Im US-Präsidentschaftswahlkampf hat ein elf Jahre altes Video mit vulgären und frauenfeindlichen Äusserungen des republikanischen Kandidaten Donald Trump für Empörung gesorgt. Nicht nur Demokraten, sondern auch Republikaner kritisieren Trumps Aussagen heftig.
Die «Washington Post» veröffentlichte am Freitag (Ortszeit) eine Aufnahme aus dem Jahr 2005, in der der Geschäftsmann einem Fernsehmoderator mit überdeutlichen Worten beschreibt, wie er versuchte, eine verheiratete Frau zu verführen.
Ausserdem brüstet er sich damit, wie er seine Bekanntheit ausnutzt, um Frauen zu küssen und unsittlich zu berühren. «Wenn du ein Star bist, lassen sie es dich tun», sagte er in dem Video, das nach Angaben der Zeitung 2005 vor einem Auftritt Trumps in der Fernsehserie «Access Hollywood» entstanden ist. Offenbar trug er dabei ein Funk-Mikrofon.
Trumps demokratische Rivalin Hillary Clinton twitterte, das Video sei erschreckend: «Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird.»
This is horrific. We cannot allow this man to become president. https://t.co/RwhW7yeFI2
— Hillary Clinton (@HillaryClinton) 7. Oktober 2016
Trump liess erklären, das sei «Umkleidekabinen-Gerede» gewesen: «Ich entschuldige mich, falls irgendjemand gekränkt wurde.» Inzwischen hat er auf Twitter eine Videobotschaft veröffentlicht, in der er sich vollumfänglich entschuldigt. Die Äusserungen würden nicht den Mensch widerspiegeln, der er heute sei, so Trump. Gleichzeitig betonte er, die Clintons seien viel schlimmer.
Here is my statement. pic.twitter.com/WAZiGoQqMQ
— Donald J. Trump (@realDonaldTrump) 8. Oktober 2016
Paul Ryan, als Sprecher des Repräsentantenhauses der ranghöchste gewählte Politiker seiner Partei, sagte, ihm sei übel von den Bemerkungen. Trump werde einen geplanten gemeinsamen Wahlkampftermin mit ihm nicht wahrnehmen.
Reince Priebus, der Vorsitzende des Parteigremiums Republican National Committee und damit Parteichef der Republikaner, sagte, über keine Frau sollte jemals mit solchen Worten gesprochen werden.
Priebus kritisierte aber auch die demokratische Kandidatin, nachdem die Enthüllungsplattform Wikileaks angebliche Auszüge aus bezahlten Reden Clintons für Unternehmen veröffentlicht hatte.
Den Texten zufolge spricht sie an einer Stelle von der Notwendigkeit, zu Themen eine öffentliche und eine private Position zu haben. Ein Sprecher des Clinton-Lagers wollte nicht sagen, ob die Dokumente echt sind. In der Vergangenheit habe es bei solchen Veröffentlichungen auch Fälschungen gegeben, sagte er.
Die beiden Präsidentschaftskandidaten kommen am Sonntagabend (US-Zeit, Nacht zum Montag MESZ) zu ihrem zweiten TV-Duell zusammen. In der ersten Debatte hatte Clinton ihrem Rivalen sexistische Äusserungen vorgeworfen.
In der jüngsten Reuters/Ipsos-Umfrage führt Clinton mit fünf Prozentpunkten vor Trump. Damit ist der Abstand zwischen der ehemaligen Aussenministerin und dem Geschäftsmann in den wöchentlichen Erhebungen seit Anfang September faktisch gleich geblieben. Der am Freitag veröffentlichten Umfrage zufolge würden gegenwärtig 43 Prozent der wahrscheinlichen Wähler für Clinton und 38 Prozent für Trump stimmen. (sda/reu/dpa)