Vor einem Jahr in Kopenhagen war es ähnlich. Auch damals legten die Schweizer mit Siegen gegen Österreich (3:2 n.V.), die Slowakei (2:0) und Weissrussland (5:3) und einer knappen Niederlage gegen Tschechien (4:5 n.P.) die Basis zum Weiterkommen in den ersten vier Spielen. Auch damals folgte ein Wochenende mit Partien gegen Schweden und Russland, im Vergleich zu heuer einfach in umgekehrter Reihenfolge. In Kopenhagen verlor die Schweiz 3:4 gegen Russland und 3:5 gegen Schweden – und stürmte später dennoch in den WM-Final.
Was lernt uns dieser Blick zurück? Die Ergebnisse dieses Wochenendes sind zweitrangig, ja fast unbedeutend. Natürlich geht es darum, die eigene Leistungsfähigkeit gegen stärkstmögliche Gegner zu prüfen. Mit weiteren Siegen würde eine Topklassierung nach der Vorrunde und womöglich ein leichterer Viertelfinalgegner winken. Aber um alles oder nichts wird es für das Schweizer Team erst nächsten Donnerstag in den Viertelfinals gehen.
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Nach den famosen Leistungen gegen Italien (9:0), Lettland (3:1), Österreich (4:0) und Norwegen (4:1) und den historisch wenigen Gegentreffern sind die Schweizer selber gespannt darauf, wie sich die Spiele gegen Weltmeister Schweden und die überragend besetzten Russen entwickeln werden. «Wir wollen hinten weiter gut stehen», sagt Nationalcoach Patrick Fischer, «aber alles wird schwieriger. Es wird schwieriger, sich Chancen zu erarbeiten. Und auch das Verteidigen wird komplizierter.»
Dennoch blickt Fischer den beiden Spielen mit Zuversicht entgegen. «In den letzten zwei Jahren lagen unsere Chancen gegen die Grossen etwa bei 50:50», so Fischer. «Wir wissen, wie wir die Grossen schlagen können, und wir wissen, was wir uns gegen sie nicht leisten dürfen.»
Dem Fakten-Check hält diese 50:50-Aussage Fischers nicht stand: Den beiden Siegen an der letzten Weltmeisterschaft im Viertelfinal gegen Finnland (3:2) und im Halbfinal gegen Kanada (3:2) stehen an Titelkämpfen (Winterspiele und WM) gegen die Top-6-Nationen Schweden, Russland, Kanada, Finnland, Tschechien und die USA sechs Niederlagen gegenüber. Und von den sieben Testspielen gegen die Top 6 der Welt in den letzten zwei Saisons gingen alle verloren.
Der grossen Schweizer Zuversicht tut dies keinen Abbruch: «Die Saison dauert noch maximal acht bis zehn Tage. Es ist für uns Hockeyaner die schönste Zeit des Jahres. Wir verfügen hier in der Slowakei über eine coole Truppe. Wir wachsen als Team seit dem ersten Spiel. Und die Gruppe zieht uns alle weiter vorwärts», sagt Tristan Scherwey vom Schweizer Meister SC Bern. Mit dem Spiel gegen Schweden beginne nicht ein anderes Turnier. Scherwey: «Aber wir können jetzt beweisen, dass wir auch für Spiele gegen diese starken Gegner gemacht sind.»
Den nächsten «Boost» erhielten die Schweizer am Freitag beim Frühstück: Nino Niederreiter kommt! Unmittelbar nach Carolinas Ausscheiden aus den Stanley-Cup-Playoffs verschickte Patrick Fischer eine WhatsApp-Nachricht an Niederreiter.
Nino Niederreiter will die🇨🇭Nati verstärken! Nach dem Out der @NHLCanes im Stanley-Cup-Halbfinal hat der Stürmer Headcoach Patrick Fischer seine Zusage für die WM in Bratislava erteilt. Sofern die Freigabe eintrifft, wird @thelnino22 am Montag zur Mannschaft stossen. #HoppSchwiiz pic.twitter.com/GksJb711Or
— Swiss Ice Hockey (@SwissIceHockey) 17. Mai 2019
Der Topstürmer antwortete umgehend – und signalisierte die Bereitschaft, so schnell wie möglich nach Bratislava zu kommen. Spätestens am Montag soll Niederreiter in der Slowakei sein, bis dann sollten auch die administrativen Fragen wie Carolinas Freigabe und der Abschluss der Versicherung geklärt sein.
Wenn aus Träumen Hoffnungen werden und aus Hoffnungen Realität, dann können grosse Dinge enstehen.
Hopp Schwiiz!