Yorik2010
Beide sind Looser, der eine ist schon durchgefallen und der andere arbeitet intensiv daran!
Spätsommer 2016: Donald Trumps Wahlkampf versinkt im Chaos. Die Umfragewerte sind im Keller, es scheint bloss eine Frage zu sein, wie hoch der Sieg von Hillary Clinton ausfallen wird.
Auftritt Steve Bannon: Der in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Mann wird überraschend neuer Wahlkampfmanager. Und am 8. November 2016 ist die Sensation perfekt: Entgegen allen Erwartungen wird Donald Trump zum 45. Präsidenten der USA gewählt.
Die Vereinigten Staaten haben damit nicht nur einen neuen Präsidenten, sondern auch einen neuen Politstar: Steve Bannon, das Superhirn hinter Trump; Steve Bannon, der Wunderstratege; Steve Bannon, der Schattenpräsident.
Das Magazin «Time» hievt ihn aufs Titelblatt. In der Satiresendung «Saturday Night Live» wird er als Sensenmann dargestellt, dem Trump wie ein kleines Kind gehorcht. Joshua Green schreibt den Bestseller «Devil’s Bargain», in dem Bannon als «brillanter Ideologe aus dem Grenzbereich der amerikanischen Politik» bezeichnet wird.
Im Triumph liegt bekanntlich der Kern des Niedergangs. Das gilt auch für Steve Bannon: «(Er) hat sich als das Gehirn von Trump verkauft», schreibt Michael Wolff in seinem Buch «Fire and Fury». «Diese Prahlerei hat den Präsidenten enorm irritiert.»
Tatsächlich muss man nicht Sigmund Freud heissen, um zu erkennen, dass es tödlich ist, dem Präsidenten vor dem Scheinwerferlicht stehen zu wollen. Der ultimative Narzisst Trump duldet keine anderen Götter neben sich. Gegen dieses Gebot hat Bannon in geradezu fahrlässiger Art und Weise verstossen.
Doch Bannon kann nicht anders. Er ist ein Überzeugungstäter. Als Offizier der Navy hatte er viel Freizeit und diese verbrachte er damit, die Bücher von René Guénon und Julius Evola zu studieren. Er glaubt den faschistoiden Unsinn dieser Philosophen tatsächlich.
Im Gegensatz zu Trump hat er deshalb eine feste Vorstellung, wie ein nationalistisches Amerika auszusehen hat. Als frisch gekürter Chefstratege machte er sich umgehend daran, sie umzusetzen. Seinen Einfluss überschätzte er jedoch masslos. Bannon posierte vor einer Pinnwand mit unzähligen Forderungen, die im Interesse der «vergessenen Menschen» umgesetzt werden müssen. Schon beim ersten Versuch, dem legendären Einreiseverbot für Muslime, wurde er von den Richtern zurückgepfiffen.
Auch in Personenfragen hatte Bannon keine glückliche Hand. Er machte sich für den Sicherheitsberater Michael Flynn stark, der nach nur 20 Tagen Amtszeit zurücktreten musste. Dessen Nachfolger H.R. McMaster verbannte als erste Amtshandlung Bannon aus dem prestigeträchtigen Sicherheitsrat.
Bannon rühmt sich gerne, als Teenager ein gefürchteter Strassenkämpfer gewesen zu sein. In den Grabenkämpfen des Weissen Hauses verhielt er sich ungeschickt. Er legte sich sofort mit der Tochter des Präsidenten Ivanka und ihrem Gatten Jared Kushner an. Verächtlich nannte er das Paar «Jarvanka» und machte keinen Hehl daraus, was er von ihnen hält. Ivanka sei «dumm wie ein Ziegel», erklärte er gegenüber Michael Wolff, der ihn später genüsslich genauso in seinem Buch zitierte.
Kushner ist für Bannon ein mit einem goldenen Löffel im Mund auf die Welt gekommener liberaler Dummkopf, für den er nur Verachtung übrig hat. Im Streit mit den Jarvankas ging es um alles. «Es war ein Kampf auf Leben und Tod», schreibt Wolff. «Um Bannon zufrieden zu stellen, musste Kushner total diskreditiert werden – an den Pranger gestellt, verhört, am besten sogar ins Gefängnis geworfen werden.»
