Die nigerianische Armee hat nach eigenen Angaben 200 Mädchen und 93 Frauen aus der Gewalt der Terrororganisation Boko Haram befreit. Unklar blieb, ob unter den Befreiten auch Schülerinnen aus dem Ort Chibok waren. Zwei Militärsprecher machten unterschiedliche Angaben.
Militärsprecher Chris Olukolade erklärte am Dienstagabend über Twitter, er könne nur bestätigen, dass sich die Geiseln in verschiedenen Camps der islamistischen Extremisten im dichten Sambisa-Wald befunden hätten.
Die Streitkräfte hätten drei Lager der Islamisten zerstört, berichteten nigerianische Medien. «Wir müssen erst noch genau feststellen, woher die befreiten Personen stammen», so Olukolade. Die Mädchen und Frauen würden nun befragt, um ihre Identität festzustellen.
Armeesprecher Oberst Sani Usman erklärte dagegen, es handle sich bei den Befreiten nicht um die von Boko Haram entführten Schülerinnen aus dem Ort Chibok im Nordosten des Landes. Die Zeitung «This Day» zitierte in ihrer Online-Ausgabe vom Mittwoch eine Quelle mit der Aussage, dass die Mädchen bei ihrer Befreiung schwach gewesen seien. Es könne einige Tage dauern, bis ihre Identität feststehe.
Die Entführung der Mädchen im April vergangenen Jahres hatte für weltweites Entsetzen gesorgt. Für die Freilassung der Schülerinnen aus Chibok gab es auch international Aktionen über soziale Netzwerke. Auch viele Prominente, darunter US-First Lady Michelle Obama, beteiligten sich daran.
Our prayers are with the missing Nigerian girls and their families. It's time to #BringBackOurGirls. -mo pic.twitter.com/glDKDotJRt
— The First Lady (@FLOTUS) 7. Mai 2014
Die Mädchen waren mitten in der Nacht aus ihren Schlafsälen verschleppt und in Lastwagen fortgebracht worden. Seither fehlte von ihnen jede Spur. Die Bevölkerung warf der Regierung schon lange vor, völlig hilflos im Kampf gegen die Dschihadisten zu wirken.
Der Boko-Haram-Führer Abubakar Shekau erklärte später, sie alle seien zum Islam konvertiert und verheiratet worden. Ein letztes Lebenszeichen hatte es im Mai vergangenen Jahres gegeben, als die Mädchen in einem Video der Gruppe auftauchten.
Die schleppende Reaktion der Regierung von Präsident Goodluck Jonathan hatte bei den Angehörigen der Mädchen aber auch bei Bürgerrechtlern in Nigeria für scharfe Kritik gesorgt.
Nigerias neugewählter Präsident Muhammadu Buhari hatte kürzlich zum ersten Jahrestag der Entführung verstärkte Bemühungen versprochen, die Mädchen zu finden. Allerdings hatte er zugleich gewarnt, dass die Jugendlichen womöglich nie gefunden werden. (feb/tat/sda/afp/cma)