Der PCR-Test gilt als Standardverfahren in der Corona-Pandemie. Bundesweit werden damit Menschen auf das Coronavirus getestet. Sein grosser Vorteil: Er ist sehr sensitiv. Das bedeutet, dass er bei korrekter Probenentnahme so gut wie jeden Infizierten erkennt.
Aber gleichzeitig könnte die hohe Sensitivität auch dazu führen, dass der Test ein positives Ergebnis anzeigt, obwohl die Corona-Infektion schon so weit fortgeschritten ist, dass bei dem Betroffenen kaum noch Viren im Körper existieren. Denn der PCR-Test weist nicht nur lebendige Viruspartikel, sondern auch Virus-RNA nach. Und ist die Virenkonzentration niedrig, fällt auch die Ansteckungsgefahr gering aus. Kurzum: Wer positiv auf Corona getestet ist, muss nicht zwangsläufig infektiös sein.
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Experten wie der Virologe Christian Drosten schlagen vor, einen bestimmten Kennwert des PCR-Tests zu nutzen, um die Ansteckungsfähigkeit eines Infizierten abzuschätzen: den Ct-Wert. Doch das Mass eignet sich nach jetzigem Kenntnisstand nur bedingt.
So funktionieren PCR-Tests:Die PCR-Methode nutzt das genetische Material des Virus, die RNA, als Grundlage. Dazu wird genetisches Material einer Testperson genommen, das in der Regel durch einen Abstrich im Mund-, Nasen- oder Rachenraum gewonnen wird. Ist jemand mit SARS-CoV-2 infiziert, findet sich in der Probe genetisches Material des Virus. Diese RNA-Moleküle werden in einem chemischen Verfahren isoliert und mithilfe einer sogenannten Polymerase-Kettenreaktion vervielfältigt.
Der Ct-Wert («Cycle threshold») kann einen Hinweis auf die Virusmenge, die ein Patient in sich trägt, geben. Er wird vom Labor erhoben und zeigt an, wie viele Runden die PCR-Methode angewendet werden muss, bis sich das Virus nachweisen lässt. Je weniger Viren vorhanden sind, desto mehr Zyklen werden benötigt, bis das Erbgut so angereichert ist, dass es als Virusnachweis taugt.
Im Prinzip kann also aus dem Ct-Wert abgelesen werden, wie hoch die Corona-Viruslast im Rachen war, aus dem die Probe kam. Ct-Werte über 30 weisen Labormedizinern zufolge auf eine niedrige und Ct-Werte über 35 auf eine sehr niedrige Viruskonzentration hin. Bei diesen Werten ist ein Patient sehr wahrscheinlich nicht mehr ansteckend. Denn nach Angaben des Robert Koch-Instituts lässt sich aus den Proben mit einem Ct-Wert von mehr als 30 in Laborversuchen kein Virus mehr vermehren.
Doch es mehren sich die Stimmen, der Ct-Wert sei nur bedingt aussagekräftig, denn nicht immer bedeute ein hoher Ct-Wert, dass der Patient eine geringe Viruslast im Rachen habe. Denn die gemessene Viruskonzentration sei auch abhängig von der Technik der Probenentnahme, erklärt Professor Ortwin Adams vom Institut für Virologie am Universitätsklinikum Düsseldorf dem Wissenschaftsmagazin «Spektrum». «Ist der Abstrich schlecht gemacht, haben Sie in der Probe sofort eine geringere Viruslast und damit auch einen höheren Ct-Wert», sagt Adams.
Auch medizinische Labore warnen davor, Ct-Werte beim PCR-Test falsch zu interpretieren. Das MVZ Labor in Ravensburg schreibt in einer Mitteilung für Ärzte, neben einer «nicht optimalen Probenentnahme» kommen auch abklingende oder schwache Infektionen als Ursache für hohe Ct-Werte in Betracht. Letztlich kann auch bei schwer kranken Patienten das Virus bereits vom Rachenbereich in die Lunge gewandert sein, weshalb die Virenkonzentration niedrig ausfällt.
Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» werden die Gesundheitsämter meist nicht über den Ct-Wert von Infizierten informiert. Nur in Einzelfällen wissen die Ämter anhand des Laborbefunds, wie infektiös ein Mensch ist, der positiv getestet wurde.
Das Robert Koch-Institut empfiehlt bisher auch nur in einem Fall, den Ct-Wert zur Beurteilung heranzuziehen: Patienten mit schwerem Verlauf dürfen zehn Tage nach Symptombeginn aus der Isolation entlassen werden, wenn sie 48 Stunden symptomfrei sind und ihr Ct-Wert höher als 30 ist.
Patienten mit leichten Symptomen oder Patienten ganz ohne Symptome sollen nach Auffassung des RKI auch bei hohen Ct-Werten nicht eher «entisoliert» werden. Zur Begründung verweist das RKI darauf, dass Ct-Werte je nach Probennahme und Testverfahren variieren können.
Charité-Virologe Christian Drosten hatte bereits im September im NDR-Podcast «Coronavirus-Update» empfohlen, Ct-Werte zur Einschätzung der Infektiosität zu nutzen. Wenn ein standardisiertes Verfahren angewendet werde, sei das für jedes Labor möglich. Zusammen mit dem Testergebnis könne dann der Befund übermittelt werden, ob eine hohe oder niedrige Infektionsgefahr vom Getesteten ausgehe.
Falls die Gesundheitsämter Ct-Werte künftig berücksichtigen, würde das vielen nicht Ansteckenden die Isolation und ihren Familien und Freunden die Quarantäne ersparen, so Drosten. Auch die Ämter wären letztlich entlastet, da bei nicht Ansteckenden auf eine Nachverfolgung der Kontakte verzichtet werden könnte.
Solche Verbesserungen werden schon seit längerer Zeit von prominenten KritikerInnen aus dem WISSENSCHAFTLICHEN Bereich angemahnt, also nicht von sogenannten "Covidioten".
Ich hoffe, dass die Entwicklung hin zu einer sachlich-konstruktiven Diskussionskultur und zu guten Lösungen im Sinne eines "Europäischen Mittelweges" des "Kontrolliert Laufen lassens" so weiter geht und dass Abweichler des Chinesischen Überwachungsstaates wieder luft zum atmen bekommen...