Explosionen: Feuerball über Tianjin: Viele Tote bei Explosion in China

Explosionen: Feuerball über Tianjin: Viele Tote bei Explosion in China

13.08.2015, 12:20

Eine gewaltige Explosion in der chinesischen Hafenstadt Tianjin am Mittwochabend hat mindestens 44 Menschen in den Tod gerissen. Mehr als 520 Verletzte mussten in Spital gebracht werden. Mindestens 66 von ihnen schweben in Lebensgefahr.

Dies vermeldete am Donnerstag die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua. Da jedoch Medien allein in einem Spital 42 Tote zählten, dürfte die Zahl der Todesopfer weit über der bislang offiziellen Zahl liegen.

Feuer in Hafenlager

Die Millionenstadt Tianjin erlebt derzeit eine Katastrophe enormen Ausmasses. Gemäss dem Staatssender CCTV war am späten Mittwochabend Ortszeit die Feuerwehr wegen eines Feuers in ein Hafenlager mit gefährlichen Chemikalien gerufen worden.

Nachdem die Teams eingetroffen waren, kam es zu mehreren schweren Explosionen, bei denen gemäss Xinhua mindestens zwölf Feuerwehrleute ums Leben kamen.

Die Erschütterungen der Detonationen waren so stark, dass sie vom nationalen Erdbebenzentrum registriert wurden. Nach Angaben der chinesischen Erdbebenwarte hatte die erste Explosion die Kraft von drei Tonnen TNT, während die zweite Explosion der Detonation von 21 Tonnen des Sprengstoffs entsprochen habe.

Pilzförmiger Feuerball im Nachthimmel

Videos in Sozialen Netzwerken zeigten einen gewaltigen, pilzförmigen Feuerball. Auch Fotos blutverschmierter Menschen, die auf der Strasse lagen, und Bilder beschädigter Gebäude wurden gepostet.

Andere Aufnahmen zeigten eine riesige Rauchwolke, die über dem Hafenareal der Stadt aufstieg. Augenzeugen erzählten von einer heftigen Druckwelle nach der Explosion, die viele Fenster zerstörte und Türen aus den Angeln riss. Glasscherben und andere herumfliegende Teile hätten zahlreiche Menschen verletzt.

1000 Feuerwehrleute im Einsatz

Laut Medienberichten war das Feuer am Donnerstagmorgen (Ortszeit) unter Kontrolle, aber noch nicht komplett gelöscht. 100 Löschfahrzeuge und 1000 Feuerwehrleute seien weiterhin im Einsatz. CCTV zufolge wurden die Löscharbeiten vorübergehend unterbrochen, damit Chemiewaffenexperten vor Ort feststellen können, ob sich möglicherweise noch andere gefährliche Stoffe in den Lagerhäusern befinden.

Wie die Polizei in Tianjin mitteilte, ereignete sich die erste Explosion in einem Lagerhaus für gefährliche Güter, das der Firma Ruihai Logistics gehört. Offenbar wurden Manager der Firma festgenommen und verhört.

Nach der ersten Explosion griff das Feuer auf andere Lagerhäuser über, in denen sich dann eine Reihe weiterer Explosionen ereigneten. Dabei wurden Gebäude von rund einem Dutzend Logistikfirmen zerstört. Zudem brannten mehrere Tausend Neuwagen aus, die auf einem Parkplatz in der Nähe standen.

Ursache derzeit unbekannt

Hinweise auf eine Ursache des Feuers fehlten zunächst. In einer Rede an die Menschen von Tianjin kündigte Chinas Präsident Xi Jinping an, das Unglück werde «genau untersucht». Die Verantwortlichen würden «streng bestraft». Hunderte Menschen haben sich laut Staatsmedien spontan zum Blutspenden gemeldet.

Tianjin liegt rund 140 Kilometer südöstlich von Chinas Hauptstadt Peking. Eine Schnellbahnstrecke verbindet die beiden Städte in nur 30 Minuten. Mit knapp 15 Millionen Einwohnern ist Tianjin eine der grössten Städte des Landes. Sie ist ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum und zählt mit Peking, Shanghai und Chongqing zu den vier Städten Chinas, die den Status einer Provinz geniessen.

In China gibt es immer wieder Explosionen in Industrieanlagen: Erst im Juli kamen 15 Menschen ums Leben, während mehr als ein Dutzend weitere verletzt wurden, als in der nördlichen Provinz Hebei ein illegales Lagerhaus für Feuerwerkskörper in die Luft flog.

Vor einem Jahr starben zudem mehr als 70 Menschen bei einer Explosion in einer Autoteilefabrik in Kunshan bei Shanghai. Grund für die Unglücke sind oft mangelhafte Sicherheitsvorkehrungen und laxe Kontrollen durch die Behörden. (sda/afp/dpa)

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