Ende Juni hatte Facebook rund 1.6 Milliarden aktive User. Also Personen, die sich täglich ins Soziale Netzwerk einloggen. Diese laden gigantische Mengen an Daten hoch. An einem einzigen Tag werden etwa 350 Millionen Fotos auf die Plattform gestellt. Sie alle müssen einem gewissen Standard entsprechen und dürfen die Facebook-Regeln nicht verletzen.
Um dies zu überprüfen setzt das Unternehmen tausende Personen ein, welche sich durch den Content klicken. Sie müssen entscheiden, ob der Content okay ist, oder ob er gelöscht werden muss. Etwa dann, wenn Gewalt oder Pornographie zu sehen ist.
Nun hat die britische Zeitung The Guardian mit in Berlin ansässigen Moderatoren gesprochen, welche für das Unternehmen jahrelang Facebook-Beiträge überprüft haben. Es hat sich herausgestellt, dass der Job sie bis an ihre Grenzen und darüber hinaustreibt. Die Interviewten sprachen davon, dass einige wegen der Hassreden und Fake News weit ins rechte politische Spektrum gedriftet seien. Andere seien süchtig nach verstörenden Inhalten geworden.
Nebst Fotos und Videos müssen die Moderatoren auch verdächtige private Chats kontrollieren und das kann zuweilen ziemlich an die Nieren gehen. Eine Mitarbeiterin – alle wollten anonym bleiben – erzählt: «90 Prozent drehen sich um Sex. Wir haben reiche weisse Männer aus Europa, aus den USA, die an Kinder auf den Philippinen schreiben ...»
Weil es den Job als solches noch nicht lange gibt, sei das Ganze wie ein Experiment, sagt ein anderer Moderator. Zunächst wurde vom Unternehmen vorgegeben, dass 1000 Beiträge in einer achtstündigen Schicht kontrolliert werden müssen. 30 Sekunden Zeit pro Beitrag.
Für die Mitarbeiter eine kaum auszuhaltende Arbeitslast, wie ein Interviewter zu Protokoll gibt. «Ich denke, es ist eine Verletzung der Menschenrechte. Man kann niemanden bitten, schnell zu arbeiten, gut zu arbeiten und verstörende Inhalte zu sehen. Die Dinge, die wir gesehen haben, sind einfach nicht richtig.»
Mittlerweile ist das Volumen auf die Hälfte reduziert worden. Doch die Belastung bleibt hoch. Der Content setzt den Moderatoren zu:
Trotz der grossen Herausforderung vor welcher die Moderatoren täglich stehen, werden sie schlecht bezahlt. «Eigentlich das Mindesteinkommen», sagen sie. Die psychologische Unterstützung ist offenbar ebenfalls ungenügend. Viele Mitarbeiter wüssten sich nur mit Medikamenten zu helfen.
Die Probleme seien nicht unlösbar, so die Moderatoren, auch sei ihre Arbeit wichtig, doch es müssten unbedingt mehr Leute eingestellt werden, um die Belastung zu reduzieren.
Facebook selber sagt gegenüber dem Guardian:
(cma)
Gruss Hansel