Chur die «Tourismus-Partei» ins Leben gerufen. Im kommenden Wahlkampf will die neue Partei bereits Druck ausüben.
09.08.2015, 01:1909.08.2015, 11:27
«Die Politiker sollen öffentlich sagen, was sie für den Tourismus tun», sagt Pascal Jenny, Tourismusdirektor von Arosa, zur «Schweiz am Sonntag».
Will über amtierende Parlamentarier die Branche besser vertreten: Präsident der neuen Partei und Arosas Kurdirektor Jenny.Bild: PHOTOPRESS
Eigene Kandidaten für National- und Ständerat will Jenny in vier Jahren aufstellen. Jenny will mit seiner Partei die Branche auf eine Linie bringen.
«Es darf nicht sein, dass jeder allein kämpft. Wir müssen uns auf wenige Anliegen einigen und diese geschlossen vertreten.»
Pascal Jenny, Tourismusdirektor von Arosa
In der Branche bestreitet niemand, dass es an politischer Durchschlagskraft fehlt. «Wir haben keine Hoteliers in Bern. Das merkt man gerade in dieser Krise», sagt Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse und Hotelier in der Lenzerheide.
«Die politische Arbeit nimmt einem niemand ab»: Hotelier Züllig.Bild: KEYSTONE
Die anderen Wirtschaftsvertreter würden nur für sich schauen. «Da versucht jeder, zu retten, was zu retten ist.»
«Wir müssen selber in die Hosen steigen: in der Gemeinde, im Kanton, in Bern.»
Andreas Züllig, Präsident von Hotelleriesuisse
Hotelleriesuisse will indirekt den Wahlkampf beeinflussen. Auf einer neuen Website gibt der Verband seit kurzem an, wer aus seiner Sicht «geeignete Kandidaten» sind. Den Hoteliers fehlt für politisches Engagement zumeist die Zeit. Ernst Wyrsch, Präsident des Hotelierverbandes Graubünden, erklärt das so: «Von einem Hotelier erwarten die Gäste, dass er jeden Abend von Tisch zu Tisch geht. Wie soll er daneben noch in Bern politisieren?»
Hoteliers gehen mit der Krise «erwachsen» um: Ernst Wyrsch.bild zvg
Im Bezug auf die Verfügbarkeit im Beruf hätten es die Bauern einfacher.
«Sie werden von ihren Kühen offensichtlich nicht wirklich vermisst.»
Ernst Wyrsch in Anspielung auf die starke Bauernlobby in Bundesbern
In den nächsten drei, vier Jahren stehe der Branche ein Überlebenskampf bevor. «Wer danach noch steht, der hat eine gute Zukunft vor sich. Aber erst einmal muss er kämpfen.»
Wyrsch ist überzeugt, dass es viele nicht schaffen werden. «Vor dem Frankenschock waren es jährlich 50 bis 60 Schliessungen. Dabei wird es nicht bleiben.» (kad)
Politische Stimme für den Tourismus
In Chur ist am Samstag die Tourismus-Partei.CH gegründet worden. Ihr vorläufiges Ziel sind nicht eigene Vertreter im Nationalrat. Vielmehr will sie angehende Parlamentsmitglieder unterstützen, die sich für den Tourismus engagieren.
Der Fremdenverkehr sei mit einer Bruttowertschöpfung von 16,2 Milliarden Franken und gegen 170'000 Arbeitsplätzen ein bedeutender Wirtschaftszweig in der Schweiz, hiess es im Communiqué zur Gründung der jüngsten Schweizer Partei. In Graubünden hänge gar jede vierte Stelle vom Tourismus ab.
Der Tourismus brauche in Bern nicht nur Lobbying, sondern starke Stimmen, schrieb die Partei. Sie will darum engagierte und tourismusnahe Nationalratskandidaten im Wahlkampf unterstützen. Gleichzeitig will sie ihren eigenen Aufbau vorantreiben, namentlich in Tourismus-Kantonen wie Bern, Graubünden, Wallis und Tessin.
Ob sie sich auf Inputs beschränken oder 2019 «mangels Besserung» mit eigenen Kandidaten antreten will, will die Tourismus-Partei.CH in vier Jahren entscheiden. Präsident der neuen Partei ist Pascal Jenny, Kurdirektor von Arosa GR. (kad/sda)
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