Umwelt: Fast 23'000 Todesfälle wegen Kohlekraftwerken

Umwelt: Fast 23'000 Todesfälle wegen Kohlekraftwerken

05.07.2016, 06:40

Nach einer Analyse von vier Umweltverbänden sind die Emissionen aller europäischen Kohlekraftwerke für jährlich 22'900 vorzeitige Todesfälle sowie zehntausende Herz- und Lungenkrankheitsfälle verantwortlich. In der Schweiz sind es demnach bis zu 400.

Die Gesundheitskosten belaufen sich auf bis zu 62.3 Milliarden Euro jährlich, wie es in der am Dienstag veröffentlichten Studie mit dem Titel «Europe's Dark Cloud» (Europas dunkle Wolke) heisst. Die Untersuchung stützt sich auf Auswertungen von 257 der 280 europäischen Kohlekraftwerke.

An der Spitze der Staaten, von denen die grössten Belastungen ausgehen, sieht die Studie Polen. Die polnischen Kraftwerke sollen demnach jährlich für 5830 vorzeitige Todesfälle verantwortlich sein, gefolgt von Deutschland mit 4350 Fällen sowie Grossbritannien (2860), Rumänien (2170) und Bulgarien (1570).

Die fünf EU-Staaten, die am meisten unter Kohleschadstoffen leiden, sind demnach Deutschland (3630 vorzeitige Todesfälle durch eigene und fremde Kraftwerke), Grossbritannien (2100), Polen (1860), Italien (1610) und Frankreich (1380). In der Schweiz gehen laut Bericht jährlich zwischen 100 und 400 vorzeitige Todesfälle auf Kohleschadstoffe aus der EU zurück.

Kohleausstieg gefordert

An der Studie beteiligten sich der in Brüssel ansässige Umwelt- und Gesundheitsverband HEAL, die britische Umweltorganisation Sandbag, der Klimadachverband Climate Action Network (CAN) und die Umweltstiftung WWF. Die Verbände fordern angesichts der Gesundheitsschäden und des Klimawandels, so schnell wie möglich europaweit aus der Kohleenergie auszusteigen.

«Der Report bestätigt erneut, dass unsere Abhängigkeit von Kohlestrom auf dem Rücken der Menschen ausgetragen wird und alle Europäer einen hohen gesundheitlichen Preis dafür zahlen», erklärte Julia Huscher von der Organisation HEAL. «Dass Deutschland das am stärksten betroffene Land in Europa ist, sollte die Bundesregierung zum Handeln bringen.»

Die WWF-Klimaschutzreferentin Viviane Raddatz forderte, Deutschland müsse einen «sozialverträglichen Fahrplan zum Ausstieg aus der Kohleverstromung vorlegen, der bis spätestens 2035 komplett umgesetzt wird». (sda/afp)

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