Salah Abdeslam schweigt zum Auftakt des Prozesses in Brüssel

Salah Abdeslam schweigt zum Auftakt des Prozesses in Brüssel

05.02.2018, 13:36

Der mutmassliche radikal-islamische Terrorist Salah Abdeslam hat zum Auftakt seines Prozesses in Brüssel die Aussage verweigert. «Ich möchte nicht auf Fragen antworten», sagte der 28-jährige Franzose am Montag. «Ich verteidige mich durch Schweigen.»

Damit zerschlug sich die Hoffnung, dass Abdeslam seine monatelange Aussageverweigerung brechen und vielleicht erste Hinweise auf die Terroranschläge von Paris und Brüssel geben könnte.

Sein mutmasslicher Komplize Soufien Ayari machte dagegen ausführliche Angaben und räumte Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) ein. Die eigentlichen Tatvorwürfe bestritt Ayari.

Prozess wegen Schüssen auf Polizei

Abdeslam soll zur Terrorzelle gehören, die die schweren Anschläge in Paris im November 2015 und in Brüssel im März 2016 verübte. Angeklagt ist er gemeinsam mit Ayari jetzt aber zunächst wegen eines Feuergefechts mit der Polizei im Brüsseler Viertel Forest.

Dort sollen die beiden mit einem weiteren Terroristen am 15. März 2016 auf Beamte geschossen haben, die die Wohnung durchsuchen wollten, in der sie sich versteckt hielten. Der dritte Verdächtige, der Algerier Mohammed Belkaid, wurde dabei getötet.

Abdeslam und Ayari flohen nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft. Drei Tage später wurden sie im Stadtteil Molenbeek gefasst. Weil in Forest mehrere Polizisten verletzt wurden, wird den Angeklagten versuchter Mord vorgeworfen.

Mutmasslicher Komplize redet

Zuerst nahm sich das Gericht den 24-jährigen Ayari vor, der auch einige wesentliche Informationen preisgab. Der Tunesier bestätigte, dass er ein Jahr bei der IS-Terrormiliz in Syrien gewesen sei.

Er räumte auch ein, dass er und Abdeslam sich wochenlang in jener Wohnung in Forest versteckt gehalten hätten und am Tag des Feuergefechts vor Ort gewesen seien. Auf die Polizisten geschossen habe aber nur Belkaid - der Mann, der selbst getötet wurde und sich nicht mehr äussern kann.

Bei etlichen Nachfragen der Vorsitzenden Richterin wurde Ayari dann auch recht vage, zum Beispiel, wie ihm mit Abdeslam von Forest die Flucht gelang und wie er genau zum Terror des IS in Europa steht.

Nur wenige Aussagen von Abdeslam

Abdeslam selbst hörte sich die mehr als einstündige Befragung seines mutmasslichen Komplizen an, bis er selbst an die Reihe kam und die Sache kurz machte: «Ich schweige, das ist mein Recht», sagte der 28-jährige Franzose. «Mein Schweigen macht mich aber nicht zu einem Schuldigen oder zu einem Kriminellen.»

Das Gericht solle seine eigenen Schlüsse ziehen, er vertraue auf Allah: «Ich habe keine Angst vor Ihnen.»

Abdeslam gilt als einziger Überlebender der IS-Selbstmordkommandos, die am 13. November 2015 die Pariser Terrorwelle mit 130 Toten verübten. Er soll selbst einen Sprengstoffgürtel gehabt, aber nicht gezündet haben.

Stattdessen floh er nach Erkenntnissen der Ermittler nach Belgien und tauchte unter, bis er bei der Razzia in Forest aufgespürt und am 18. März 2016 festgenommen wurde. Vier Tage später sollen Mitglieder seiner Terrorzelle die Selbstmordanschläge in der Brüsseler U-Bahn und am Flughafen verübt und 32 Menschen getötet haben. Die Ermittlungen zu beiden Terrorwellen sind nicht abgeschlossen, die Prozesse nicht terminiert.

Täglicher Transport nach Brüssel

Auch zu möglichen Zusammenhängen gab der mitangeklagte Ayari aber einen wichtigen Hinweis. Er sagte, während seiner Zeit im Unterschlupf in Forest sei dort mehrfach Brahim El Bakraoui aufgetaucht und habe mit Belkaid gesprochen. El Bakraoui und sein Bruder Khalid gehörten zu den drei Brüsseler Selbstmordattentätern.

Der Aufwand für den Brüsseler Prozess ist enorm. Abdeslam sitzt in Frankreich in Untersuchungshaft und wurde in der Nacht von dort nach Brüssel gebracht.

Er kam erst unmittelbar vor Prozessauftakt am Montagmorgen am streng gesicherten Justizpalast im Süden der belgischen Hauptstadt an. Der Transport hin und her soll täglich wiederholt werden. Der Prozess ist zunächst bis Freitag terminiert, wird aber wohl länger dauern. (sda/dpa)

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