Nach drei Jahren Stillstand darf der Block 1 des AKW Beznau wieder ans Netz. Dies hat die Nuklearaufsichtsbehörde ENSI entschieden. Jetzt kann die Axpo die 2015 unterbrochene Jahresrevision zu Ende führen und die Anlage wieder anfahren.
Die Axpo habe nachgewiesen, dass die im Stahl des Reaktordruckbehälters gefundenen Aluminiumoxid-Einschlüsse keinen negativen Einfluss auf die Sicherheit haben, sagte ENSI-Direktor Hans Wanner am Dienstag vor den Medien in Brugg AG. Das ENSI habe den Nachweis geprüft und akzeptiert.
Das ENSI hatte 2015 gefordert, dass die Axpo die Ultraschallanzeigen, welche auf die Befunde im Stahl des Reaktordruckbehälters hinweisen, untersucht, charakterisiert und bewertet.
Weil man keine grösseren Proben aus dem Reaktordruckbehälter entnehmen konnte, liess die Axpo nach dem selben Verfahren eine Kopie des Reaktordruckbehälters herstellen. Ultraschalluntersuchungen an der Replika zeigten ein ähnliches Bild wie beim Original.
Kern des Nachweises der Axpo gegenüber der ENSI bildete der Beleg, dass die gefundenen Aluminiumoxid-Einschlüsse keinen negativen Einfluss auf die Materialeigenschaften des Reaktordruckbehälters und damit auf die Sicherheit haben.
Zudem musste die Axpo mikroskopische Untersuchungen über die Zusammensetzung des Stahls durchführen. Damit wollte das ENSI, dass Anreicherungen bestimmter Elemente ausgeschlossen werden konnten. Solche Elemente hätten möglicherweise die Strahlungsversprödung beeinflusst.
Sowohl in unmittelbarer Nähe der Aluminiumoxid-Einschlüsse, als auch im Material dazwischen seien keine solchen Anreicherungen gefunden worden, sagte ENSI-Direktor Wanner.
Rund 925 fehlerhafte Materialstellen
Beznau 1, einer der ältesten kommerziellen Reaktoren der Welt, ist seit März 2015 vom Netz. Im Sommer des gleichen Jahres wurden bei der Jahresrevision am Reaktordruckbehälter dank neuster Messtechnologie rund 925 Materialfehler entdeckt.
Es handelte sich um fehlerhafte Materialstellen von einer Grösse von fünf bis sechs Millimetern. Gemäss ersten Abklärungen der Axpo waren diese Materialfehler nicht während des Betriebs des Reaktors entstanden, sondern bei der Schmiedung des Druckbehälters 1965 in Frankreich.
Beznau 1 wird nun allerdings nicht sofort ans Netz gehen. Zuerst muss der Kern neu beladen werden, ehe das ENSI weitere Tests durchführt. Danach erfolgt, wie nach jeder Revision die Freigabe für das Wiederanfahren. Dabei wird die Anlage stufenweise hinaufgefahren. (sda)