Kirche: Konzil der orthodoxen Kirchen wegen Absage Russlands gescheitert

Kirche: Konzil der orthodoxen Kirchen wegen Absage Russlands gescheitert

14.06.2016, 15:08

Mit einer Absage des Moskauer Patriarchats ist das geplante historische Konzil der zersplitterten orthodoxen Kirchen praktisch gescheitert. Nach Georgien, Serbien, Bulgarien und Antiochien (Damaskus) verwarf auch die russisch-orthodoxe Kirche in Moskau ihre Teilnahme.

Dennoch schlossen die griechisch-orthodoxen Organisatoren ein «Rumpf-Konzil» nicht aus. Das ab Sonntag geplante Treffen auf der Mittelmeerinsel Kreta sollte das erste orthodoxe Konzil seit mehr als 1200 Jahren werden. Zuletzt hatten sich die Kirchen im Jahr 787 in Nicäa (in der heutigen Türkei) getroffen.

Die orthodoxe Kirchenwelt ist gespalten in mehr als ein Dutzend autonome und halbautonome Kirchen. Ziel des Konzils war daher, die Einheit zu stärken.

Beobachter berichteten aber von einem politischen Machtkampf zwischen der griechisch- und der russisch-orthodoxen Kirche. Demnach beansprucht das Moskauer Patriarchat, das der grössten orthodoxen Kirche vorsteht, die Führungsrolle, die traditionell das Patriarchat von Konstantinopel (mit Sitz in Istanbul) innehat. Moskau wirft Konstantinopel zudem eine zu grosse Nähe zu den USA vor.

«Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., wird zum Konzil nach Kreta reisen», sagte ein Sprecher des Patriarchats der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. Ebenfalls zugesagt haben demnach die Patriarchate von Alexandrien und Jerusalem, die Kirchen Griechenlands, Rumäniens und Zyperns sowie die zahlenmässig weniger bedeutenden Gemeinden Tschechiens, Polens und Finnlands.

Umstrittene Sitzordnung

Russland dringt hingegen auf eine Verschiebung und einen «vorsichtigen Ausstieg aus der Krise». «An dem pan-orthodoxen Konzil sollten alle Kirchen teilnehmen, nur dann sind die Entscheidungen des Konzils legitim», sagte der russische Metropolit (Erzbischof) Ilarion. «Wir sollten daraus die Lehre ziehen, dass die Stimmen der einzelnen Kirchen gehört werden müssen», betonte er.

Die Streitigkeiten hatten bereits im Mai das Klima getrübt. Einige der insgesamt 14 Patriarchate und orthodoxen Kirchen hatten Bedenken über die Sitzordnung geäussert. Die slawischen, mit Moskau verbündeten Kirchen wollen eine Sitzordnung, die ihrem Führungsanspruch gerecht wird. Die griechisch beeinflussten Kirchen wollten dem Patriarchen von Konstantinopel jedoch eine herausragende Sitzposition geben. (sda/dpa)

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