Nun, da es von anderer Seite offiziell bestätigt ist, mag auch Vincent Praplan nicht mehr drumherum reden und sagt: «Ja, ich habe beim SCB für vier Jahre unterschrieben. Ich hatte gute Gespräche mit dem Sportchef.»
Es ist eine Vertragsunterschrift mit gemischten Gefühlen. Nach dem Grundsatz: Wenn schon nicht NHL, dann immerhin wenigstens der SC Bern.
Er hat sich allerdings eine NHL-Ausstiegsklausel in den Vertrag schreiben lassen. Bis wann er aussteigen kann, weiss er nicht auswendig. «Da müsste ich erst im Vertrag nachlesen.» Nun, es wird wohl der 1. Juli sein.
💪 Verstärkung im Sturm 😊
— SC Bern (@scbern_news) 17. Mai 2019
Der 24-jährige Walliser Vincent Praplan wechselt für die kommenden vier Jahre zum SCB 👌#bärnrockt pic.twitter.com/iCnZKZY8oO
Die NHL bleibt so oder so sein Ziel. Gute Leistungen bei der WM können ihn diesem Ziel ein bisschen näherbringen.
Die Investition in ein Jahr Profihockey in Nordamerika soll nicht umsonst gewesen sein. Vor seinem Wechsel nach Florida lebte Vincent Praplan in San José in einer Wohngemeinschaft mit Timo Meier, inzwischen längst ein NHL-Stürmer mit Starstatus. Das Farmteam spielt in San José in der gleichen Stadt wie die NHL-Mannschaft. Vincent Praplan weiss, was möglich ist. Er weiss aber auch, wie schwierig der Weg ganz nach oben ist.
Nach dem Abstieg mit Kloten im Frühjahr 2018 hatte er einen Einjahresvertrag bei San José bekommen und ist dann während der Saison nach Florida weitergereicht worden. Weder in Kalifornien noch in Florida ist er in der NHL eingesetzt worden. Trotzdem macht er sich nicht unberechtigte Hoffnungen. Er habe nach dem Saisonende in Florida mit dem Management ein gutes Gespräch gehabt. Verzichtet Florida auf eine Vertragsofferte, dann kann Vincent Praplan in der NHL unterschreiben, wo er will.
Verletzungspech hat dazu geführt, dass er in den Farmteams nur 41 Partien (23 Punkte) bestritten hat. «So wenig Spiele hatte ich wohl noch nie in einer Saison.» Dafür habe er jetzt noch viel Energie. Energie, um mit einer starken WM dem SCB sozusagen davonzulaufen.
Nun will er sich also auf die WM konzentrieren. Dann werde man weitersehen. Seinem tüchtigen Agenten Georges Müller wäre ein NHL-Vertrag natürlich von Herzen zu gönnen. Er hat schliesslich mit Roman Josi diese Saison seinen prominentesten Klienten verloren. Warum? «Nichts gegen Georges Müller» sagt Roman Josi. «Aber für mich ist es Zeit, einen Schritt weiter zu kommen.» Deshalb lasse er sich jetzt von einem anderen NHL-Agenten vertreten.
Josi steht nämlich vor dem Deal des Lebens. Der Vertrag des Captains läuft Ende der nächsten Saison aus. In diesem letzten Jahr seines über sieben Jahre laufenden, von Georges Müller ausgehandelten Vertrages verdient er lediglich 4,0 Millionen Dollar. Die gesamte Vertragssumme beläuft sich bloss auf 27 Millionen Dollar. Er ist der «billigste» Captain der NHL. Titanen mit seinem Format verdienen mindestens das doppelte dieser Summe.
Nashville hat das Recht, im Sommer um eine vorzeitige Verlängerung zu verhandeln. Gelingt diese Prolongation nicht, wird Roman Josi am Ende der nächsten Saison «Free Agent» sein und kann den Arbeitgeber wechseln, ohne dass Nashville vom neuen Klub eine entsprechende Kompensation verlangen kann. Was ein hockeytechnischer Alptraum wäre. Das gegenseitige Interesse an einer Verlängerung ist also gross. Roman Josi sagt, dass er sehr gerne in Nashville bleiben möchte.
Der neue Vertrag wird ihn zum bestverdienenden Schweizer Mannschaftssportler aller Zeiten machen. Bleibt der 28-jährige Berner in Nashville, ist selbst ein Achtjahresvertrag mit einem Volumen von rund 60 Millionen Dollar durchaus möglich – und vom Jahressalär fallen für den Agenten per anno drei Prozent ab.
"Zehnjahresvertrag" 😂😂