Bern gegen die ZSC Lions und Biel gegen Lugano lauten die Duelle der Playoff-Halbfinals, die morgen beginnen. Auf dem Papier ist Meister Bern Favorit gegen den ZSC. Doch die Zürcher haben bereits den Qualizweiten Zug überrascht und die Serie deutlich mit 4:1 gewonnen. Biel ist gegen Lugano trotz Heimrecht nicht zwingend zu favorisieren, dafür fehlt den Seeländern etwas die Erfahrung.
Wir haben einen Blick auf die Statistiken der Playoff-Viertelfinals geworfen und analysiert, wo die Stärken und Schwächen der Teams bisher gelegen haben. Auch wenn die Statistiken der Halbfinal-Teilnehmer vom jeweiligen Gegner abhängig waren, geben die Zahlen dennoch einen guten Anhaltspunkt zu den bisherigen Leistungen.
Der SC Bern und der HC Lugano haben in ihren bisherigen Playoff-Spielen eine hervorragende Tor-Bilanz. Beide kommen auf etwa 1,5 Tore pro Drittel. Biel und der ZSC erzielten rund ein Tor weniger pro Partie.
Tore pro Spiel:
SC Bern 4,6
HC Lugano 4,4
EHC Biel 3,5
ZSC Lions 3,4
Punkto Gegentore ist der SC Bern deutlicher Playoff-Krösus. Es folgen Lugano und die Lions mit dem exakt selben Schnitt. Biel musste von den Halbfinalisten am meisten Gegentore hinnehmen.
Gegentore pro Spiel:
SC Bern 1,8
HC Lugano 2,4
ZSC Lions 2,4
EHC Biel 2,83
Bei der Tordifferenz bei numerischem Gleichstand (beide Teams mit gleich vielen Spielern auf dem Eis) schwingt der SC Bern obenaus. Auch Biel kann sich als sehr gutes Equal-Strength-Team behaupten. Der ZSC hat sich als einziges Team mit einer negativen Tordifferenz in dieser Sparte für die Halbfinals qualifiziert.
Plus-Minus-Tore bei nummerischem Gleichstand:
SC Bern +11
EHC Biel +8
HC Lugano +6
ZSC Lions -1
Dafür stehen die Zürcher bei der Tordifferenz am besten da. Die Zürcher haben gegen Zug sechs Tore in Überzahl erzielt, nur zwei Treffer in Unterzahl erhalten und konnten zusätzlich noch zwei Shorthander verzeichnen. Lugano und Bern bewegen sich ungefähr auf dem gleichen Level. Biel fällt hier deutlich ab.
Plus-Minus-Tore Special Teams:
ZSC Lions +6
HC Lugano +4
SC Bern +3
EHC Biel -4
Bern hat alle 1,5 Minuten einen Torschuss zu verzeichnen, das ist Playoff-Topwert. Etwas dahinter folgen die ZSC Lions. Biel und Lugano haben deutlich weniger Abschlüsse.
Schüsse pro Spiel:
SC Bern 40,80
ZSC Lions 36,20
EHC Biel 30,17
HC Lugano 27,20
Die grosse Stärke des HC Lugano ist die Schusseffizienz. Überragende 16,18% ihrer Schüsse finden den Weg ins Tor. Auch Bern und Biel haben eine gute Effizienz, die ZSC Lions haben diesbezüglich noch grosses Verbesserungspotential.
Schusseffizienz:
HC Lugano 16,18%
SC Bern 11,27%
EHC Biel 11,05%
ZSC Lions 9,39%
Während Lugano, der ZSC und Bern etwa gleich viele Schüsse des Gegner hinnehmen mussten, schwingt der EHC Biel in dieser Statistik obenaus. Sie liessen gegen Davos bloss 25,83 Schüsse pro Partie zu. Das könnte aber auch damit zu tun haben, dass die Spiele zwischen Biel und Davos eher weniger intensiv waren, als die meisten anderen Playoff-Partien.
Schüsse des Gegners pro Spiel:
EHC Biel 25,83
HC Lugano 32,80
ZSC Lions 33,00
SC Bern 33,60
Die ZSC Lions führen diese Statistik deutlich an. Das ist allerdings vor allem ein Beweis dafür, wie stark Zugs Offensivbemühungen während der Viertelfinalserie waren. Die anderen drei Teams bewegen sich alle um einen ähnlichen Wert.
Blocks pro Spiel:
ZSC Lions 26,00
EHC Biel 17,57
SC Bern 17,60
HC Lugano 15,40
Bern, Zürich und Lugano konnten bisher auf ausserordentlich starke Torhüter zurückgreifen. Vor allem die Fangquote von Leonardo Genoni ist unfassbar gut. Jonas Hillers knappe 90% sind in Ordnung, der Nati-Goalie kann sich aber sicher noch steigern.
