Seit vergangenem Freitagmorgen wird in der Schweiz kein Zeitungspapier mehr produziert. Die Maschinen der Papierfabrik Perlen im gleichnamigen Luzerner Ort stehen wegen eines Hackerangriffs still.
1400 Tonnen Papier für den Druck von Zeitungen und Magazinen werden normalerweise pro Tag hergestellt. Die NZZ – ein Printmedium – fragte denn auch besorgt, ob das Zeitungspapier knapp werde. Am Samstag sagte Kommunikationschef Christian Weber gegenüber SRF, dass übers Wochenende abgeklärt werden müsse, wie gross der Schaden sei.
watson hat am Montag beim betroffenen Unternehmen, der CPH Chemie & Papier Holding, nachgefragt. Nun erklärte der Kommunikationschef:
Die Produktion von Zeitungsdruckpapieren konnte noch nicht wieder aufgenommen werden, teilte er weiter mit.
Dass es sich um eine Ransomware-Attacke handelte, wollte er auf Anfrage nicht bestätigen.
Sämtliche IT-Systeme der Luzern Industriegruppe wurden gemäss dem unternehmenseigenen Notfallkonzept «umgehend kontrolliert heruntergefahren». Dies sei bereits kurz nach dem Angriff in der Nacht auf Freitag passiert, wie es hiess.
Wenn es kriminellen Hackern gelingt, in ein geschütztes Computernetzwerk einzudringen, müssen anschliessend alle wichtigen Software-Komponenten überprüft werden, um allfällige «Hintertüren» und Malware zu beseitigen.
In Perlen AG musste CPH die Papierproduktion bereits im Oktober stoppen, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA in einem Bericht zur Ransomware-Attacke in Erinnerung ruft. Ein Brand im Altpapierlager hatte damals die Produktion unterbrochen, wodurch die Zeitungsausgaben landesweit während einer Woche dünner ausfielen, wie SRF berichtete. Knapp ein Prozent der Jahresproduktion sei definitiv verloren, erklärte damals der Mediensprecher Christian Weber.
Die Aktien von CPH waren auf Antrag des Unternehmens am Freitagnachmittag für kurze Zeit vom Handel suspendiert worden. Der Bereich Chemie der Luzerner Industriegruppe konnte laut Mitteilung weiterhin produzieren.
Um welche Ransomware-Bande es sich handelt, wie die Angreifer in das System eindringen konnten und ob Lösegeld bezahlt wurde, ist nicht öffentlich bekannt. «Dazu können wir keine Angaben machen», teilt der Sprecher mit.
Die «externen Back-up-Systeme» seien nicht vom Angriff betroffen, hiess es am vergangenen Freitag.
Die börsenkotierte CPH-Gruppe mit Hauptsitz in Perlen ist in den Bereichen Chemie, Papier und Verpackung tätig, wie der Klein Report schreibt. Die Gruppe betreibe Produktionsstandorte in der Schweiz, in den USA, in Deutschland, in Bosnien-Herzegowina, in Brasilien und in China und sei mit Vertriebsgesellschaften und Agenten weltweit präsent.
Mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
(dsc)
Der Papiermangel wäre doch mal ne gute Gelegenheit für die Zeitungsverleger, diese Praktiken zu überdenken.