Darum warnen Informatiker eindringlich vor Office 365 an Schulen
In einem aktuellen Positionspapier beschweren sich deutsche Informatiklehrer über die mögliche Umstellung bei Schulen auf Microsoft 365 in Baden-Württemberg.
Die Gesellschaft für Informatik fürchtet, dass das an die Schweiz angrenzende Bundesland mit dem Office-Paket seine digitale Souveränität im Bildungssystem verliere. Laut den Fachleuten steht noch viel mehr auf dem Spiel, es wäre «ein Rückschritt in allen Bereichen»:
- Datenschutz
 - Demokratieerziehung im digitalen Bereich
 - Digitale Souveränität
 - Methodik und Didaktik
 - Einheitlichkeit, Offenheit und Kollaboration
 
Open-Source statt kommerziell, geschlossen
Ihnen liege sehr daran, dass die hervorragende Infrastruktur in Baden-Württembergs Schulen auf einer Open-Source-Basis erhalten bleibe, konstatieren die Informatiklehrer in dem am 2. November veröffentlichen Positionspapier.
Im Mittelpunkt einer digitalen Schule sollte immer ein wirklich auf Lernen ausgerichtetes Lernmanagementsystem stehen, so die Pädagogen. Mit der bereits eingesetzten Open-Source-Plattform Moodle stehe dies zur Verfügung – «inklusive offener Standards und Interoperabilität».
Warnung vor noch stärkerem Lock-in-Effekt
Wie heise.de schreibt, hatte sich zuvor der deutsche Verband zur Förderung des MINT-Unterrichts (MNU) ähnlich geäussert. Dieser mache sich für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik stark und sei «klar gegen die Nutzung von Microsoft Office 365-Werkzeugen» an Schulen.
Der schon in der Schulzeit beginnende Lock-in-Effekt impliziere «eine Stärkung des Microsoft-Monopols und einer schon jetzt gefährlichen technologischen Abhängigkeit Europas von einem amerikanischen Unternehmen».
Mit Linux und Open-Source-Software europäischen Ursprungs könne dieser Entwicklung begegnet werden.
Das Wein-Beispiel
Die Informatiklehrer schreiben:
Jede Lehrkraft sollte sich fragen, ob bei diesem Thema der Bildungsauftrag – oder vor allem die eigene Bequemlichkeit eine Rolle spielen: ‹Ich benutze jetzt schon so lange Word, da will ich mich nicht mehr umgewöhnen›. Und nun sollen Schüler*innen unter unserer Anleitung genau denselben Weg gehen?»
EU-Datenschützer warnte schon im Sommer
Der Europäische Datenschutzbeauftragte (EDSB) hatte bereits im Sommer vor der Verwendung von Microsoft-Produkten durch EU-Institutionen gewarnt. Er riet, die Verträge umzuwerfen und komplett neu zu verhandeln, da Microsoft ein «intransparenter Controller» sei, der die Kontrolle über die Art der Verarbeitung von Daten an sich gerissen habe.
Quellen
- heise.de: Baden-Württemberg: Informatiker warnen vor Microsoft 365 an Schulen
 - fg-illbw.gi.de: Positionspapier MS 365 (PDF, von der Fachgruppe in der Gesellschaft für Informatik)
 
(dsc)
