Mit seiner schwarzen Mähne und seiner Erhabenheit ist der Löwe Cecil in Simbabwes Hwange-Nationalpark eine Berühmtheit. Oder besser: war. Denn das 13-jährige Alpha-Männchen ist tot.
Cecil wurde Anfang Juli auf einer Farm ausserhalb des Parks entdeckt, sein Fell war abgezogen, sein Kopf fehlte. Eindeutig identifiziert wurde Cecil durch sein GPS-Halsband, das seine Jäger vergeblich zu verstecken versuchten.
Eine Naturschutzorganisation in Simbabwe hat nun Details zum qualvollen Tod des berühmten Löwen veröffentlicht, die Menschen weltweit entsetzen. Laut der Zimbabwe Conservation Task Force (ZCTF) ist ein reicher US-Jäger für Cecils Tod verantwortlich.
Der Mann, ein Zahnarzt aus dem Bundesstaat Minnesota, habe auf der Suche nach einer Trophäe mehr als 50'000 Dollar gezahlt, um Cecil mit Pfeil und Bogen töten zu können. Das Geld sei an einen Safari-Organisator geflossen, berichtete die Organisation am Dienstag.
BREAKING: Man who killed #CecilTheLion reportedly spent $55,000 to shoot & kill the much-loved lion with bow & arrow. http://t.co/sIuwtYu4MJ
— PETA (@peta) July 28, 2015
Gestorben ist der Löwe aber offenbar erst nach 40-stündigem qualvollem Todeskampf. Laut ZCTF hatten die Jäger den Löwen mit Hilfe eines an ihrem Wagen befestigten toten Tiers in der Nacht aus dem Nationalpark, wo er geschützt ist, gelockt und zunächst vergeblich versucht, ihn mit Pfeil und Bogen zu erlegen. Cecil konnte offenbar fliehen. Doch seine Verfolger spürten ihn auf - oder hetzte ihn durch die Steppe (die Versionen gehen hier auseinander) -, und erschossen ihn.
Der Safari-Organisator und der Besitzer der Farm, auf der Cecils Kadaver entdeckt wurde, müssen sich ab Mittwoch vor einem Gericht der Grenzstadt Victoria Falls wegen Wilderei verantworten. In der Ankündigung des Gerichts bleibt der US-Tourist unerwähnt. Doch Simbabwes Polizei bestätigte auf einer Pressekonferenz, in dem Fall auch gegen ihn zu ermitteln. «Wir haben zwei Leute verhaftet, nun suchen wir auch nach ihm», sagte Polizeisprecherin Charity Charamba.
What disturbed person would want to kill a lion for fun?!?😡 This story makes my heart hurt😢 #CecilTheLion pic.twitter.com/tixV2M17MM
— Tinsel Korey (@tinselkorey) July 28, 2015
Auf Twitter & Co. sieht sich der Jäger derweil einem Sturm der Entrüstung ausgesetzt. Bis am späten Abend in den USA wurden laut Twitter über 200'000 Tweets mit dem Hashtag #CecilTheLion abgesetzt. Aktivisten veröffentlichten die Kontaktdaten des Zahnarztes, die Yelp- und Facebook-Seiten seiner Praxis werden von negativen Kommentaren überschwemmt.
In einer Stellungnahme, die mehrere Medien veröffentlichten, bestätigte der Mann, dass er im Juli auf einer Jagdreise in Simbabwe gewesen sei. Und er rechtfertigt sich: Die Löwenjagd sei seines Wissens «legal» gewesen, alle Bewilligungen habe er sich organisieren lassen. Er habe nicht gewusst, dass es sich bei dem erlegten Löwen um eine lokale Berühmtheit handelte. Es tue ihm zutiefst leid, diesen Löwen getötet zu haben.
Today @ 5: Walter Palmer's dental office turns into makeshift memorial for #CecilTheLion http://t.co/85MM25HlGb pic.twitter.com/g26jksjLDt
— Fox 9 (@MyFOX9) July 28, 2015
Der zweifache Familienvater ist nach einem Bericht der Zeitung StarTribune aus Minnesota ein passionierter Jäger und Mitglied der Trophäen-Jagd-Organisation Safari Club International. Dort prahlt er mit 43 «kills», unter anderen soll er einen Büffel, Eisbären und Berglöwen erlegt haben.
Die «New York Times» berichtete einst, wie der Mann einen rekordverdächtig grossen Elch in Kalifornien mit Pfeil und Bogen tötete. Diese Waffen haben es ihm offenbar besonders angetan. Er verabscheue es, eine Feuerwaffe auf seine Jagdtrips mitzunehmen, sagte er der Zeitung. Und er prahlte damit, eine Spielkarte aus 90 Metern Entfernung treffen zu können.
In Sachen Wilderei ist der Zahnarzt laut StarTribune indes kein unbeschriebenes Blatt: 2008 gestand er, mit anderen einen Schwarzbären in Wisconsin ausserhalb einer Jagdzone erlegt zu haben. Er erhielt eine einjährige Bewährungsstrafe und bezahlte eine Busse über 3000 Dollar. Auch wegen Fischens ohne Lizenz wurde er schon gebüsst.
Schliesslich berichtete die StarTribune auch, dass der Zahnarzt 2009 rund 128'000 Dollar bezahlte, um einen Fall von angeblicher sexueller Belästigung abzuwenden. Der Vergleich enthielt jedoch kein Schuldeingeständnis. Der Fall brachte ihm auf den Sozialen Medien keinen Sympathiegewinn.
why tf would anyone want to hunt and kill a lion. lions have been endangered for so many years. makes me sick to my stomach. #CecilTheLion
— Fit Gentleman (@GenuineGent_x) July 28, 2015
Erst im Juni hatte die Weltnaturschutzunion IUCN darauf hingewiesen, dass der Löwe zu den immer bedrohteren Arten zählt. Trotz einiger Schutz-Erfolge im südlichen Afrika gingen die Löwen-Bestände im Westen und Osten des Kontinents deutlich zurück.
Die Naturschützer von ZCTF fürchten nun, dass auch Cecils Junge getötet werden könnten, allerdings auf natürliche Weise: Cecils Nachfolger Jericho dürfte es nicht gelingen, sie vor anderen männlichen Löwen zu schützen.
Eine gute Übersicht zu allem, was über #CecilTheLion bekannt ist, findet sich bei vox.com. (trs)
Mit Material der Nachrichtenagentur sda und von Spiegel online
So ein armseliges Würstchen. Der Löwe hatte ja offenbar ein Senderhalsband um und dass man das nicht sieht, kann mir einfach keiner erzählen. Daran sollte ja eindeutig erkennbar sein, dass es sich um ein schon nur für die Forschung wichtiges Tier handelt und deshalb ganz sicher nicht geschossen werden darf. Gab kürzlich schon einen ähnlichen Fall in Namibia.
Zum kotzen, diese kleine-Schnäbi-Kompensierer aka Trophäenjäger.