Die kleine Schule Kallern nimmt eine Vorreiterrolle wohl im ganzen Kanton Aargau ein: Mit der Anschaffung von zehn Google-Chromebooks und mit einem aktualisierten Konzept zur Informations- und Kommunikationstechnologie spielt sie ab dem neuen Schuljahr in Sachen Digitalisierung und Datenverarbeitung an der Schule in der ersten Liga.
Der digitale Fortschritt macht nicht vor der Schulhaustüre Halt und der neue Aargauer Lehrplan 21 führt das Fach Medien und Informatik auf dem Stundenplan. «Aber die heutige Vorstellung von EDV-Unterricht im separaten Informatikzimmer ist einfach nicht mehr zeitgemäss», sagt Schulpflegepräsident Daniel Schwegler, der auch im Gemeinderat sitzt. Also wurden neue Wege gesucht und zugleich der Beweis erbracht: «Die Digitalisierung an der Schule muss nicht teuer sein.» Kallern hat dafür 4000 Franken ausgegeben.
Der Aufwand, Laptops «am Leben» zu erhalten, wie sich Schwegler ausdrückt, wurde in Kallern immer grösser. Da musste wieder etwas installiert werden, dort funktionierte ein Audioausgang nicht. «Da haben wir nach einer kostengünstigen, zukunftsgerichteten Lösung gesucht», erklärt der Datenbankspezialist.
Die Schulpflege wurde unter anderem in Konolfingen BE fündig, wo man mit Chromebooks arbeitet. Diese browserbasierten Notebooks sind leicht zu bedienen und zu administrieren. Sie sind günstig (an der Oberstufe Konolfingen können die Schülerinnen und Schüler die Geräte nach drei Jahren Schulzeit gleich behalten) und erlauben es den Lehrkräften, sich auf den Unterricht zu konzentrieren, ohne sich mit Hard- und Software herumschlagen zu müssen.
«Wir haben gemerkt: Es muss nicht immer Microsoft oder Apple sein», sagt Schwegler. Und zieht Bilanz: «Chrome OS überzeugt mit der einfachsten Handhabung und ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis.»
Es bestehe keine Abhängigkeit zu einem bestimmten Gerätehersteller und es gebe für wenig Geld explizit für den Bildungsbereich konzipierte und stabile Endgeräte.
Bei den Lehrkräften wurde der Vorschlag offen und positiv aufgenommen.
Gespeichert wird in der Cloud. Schwegler ist sich bewusst, dass bei diesem Stichwort, zumal in Zusammenhang mit Google, bei vielen die Alarmglocke läutet. «Wenn die gespeicherten Daten aber klar klassifiziert werden, gibt es keine Probleme», erklärt er.
Eine separate Datenhaltung auf einem eigenen Server sei für die kleine Schule einfach zu aufwendig und zu teuer. Alle schützenswerten Daten wie Noten, Beurteilungen, Adresslisten usw. werden an der Schule in der Lösung «LehrerOffice» gehostet, wie es im ganzen Kanton üblich ist. Für die Internetnutzung gibt es ein Regelwerk und eine Filterung, die grösstmögliche Sicherheit bietet.
«An der Schule Kallern werden die Schülerinnen und Schüler auf das Leben in der Mediengesellschaft vorbereitet. Dazu gehört ein kompetenter und verantwortungsvoller Umgang mit Medien und Informatiksystemen», heisst es im aktualisierten Konzept zur Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT-Konzept).
Medienbildung ist Teil einer ganzheitlichen Bildung. «Es geht nicht darum, die Digitalisierung von 0 auf 100 zu pushen», sagt Schwegler. Vielmehr soll sie situationsgerecht eingesetzt werden. «Digitalisierung ist kein Allerheilmittel, nur eine Ergänzung. Wir legen viel Wert auf unseren guten bisherigen Unterricht.»
Zwar ist Kallern im Kanton jetzt in einer Vorreiterrolle, aber Schwegler weiss auch, dass andere, vor allem im Ausland, viel weiter sind. Um nochmals das Beispiel Konolfingen zu nennen: Dort werden an der Oberstufe bereits heute die Schulaufgaben teilweise digital abgegeben. «Davon sind wir noch ein Stück entfernt.» Aber er ist sicher: Das wird an den Schulen genauso Standard wie der persönliche Laptop für jede Schülerin und jeden Schüler.
In diesem Zusammenhang sieht er im Moment allerdings nicht das Bring Your Own Device (BYOD)-Prinzip, also die Nutzung privater Endgeräte, sondern das Leave Your Own Device (LYOD)-Prinzip, die Ausstattung aller Schülerinnen und Schüler mit identischen Endgeräten. «BYOD geht aus meiner Sicht schon aus sozialen Gründen nicht, ganz abgesehen von der Belastung der Lehrpersonen mit unterschiedlichen Geräten und aufkommenden technischen Problemen.»
Mit zehn neuen Google Chromebooks, ergänzend zu den bisherigen Windows Laptops, hat die Schule Kallern den ersten Schritt in ihre digitale Zukunft getan.
Weiterführende Infos: Pilotprojekt Chromebook, Abschlussbericht Schule Konolfingen BE (Mai 2016, PDF).
Dann kauft man entweder iPads (weil die junge Lehrerin diese vom Studium kennt) oder man kauft Notebooks (weil der Schulpflegspräsident zuhause auch Windows hat und das "schon recht ist").
Richtig evaluiert wird mangels Zeit und Kompetenz selten.
Deshalb bin ich immer froh um solche Erfahrungsberichte.