Nur allzu gerne erinnern sich die Schweizer Quer-Freunde an die gute alte Zeit zurück, an die fünf WM-Titel von Albert Zweifel in den Siebziger- und Achtziger-Jahren, dessen Duelle mit Peter Frischknecht, an Beat Breu und Beat Wabel oder an das letzte Schweizer WM-Gold durch Dieter Runkel vor 23 Jahren und die umfassende TV-Berichterstattung im «Sportpanorama». Doch die Wehmut weicht allmählich.
Nach trostloser Periode ist Radquer wieder en vogue. Es gibt seit einigen Jahren wieder eine nationale Rennserie von gehobenem Format, und nun kehrt in Bern auch der Weltcup in die Schweiz zurück – als Vorläufer für die WM 2020 in Dübendorf. Das SRF überträgt die Elite-Rennen von Frauen und Männern live.
«Das wird ein grosser und wichtiger Tag für den Schweizer Radquer-Sport», sagt OK-Präsident Christian Rocha. Der «Mister Cyclocross» hat schon die mittlerweile bewährte EKZ-CrossTour erfolgreich ins Leben gerufen und lockt nun das Rad-Publikum am Weltcup-Wochenende auch mit diversen Side-Events nach Bern.
Die Begeisterung für den faszinierenden Sport ist zurück. Mit Schweizer Jubelstürmen ist bei der Weltcup-Reprise im Berner Freibad Weyermannshaus indes nicht zu rechnen. Wo die weltbesten 200 Fahrer aufwarten, müssen sich die Schweizer heute in der Regel hinten anstellen. Bestklassierter Heimstarter bei den Männern ist der 33-jährige Marcel Wildhaber als Nummer 39 des UCI-Rankings, gefolgt von dessen langjährigem Weltcup-Compagnon Simon Zahner (48.) und Severin Sägesser (52.).
Erfreulich ist, dass Swiss Cycling ein Grossaufgebot zum Heimrennen entsenden kann, nachdem der Weltcup-Auftakt in den USA im September noch ohne Schweizer Beteiligung über die Bühne gegangen ist. 34 Schweizer stehen in den vier Kategorien am Start, wobei die Aussichten in der U23 der Männer am besten sind. Dort mischen mit dem 18-jährigen Talent Loris Rouiller (U19-Europameister 2017) und dem 22-jährigen Johan Jacobs zwei Anwärter auf eine ordentliche Platzierung mit.
Die Siege werden wohl die Belgier und Niederländer unter sich ausmachen. Vor allem das Duell zwischen dem dreifachen Weltmeister Wout van Aert und Mathieu van der Poel, dem Gesamtsieger der letzten Saison aus den Niederlanden, verspricht Spannung – wobei Van Aert in den USA in Abwesenheit von Van der Poel überraschend zweimal von seinem Landsmann Toon Aerts geschlagen wurde. Bei den Frauen führen die niederländische Rekordfrau Marianne Vos und die Weltmeisterin Sanne Cant aus Belgien den grossen Kreis der Siegesanwärterinnen an. (ram/sda)