Gehaltene Schüsse:
Leonardo Genoni (SC Bern) 95,78%
Lukas Flüeler (ZSC Lions) 93,29%
Elvis Merzlikins (HC Lugano) 92,68%
Jonas Hiller (EHC Biel) 89,68%
Lugano trifft in fast jedem dritten Powerplay, was eine hervorragende Quote ist. Auch die ZSC Lions und der SC Bern sind diesbezüglich stark. Deutlich abgeschlagen ist der EHC Biel mit einer miserablen Powerplay-Ausbeute.
Genutzte Powerplays:
HC Lugano 31,82%
ZSC Lions 28,57%
SC Bern 25%
EHC Biel 9,09%
Der ZSC als Meister der Unterzahl. Die Zürcher liessen im Boxplay sehr wenig zu, genau wie der SC Bern. Luganos Unterzahlspiel ist in Ordnung, der EHC Biel hat wie auch in Überzahl eine sehr schwache Quote.
Penalty-Killing:
ZSC Lions 93,55%
SC Bern 90,91%
HC Lugano 85,71%
EHC Biel 62,5%
Bern zeigte sich gegen die aggressiven Genfer diszipliniert und nahm lediglich 30 Strafminuten. Auch der EHC Biel griff gegen Davos selten zu unerlaubten Mitteln. Anders sieht es bei Lugano und den ZSC Lions aus, die deutlich öfters für Regelverstösse bestraft wurden.
Anzahl Strafminuten:
SC Bern 30
EHC Biel 42
HC Lugano 72
ZSC Lions 80
Von ihren 338 Bullys haben die ZSC Lions 188 für sich entscheiden können und damit die beste Quote aller Playoff-Teilnehmer. Auch der HC Lugano und der EHC Biel gewannen mehr als die Hälfte der «Faceoffs». Berns Quote ist hingegen noch ausbaufähig.
Quote der gewonnen Bullys:
ZSC Lions 55,62%
HC Lugano 52,45%
EHC Biel 51,19%
SC Bern 47,90%
Stärken: Boxplay, Schussproduktion, Disziplin, Fangquote.
Schwächen: Zugelassene Schüsse, Bullys.
Playoff-Topskorer: Andrew Ebbett 9 Pt. (2 Tore, 7 Assists)
Der SC Bern dominiert die meisten Statistiken – vor allem die zwei wichtigsten: Sie haben am meisten Tore geschossen und am wenigsten erhalten. Genf-Servette war aber auch der schwächste aller Playoff-Teilnehmer. Von den ZSC Lions werden die Berner sicher stärker gefordert.
Starke Special Teams, viele Abschlüsse und dazu mit Lukas Flüeler ein sicherer Rückhalt im Tor. Wenn die ZSC Lions noch etwas effizienter werden und sich nicht zu unnötigen Strafen hinreissen lassen, werden sie für den SC Bern ein ganz ganz mühsamer und schwieriger Gegner.
Stärken: Boxplay, Powerplay, Schussproduktion, Bullys, Fangquote.
Schwächen: Strafminuten, Schusseffizienz.
Playoff-Topskorer: Frederik Pettersson 6 Pt. (2 Tore, 4 Assists)
Bei keinem anderen Team sind die Schwächen so offensichtlich wie bei den Bielern. Die Quoten in Unter- und Überzahl sind erschreckend schwach. Dennoch konnten sich die Bieler gegen Davos durchsetzen. Das Optimierungspotential in den Special-Teams ist aber noch riesig. Wollen die Seeländer in den Playoff-Final muss zudem Jonas Hiller zum Hexer werden und seine Fangquote noch weiter nach oben schrauben.
Stärken: Zugelassene Schüsse, Disziplin.
Schwächen: Special-Teams (Powerplay und Boxplay), Fangquote.
Playoff-Topskorer: Toni Rajala 8 Pt. (6 Tore, 2 Assists)
Lugano holte gegen Fribourg das absolute Maximum raus. Die Tessiner eliminierten Gottéron trotz weniger Spielanteilen deutlich mit 4:1-Siegen. Das funktionierte dank der überragenden Effizienz, einem starkem Powerplay und einem guten Elvis Merzlikins im Tor. Fällt die Scheibe nicht mehr so «leicht» ins Tor könnte es für Lugano aber plötzlich ganz eng werden.
Stärken: Powerplay, Effizienz, Fangquote.
Schwächen: Anzahl Torschüsse, Disziplin.
Playoff-Topskorer: Maxim Lapierre 10 Pt. (4 Tore, 6 Assists)