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Hacker legen einzige Zeitungspapierfabrik der Schweiz lahm – mit Folgen

Standort Perlen, Schweiz: CPH Chemie + Papier Holding AG, Perlen Papier AG, Perlen Packaging AG.
Blick auf den Hauptsitz der CPH-Gruppe und die Papierfabrik in Perlen, Luzern.Bild: CPH-Gruppe

Hacker legen einzige Zeitungspapierfabrik der Schweiz lahm – Folgen nicht absehbar

10.01.2022, 11:3610.01.2022, 14:56
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«Die Produktion von Zeitungsdruckpapieren konnte noch nicht wieder aufgenommen werden.»
Christian Weber, Kommunikationsleiter der CPH-Gruppe

Seit vergangenem Freitagmorgen wird in der Schweiz kein Zeitungspapier mehr produziert. Die Maschinen der Papierfabrik Perlen im gleichnamigen Luzerner Ort stehen wegen eines Hackerangriffs still.

1400 Tonnen Papier für den Druck von Zeitungen und Magazinen werden normalerweise pro Tag hergestellt. Die NZZ – ein Printmedium – fragte denn auch besorgt, ob das Zeitungspapier knapp werde. Am Samstag sagte Kommunikationschef Christian Weber gegenüber SRF, dass übers Wochenende abgeklärt werden müsse, wie gross der Schaden sei.

watson hat am Montag beim betroffenen Unternehmen, der CPH Chemie & Papier Holding, nachgefragt. Nun erklärte der Kommunikationschef:

«Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die IT-Systeme wieder in Betrieb zu nehmen. Da es sich um eine Vielzahl von Servern handelt, braucht es entsprechend Zeit.»

Die Produktion von Zeitungsdruckpapieren konnte noch nicht wieder aufgenommen werden, teilte er weiter mit.

Dass es sich um eine Ransomware-Attacke handelte, wollte er auf Anfrage nicht bestätigen.

Dünnere Printmedien

Sämtliche IT-Systeme der Luzern Industriegruppe wurden gemäss dem unternehmenseigenen Notfallkonzept «umgehend kontrolliert heruntergefahren». Dies sei bereits kurz nach dem Angriff in der Nacht auf Freitag passiert, wie es hiess.

Wenn es kriminellen Hackern gelingt, in ein geschütztes Computernetzwerk einzudringen, müssen anschliessend alle wichtigen Software-Komponenten überprüft werden, um allfällige «Hintertüren» und Malware zu beseitigen.

In Perlen AG musste CPH die Papierproduktion bereits im Oktober stoppen, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA in einem Bericht zur Ransomware-Attacke in Erinnerung ruft. Ein Brand im Altpapierlager hatte damals die Produktion unterbrochen, wodurch die Zeitungsausgaben landesweit während einer Woche dünner ausfielen, wie SRF berichtete. Knapp ein Prozent der Jahresproduktion sei definitiv verloren, erklärte damals der Mediensprecher Christian Weber.

Die Aktien von CPH waren auf Antrag des Unternehmens am Freitagnachmittag für kurze Zeit vom Handel suspendiert worden. Der Bereich Chemie der Luzerner Industriegruppe konnte laut Mitteilung weiterhin produzieren.

Angreifer unbekannt

Um welche Ransomware-Bande es sich handelt, wie die Angreifer in das System eindringen konnten und ob Lösegeld bezahlt wurde, ist nicht öffentlich bekannt. «Dazu können wir keine Angaben machen», teilt der Sprecher mit.

Die «externen Back-up-Systeme» seien nicht vom Angriff betroffen, hiess es am vergangenen Freitag.

Die börsenkotierte CPH-Gruppe mit Hauptsitz in Perlen ist in den Bereichen Chemie, Papier und Verpackung tätig, wie der Klein Report schreibt. Die Gruppe betreibe Produktionsstandorte in der Schweiz, in den USA, in Deutschland, in Bosnien-Herzegowina, in Brasilien und in China und sei mit Vertriebsgesellschaften und Agenten weltweit präsent.

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Quellen

Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

(dsc)

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62 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Dä-do
10.01.2022 13:38registriert September 2016
Titel müsste eigentlich heissen: Hacker legen einzige Zeitungspapierfabrik der Schweiz lahm – Folgen nicht beschreibbar!
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Kaspar Floigen
10.01.2022 12:43registriert Mai 2015
Mit was soll ich jetzt bitte meine nassen Wanderschuhe ausstopfen?
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mob barley
10.01.2022 13:39registriert Juni 2017
Die wöchentliche Gratisauflage der Basler Zeitung und andere ungewollten Quartierblättchen machen ca. 95% meines Altpapiers aus - ungelesen. Das dürfte schweizweit ein riesiger Haufen Papier sein, der für nichts und wieder nichts bedruckt wird.

Der Papiermangel wäre doch mal ne gute Gelegenheit für die Zeitungsverleger, diese Praktiken zu überdenken.
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