EU-Firmen klagen über unfairen Wettbewerb in China

EU-Firmen klagen über unfairen Wettbewerb in China

20.06.2018, 06:32

Europäische Firmen fühlen sich in China ungerecht behandelt. Doch statt auf Konfrontation und Strafzölle wie die USA zu setzen, wünschen sie sich von der EU einen anderen Weg.

Trotz Chinas Versprechen, die eigene Wirtschaft öffnen zu wollen, sehen sich europäische Firmen in der Volksrepublik weiter massiv benachteiligt. China bleibe «eine der restriktivsten Volkswirtschaften der Welt», heisst es in einer am Mittwoch vorgelegten Studie der Europäischen Handelskammer in Peking zur Stimmung unter den Mitgliedern.

Demnach gaben 62 Prozent der befragten Unternehmen an, sie hätten das Gefühl, dass chinesische Firmen in Europa besser behandelt würden als umgekehrt europäische Unternehmen in China. Neben weniger Beschränkungen hätten es chinesische Firmen zudem deutlich leichter, in Europa Übernahmen zu tätigen.

Chinesen holen technisch auf

«Eine grosse Mehrheit sagt, dass sie noch immer keine Öffnung sieht», sagte Kammerpräsident Mats Harborn anlässlich der Präsentation der Studie: «Wir sehen in diesem Bereich nicht so viel Fortschritt, wie wir es uns erhofft hatten.»

Die kontinuierliche Ungleichbehandlung sei auch deshalb alarmierend, da zugleich die technologische Aufholjagd der Chinesen voranschreite. Ein neuer Höchstwert von 60 Prozent der befragten Firmen gab an, dass sie ihre chinesischen Konkurrenten mittlerweile als genauso innovativ oder sogar innovativer wahrnehmen würden.

Ungleiche Bedingungen sorgen schon länger für Unmut hierzulande. Die EU müssten sich entschlossener für einen fairen Wettbewerb einsetzen, forderte jüngst die Bertelsmann Stiftung. Während chinesische Investoren hierzulande freien Marktzugang bekämen, schütze die chinesische Regierung strategische Industrien gezielt vor ausländischem Zugriff.

Laut der Beratungsfirma EY haben Investoren aus der Volksrepublik 2017 die Rekordsumme von fast 13.7 Milliarden Dollar für Firmenübernahmen und -beteiligungen etwa in Deutschland ausgegeben. Der deutsche Bundesrat will nun ein Veto gegen chinesische Übernahmen erleichtern.

Eroberung neuer Absatzmärkte

China fährt bei der Modernisierung des Landes eine Doppelstrategie. Mit dem Regierungsplan «Made in China 2025» will Peking die eigene Industrie auf Vordermann bringen, eine «Neue Seidenstrasse» soll zudem dafür sorgen, dass Chinas Firmen neue Absatzmärkte weltweit erobern.

Doch auch bei diesem gewaltigen Infrastrukturprojekt meldet die EU-Kammer Bedenken an, da Aufträge nicht transparent genug vergeben würden. «Wir bekommen nicht genug Informationen, wie wir teilhaben können», kritisiert Harborn. Anders als die USA, die wegen des Vorwurfs unfairer Marktbedingungen auch nicht vor Strafzöllen gegen Peking zurückschreckt, hält die europäische Handelskammer ein moderateres Vorgehen für sinnvoll.

So wünschte sich Harborn schnellere Fortschritte bei den Verhandlungen über ein Investitionsschutzabkommen der EU mit China. Ein solcher Vertrag würde direkt auf einige Fragen des Marktzugangs eingehen und gleichzeitig dazu beitragen, «die zunehmenden politischen Spannungen zu zerstreuen», heisst es in der Studie der Handelskammer.

Chinesische Niederlassungen im Visier

Der Handelsstreit zwischen China und den USA hatte sich am Dienstag weiter hochgeschaukelt. US-Präsident Trump drohte, weitere Strafen auf chinesische Waren im Umfang von 200 Milliarden Dollar zu verhängen und damit fast die Hälfte der chinesischen Einfuhren in die USA mit Strafzöllen zu belegen. China kündigte Vergeltung an, sollte es dazu kommen.

Experten befürchten ernsthafte Konsequenzen für die Weltwirtschaft, sollte sich die Spirale der gegenseitigen Handelsbarrieren weiterdrehen. Auch europäischen Firmen drohen in den Handelsstreit zwischen den USA und China zu geraten, da sie in beiden Ländern viele Niederlassungen haben und Waren direkt aus den USA nach China oder in die entgegengesetzte Richtung verkaufen. (sda/dpa)

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