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Coronavirus: Foto von Pflegerin wird zum Symbol der Krise

Dieses Bild wird zum Symbol der Corona-Krise und zeigt, wie hart das Virus die Pflegenden und Ärzte trifft.
Dieses Bild wird zum Symbol der Corona-Krise und zeigt, wie hart das Virus die Pflegenden und Ärzte trifft.bild: nurse times

«Wir sind am Ende»: Ärztin schildert prekäre Zustände in italienischem Spital

11.03.2020, 18:3012.03.2020, 17:22
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Italien ist im Ausnahmezustand. Wegen des Coronavirus arbeiten Ärzte und Pflegende seit Tagen am Limit oder darüber hinaus. Ein Foto aus der Stadt Cremona in der Region Lombardei* geht derzeit viral und wird zum Symbol der Corona-Krise in Italien.

Es zeigt, wie eine Pflegerin den Kopf auf den Tisch legt, um sich kurz auszuruhen. Gemäss der Nurse Times handelt es sich bei der erschöpften Frau um Elena Pagliarini, welche gerade eine lange Nachtschicht hinter sich gebracht hat. Aufgenommen wurde das Foto von der Ärztin Francesca Mangiatordi, die in der Notaufnahme des Krankenhauses Maggiore in Cremona arbeitet.

Hat das Foto geschossen: Francesca Mangiatordi.
Hat das Foto geschossen: Francesca Mangiatordi.bild: nurse Times

Mangiatordi erzählt der «Nurse Times», wie es zum Foto gekommen ist:

«Wir begannen um 20 Uhr. Wir arbeiteten über zehn Stunden ohne Unterbruch. Wir behandelten mehr als 50 Patienten. Auf Betten in den Gängen oder auf Stühlen. Wir mussten sie mit Sauerstoff zu versorgen [...].»
«Ich sah, wie Elena nach stundenlangem Laufen von einem Patienten zum anderen 5 Minuten lang ruhte, um einem weiteren Patienten zu helfen, der mit Fieber und Atemversagen ankam. Ich schaute sie an und wollte sie umarmen, aber ich zog es vor, diesen Moment der Ruhe zu verewigen ... Mit Maskenhandschuhen und Einwegkleid. Ein Moment der Ruhe.»
«Zwischen den Patienten hatte Elena Tränen in den Augen. Und das hat mich dazu bewogen, dieses Bild zu machen. Sie haben die Mittel für das Gesundheitswesen gekürzt. Sie haben die Betten gekürzt, und jetzt stehen wir vor dieser grossen Herausforderung.»

Weiter berichtet Mangiatordi, welchem Druck das Spitalpersonal standhalten muss:

«Pflegende wurden im Gesundheitswesen schon immer schlecht behandelt, aber jetzt erweisen sie sich als die Säulen, das Rückgrat des Systems.»
«Einige Ärzte und Pflegende befinden sich in Quarantäne. Ein ärztlicher Kollege befindet sich wegen einer Lungenentzündung in Brescia in der Wiederbelebung, er wurde positiv auf das neue Coronavirus getestet.»
«Nun hat die Unternehmensleitung 12-Stunden-Schichten oder Morgen- und Nachtschichten gefordert. Nur sehr wenige Ärzte von ausserhalb sind gekommen, um uns zu helfen. Es wurden zwar zusätzliche Pflegende eingestellt. Aber viele befinden sich in ihrer ersten Arbeitserfahrung und befinden sich in einer Situation, mit der sie nicht umgehen können.»

Auf RAI hat Mangiatordi am Dienstag ein emotionales Interview gegeben. Sie erzählt davon, wie sie soeben einen 23-Jährigen behandeln musste, der starke Atembeschwerden hat. Sie schliesst mit einer Bitte an die Bevölkerung:

«Wir sind am Ende unserer Kräfte, sowohl körperlich als auch geistig. Helfen Sie uns, denn die Krankenhäuser sind jetzt voll, wir haben keine Möglichkeit, auf alle Bedürfnisse zu reagieren, wir befinden uns in grosser Not. Helfen Sie uns also, bleiben Sie zu Hause, versuchen Sie, sich zu schützen und vermeiden Sie eine weitere Verbreitung dieses Virus, denn sonst kommt es zum Kollaps, wenn es nicht schon so weit ist.»

(cma)

* In einer früheren Fassung dieses Artikels war von der «Provinz Lombardei» die Rede. Dies ist nicht korrekt; die Lombardei ist eine Region Italiens, die aus verschiedenen Provinzen besteht.

Ärzte und Pflegende schildern Situation in Italien:

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quelle: epa / alex plavevski
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40 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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So oder so
11.03.2020 18:34registriert Januar 2020
Schickt die Spital angestellten im Tessin nach Hause - sie sollen dort Helfen. Und die Schweiz soll Fachkräfte ins Tessin schicken. Das wäre Solidarität.
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piranha
11.03.2020 19:07registriert September 2017
Setzt doch das Militär ein! Es gibt vier Spitalbataillons (jetzt mal auf die CH bezogen), die mobil gemacht werden könnten und deren Mitglieder über ausreichendes Fachwissen verfügen. Wofür haben wir unsere Durchdiener und Reserve, wenn nicht dafür?
Das medizinische Personal hierzulande kommt sonst genauso ans Limit.
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Gilberte
11.03.2020 19:14registriert März 2020
Es ist jetzt Zeit, ALLE Schweizer Sanitätskompanien bereit zu machen und einzusetzen. Ebenso wie der gesamte Zivilschutz! Für das Tessin u. leider bald auch andere Regionen (auch wenn das jetzt noch unwahrscheinlich scheint). Dadurch wäre es möglich, dass zumindest ein Teil der Grenzgänger im Gesundheitswesen, in Italien ihrer überaus leidenden Bevölkerung helfen könnte.
Jeder Tag zählt, auch in der Schweiz, in der leider die Anzahl Infizierter sich ca. alle 2.5 Tage verdoppelt. Erinnert Euch an's alte Beispiel des Schachbretts u. der Reiskörner. BLEIBT GESUND, HALTET ABSTAND U. KEINE CLUBS
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