Nur einen Tag nach einem schweren Hackerangriff ist die Internetseite der belgischen Tageszeitung «Le Soir» erneut Opfer einer Cyber-Attacke geworden. Am Montagabend gegen 19.00 Uhr sei die Seite «als Vorsichtsmassnahme» fünf bis sechs Minuten vom Netz genommen worden, sagte der Chef der Zeitung, Didier Hamann, der belgischen Nachrichtenagentur Belga.
Der Angriff habe nicht die Ausmasse der massiven Attacke vom Sonntagabend auf die belgische Mediengruppe Rossel gehabt; ein Eindringen in das System sei nicht festgestellt worden, so Hamann. Es habe eine aussergewöhnlich hohe Anzahl Anfragen an die Seite gegeben, zudem habe sich der Vorfall «erneut in der Zeit des Redaktionsschlusses» ereignet.
Auch die Online-Auftritte der Zeitungen «La Libre Belgique» und «La Dernière Heure» des Verlags S.A. IPM waren am Montagabend gestört. Ralph Vankrinkelveldt, Chefredakteur von «La Dernière Heure», ging laut Belga zunächst von einer internen Panne aus, die IT-Experten wollten eine Cyberattacke aber nicht ausschliessen.
Am Sonntagabend wurde der Internetauftritt von «Le Soir» und mehrerer Regionalblätter für mehr als sechs Stunden abgeschaltet. Nur so habe ausgeschlossen werden können, dass Hacker dort Nachrichten platzierten, sagte der IT-Chef des Verlags, Pascal Van der Biest.
Über den Hintergrund der Angriffe gab es zunächst keine Informationen. Die Redaktion von «Le Soir» machte nach der Attacke vom Sonntag allerdings klar, dass nichts auf eine Verbindung zum Cyberangriff auf TV5 Monde hindeute.
Im Namen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hatten Hacker in der vergangenen Woche die IT-Systeme des französischen Senders gekapert und die Ausstrahlung der Fernsehprogramme stundenlang blockiert. Während des Angriffs platzierten sie Propaganda der Terrorgruppe auf den Webseiten und Social-Media-Angeboten des Senders.
Über den Kurznachrichtendienst Twitter erweckte ein Hacker mit dem Pseudonym DzFalcko den Eindruck, hinter dem Angriff vom Wochenende zu stehen. Nach Angaben des Verlags war es zunächst allerdings nicht möglich, dies zu verifizieren.
Nach Angaben des IT-Chefs von Rossel, Van der Biest, war der Angriff am Sonntag professionell geplant. «Handelt es sich um eine isolierte Attacke oder einen Angriff einer Terroristen? Das ist schwer zu sagen», kommentierte er. Das Unternehmen erstattete am Montag Anzeige gegen unbekannt und erhöhte seine Sicherheitsvorkehrungen.
«Le-Soir»-Chef Hamann wies darauf hin, dass die Website seines Blattes regelmässig angegriffen werde. Diesmal habe die Firewall nicht wie üblich funktioniert. «Wir versuchen, den Ursprung der Attacke festzustellen», sagte Hamann Belga. Die gedruckten Zeitungen des Verlags konnten am Montag planmässig erscheinen.
Zuletzt hatte es im Verlag am 11. Januar Terroralarm gegeben. Damals wurden nach einer telefonischen Bombendrohung Redaktionsbüros von «La Capitale» und «Le Soir» in Brüssel geräumt. Als Anrufer wurde später ein Mitglied der linksextremen Szene identifiziert. Eine Bombe wurde nicht gefunden. (feb/sda/dpa)