In Belgien ist einer der mutmasslichen Attentäter von Brüssel in Haft und wird eines Terroranschlages beschuldigt. Wie die Staatsanwaltschaft am Samstag mitteilte, handelt es sich um den am Donnerstag festgenommenen Fayçal C.
Der Mann wäre somit der bisher einzige mutmassliche Beteiligte an den Anschlägen von Brüssel, der identifiziert und festgenommen werden konnte.
Fayçal C. werden die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, terroristische Morde und versuchte Morde zur Last gelegt.
Bei Fayçal Cheffou - so nach Medienberichten dessen voller Name - handelt es sich offenbar um den gesuchten dritten mutmasslichen Attentäter vom Flughafen Brüssel. Er wäre demnach in Polizeigewahrsam.
Seit dem Bombenanschlag am Brüsseler Flughafen am Dienstag mit mindestens 11 Toten war fieberhaft nach dem Mann gesucht worden. Auf dem Bild der Überwachungskamera ist er in der Flughafenhalle rechts von den beiden Selbstmordattentätern Najim Laachraoui und Ibrahim El Bakraoui mit weisser Jacke und schwarzem Hut zu sehen.
Zwei weitere Männer, deren Namen die Ermittler mit Aboubakar A. und Rabah N. angaben, wurden der terroristischen Aktivitäten und der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung beschuldigt. Nach Rabah N. war im Zusammenhang mit einer Razzia in Frankreich gesucht worden, mit der nach Angaben der Behörden Anschlagsvorbereitungen in Frankreich vereitelt wurden.
Ein anderer Mann, Abderamane A., werde für weitere 24 Stunden festgehalten. Ein am Freitag festgesetzter Mann, Tawfik A., sei wieder auf freiem Fuss.
Anschlagspläne in Athen entdeckt
Trotz der jüngsten Fahndungserfolge der belgischen Sicherheitsbehörden gab es am Samstag aber weitere Kritik an der Polizei. So soll die griechische Polizei vergangenes Jahr in zwei Wohnungen in Athen Pläne entdeckt haben, die auf einen Terroranschlag auf dem Flughafen von Brüssel hindeuteten.
Bereits damals seien die belgischen Behörden informiert worden, berichtet ein griechischer Sender. Der Athener Nachrichtensender Skai beruft sich auf die griechische Polizei. Unter anderem sei eine Karte des Flughafens von Brüssel gefunden worden.
Dem Bericht zufolge wurden die Unterlagen in Wohnungen von Abdelhamid Abaaoud entdeckt, der als mutmasslicher Drahtzieher der November-Anschläge von Paris gilt. Die Unterlagen wurden in Wohnungen entdeckt, die von Islamisten gemietet worden waren.
Nach den Anschlägen von Paris im November habe sich herausgestellt, dass es sich bei einem der Männer um Abdelhamid Abaaoud gehandelt habe, meldete der Sender. Abaaoud gilt als mutmasslicher Drahtzieher der Pariser Anschläge. Er wurde im November wenige Tage nach Terrorserie bei einem dramatischen Anti-Terror-Einsatz im Pariser Vorort Saint-Denis getötet.
Abaaoud hatte auf seinen Reisen quer durch Europa auch eine Wohnung in Athen gemietet. Die französische Polizei hatte nach seinem Tod eine DNA-Probe des Terroristen an die griechischen Behörden übermittelt. Damals war im Zuge der Ermittlungen in einer anderen Wohnung auch ein 33-jähriger Mann festgenommen worden, den die griechischen Behörden anschliessend nach Belgien überstellten.
Nachlässiger Verbindungsoffizier
Am Freitag hatte der belgische Innenminister Jan Jambon bekanntgegeben, dass ein belgischer Polizist in Istanbul den Informationsfluss über den Attentäter Ibrahim El Bakraoui zwischen beiden Ländern verschleppt hat.
Der Verbindungsbeamte habe «mindestens nachlässig und weder sehr proaktiv noch sehr engagiert» gehandelt, als die türkischen Behörden Angaben zu El Bakraoui gemacht hätten, sagte Jambon am Freitag vor Parlamentariern. Der Mann habe «einen Fehler gemacht», was «inakzeptabel» sei.
Jambon gab an, El Bakraoui sei am 11. Juni im türkischen Gaziantep an der Grenze zu Syrien festgenommen worden, worüber der belgische Verbindungsbeamte in Istanbul am 26. Juni informiert worden sei. Drei Tage später habe der Polizist die Informationen nach Brüssel weitergeleitet.
Die dortige Antiterrorbehörde habe daraufhin um weitere Informationen über den in Belgien wegen kleinerer Delikte verurteilten El Bakraoui gebeten. Bis zum 20. Juli sei jedoch nichts geschehen. «Der Verbindungsoffizier hat nichts unternommen, es gab seinerseits keine Kommunikation mehr», sagte Jambon. (sda/afp/dpa)