Bannon legte sich nicht nur mit den Kindern des Präsidenten an, sondern auch mit dessen Partei. Das Establishment der Grand Old Party (GOP) hasst er noch mehr als die Demokraten. Paul Ryan und Mitch McConnell, die Fraktionsführer der Republikaner im Abgeordnetenhaus, resp. dem Senat, sind für ihn die ultimativen Feindbilder.
Trump unterstützte ihn in diesem Kampf höchstens halbherzig. «Bannon wollte das gesamte republikanische Establishment loswerden», so Wolff. «Trump war damit zufrieden, dass es ihm gehorchte.»
Die Grabenkämpfe wurden derart heftig, dass der Präsident etwas unternehmen musste. Im Sommer 2017 feuerte er seinen Stabschef Reince Priebus und setzte den Vier-Sterne-General John Kelly an dessen Stelle. Dieser wiederum setzte umgehend Bannon vor die Tür des Weissen Hauses, denn er wusste, dass so etwas wie Ordnung nur dann möglich sein würde, wenn der ewige Intrigant weg war.
Zunächst machte Bannon gute Miene zum bösen Spiel. Er kehrte an seine alte Wirkungsstätte, das Onlineportal «Breitbart», zurück und versprach, den Präsidenten weiter mit aller Kraft zu unterstützen. Den Kampf gegen das GOP-Establishment führte er jedoch mit unverminderter Heftigkeit weiter.
Als Schlachtfeld wählte er den Bundesstaat Alabama. Dort musste ein Nachfolger in den Senat für den ins Amt des Justizministers erhobenen Jeff Sessions gewählt werden. Senatsführer Mitch McConnell unterstützte einen gewissen Luther Strange. Auch der Präsident tat dies. Bannon jedoch legte sich für Roy Moore ins Zeug, einen Vertreter der extremen konservativen Rechten.
Moore gewann die Vorwahlen haushoch und schien einem sicheren Sieg im stockkonservativen Alabama entgegenzusteuern. Dann stellte ihn die «Washington Post» als mutmasslichen Kinderschänder bloss. Trotzdem gelang es Bannon, Trump dazu zu bringen, sich öffentlich für Moore auszusprechen.
Die Rechnung ging nicht auf. Moore verlor hauchdünn gegen seinen demokratischen Herausforderer Doug Jones – und Trump stand nicht nur als Verlierer da, sondern auch als jemand, der einen Kinderschänder unterstützt hatte. Die Aktie Bannon erlitt einen weiteren Kurssturz.
Das endgültige Aus kam mit der Veröffentlichung von «Fire and Fury». Bannon war nicht nur die massgebliche Quelle für dieses für Trump so verheerende Buch. Ein Zitat Bannon könnte den Präsidenten auch in gröbere Schwierigkeiten mit dem Sonderermittler Robert Mueller bringen. Bannon behauptet nämlich, Donald Trump jr. habe die Russen am legendären Meeting vom 9. Juni 2016 auch ins Büros seines Vaters geführt.
Die Reaktion des Präsidenten erfolgte rasch und wie immer via Twitter. Bannon wurde zum «schlampigen Steve» degradiert, der «seinen Verstand verloren» habe.
Die Milliardärstochter Rebekah Mercer, bisher wichtigste Mäzenin Bannons, sagte sich öffentlich von ihm los. Der Verwaltungsrat von «Breitbart» enthob ihn seines Amtes, und in den Kommentaren des Onlineportals überwogen die Kommentare, die sich auf die Seite von Trump schlugen.
Heute steht Bannon mit abgesägten Hosen da. «Ich komme immer wieder zurück», verspricht er zwar trotzig in einem Interview mit der «Weltwoche». Doch er gibt eine jämmerliche Figur ab. Der angeblich so harte Strassenkämpfer winselt geradezu um die Gnade des Präsidenten und streicht der verlorenen Mäzenin Rebekah Mercer kiloweise Honig um den Mund.
Für einen Auftritt bei einem «Weltwoche»-Anlass reicht es Bannon jedoch noch allemal.
Pünktlich zum Bannon-Besuch gibt es auch den Schweizer-Ableger von «Breitbart»: www.breitbart.ch 😉