Brexit: Resultate deuten auf Mehrheit für EU-Austritt hin

Brexit: Resultate deuten auf Mehrheit für EU-Austritt hin

24.06.2016, 05:40

Beim Brexit-Referendum zeichnet sich eine Mehrheit für einen Austritt Grossbritanniens aus der EU ab. Nach Auszählung von zwei Dritteln aller Wahlkreise liegen die EU-Gegner mit 51.3 Prozent vorne.

In über 260 der 382 Wahlbezirke erreichten die Austritts-Befürworter 10.8 Millionen Stimmen, das Pro-EU-Lager mehr als 600'000 Stimmen weniger. Nach Angaben von Experten genügen 16.8 Millionen Stimmen zum Sieg. Allerdings waren noch mehr als 115 Bezirke auszuzählen.

Dafür, dass sich die Tendenz verfestigen könnte, spricht einiges: Die viel beachteten Buchmacher gehen beispielsweise mittlerweile von einem Brexit aus. Beim Wettanbieter Betfair wurde die Wahrscheinlichkeit dafür auf fast 90 Prozent taxiert.

Der Fernsehsender ITV rechnete in einer Analyse mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent mit einem Votum für den Ausstieg. Der Fernsehsender Sky prognostizierte einen Sieg des Brexit-Lagers mit 53 Prozent der Stimmen. Die Bank JP Morgan geht ebenfalls davon aus, dass die Befürworter eines EU-Ausstiegs vorne sein werden.

Städte gegen Brexit

Der angesehene britische Wahlforscher John Curtice sieht nach dem bisherigen Verlauf der Referendums-Nacht einen Brexit als wahrscheinlich an. «Das Leave-Lager ist jetzt der Favorit», sagte Curtice am frühen Freitagmorgen der BBC. «Der Gedanke an ein Verlassen der EU ist nicht mehr nur ein akademischer», sagte der Professor von der schottischen Strathclyde-Universität.

Für einen Verbleib in der Europäischen Union stimmte vorab die Bevölkerung in den Städten. So lehnten etwa Liverpool, Manchester sowie die schottischen Städte Glasgow und Edinburgh den Brexit ab, teilweise sehr deutlich. London dürfte sich ebenfalls deutlich für den Verbleib in der EU aussprechen.

Pfund auf Rekordtief

Die Aussicht auf einen Brexit hat das britische Pfund auf den tiefsten Stand seit mehr als 30 Jahren gedrückt. Am frühen Freitagmorgen fiel die britische Währung erstmals seit 1985 unter die Marke von 1.35 US-Dollar.

Die Abstimmungslokale waren bis 23 Uhr MESZ offen. Seither werden die Stimmen ausgezählt. Die Wahlbezirke melden ihre Resultate nach und nach. Ein Endresultat wird in den nächsten Stunden erwartet. Die Wahlbeteiligung lag bei 72.1 Prozent, wie aus Daten der britischen Nachrichtenagentur PA aus allen Wahlkreise hervorgeht.

Premierminister David Cameron hat für einen Verbleib in der EU geworben, nachdem er in Brüssel Sonderregelungen für die Briten ausgehandelt hatte. Sein Hauptkontrahent in dem hitzigen Wahlkampf war der Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson. Sein Lager propagierte eine Abkehr von der EU mit der Warnung vor einer ungebremsten Einwanderung von Ausländern.

Die EU-Anhänger um Cameron konterten mit dem Schreckensbild einer Rezession und einem massenhaften Verlust von Arbeitsplätzen. Ein Brexit könnte Auswirkungen weit über die Grenzen Grossbritanniens hinaus haben. (sda/reu)

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